Dreamworld Collapse
Eine Rebellion in einer dystopischen Zukunftsvision. Epische Musik, progressive Melodien, harte Gitarren, orchestrale Dramatik. Nein, wir reden hier nicht über das neue Ayreon oder Dream Theater Konzeptalbum, sondern vom zweiten Album der schwäbischen Metaller SpiteFuel aus Heilbronn, die nur ein Jahr nach ihrem hochgelobten Debüt Second To None gleich mal ein Konzeptalbum mit der genretypischen Story von Freiheit, Unterdrückung, Aufstand und Erlösung.
Die Geschichte aus dem Jahr 8389 handelt von Xam, einem Maurer (!), der in der letzten Stadt der Menschheit, einer riesigen Kuppel, lebt und arbeitet und auf die geheimnisvolle Dame Brilliant White trifft, die ihm vom Leben außerhalb der Kuppel berichtet. Natürlich wird hier storytechnisch und musikalisch das eine oder andere Klischee bedient, aber wen stört das schon? Und sind wir doch mal ganz ehrlich: Allen, denen Dream Theaters „Astonishing“ zu soft oder zu kitschig war, werden mit Dreamworld Collapse sehr zufrieden sein. Das Quintett aus Heilbronn beweist, dass sich Heavy Metal aus deutschen Landen auch auf dem Gebiet der dystopischen Konzeptalben durchaus mit der internationalen Konkurrenz messen kann.
Der dramatische Power Metal der Band streift immer wieder die Genres Symphonic Metal und Progmetal und überzeugt mit starker Gitarrenarbeit und einem sehr tighten Schlagzeugspiel. Gastbeiträge wie weiblicher Gesang, Querflöte, analoge Synths oder auch ein klassisches Piano sorgen für Abwechslung, wobei es die Band um Frontmann und Songschreiber Stefan Zörner schafft, nie das Gesamtkonzept aus den Augen zu verlieren. Trotz aller Experimente bleibt das Album in sich stimmig und ist zu jeder Sekunde ein richtiges Metalding und kein Orchesterwerk mit beigepackten Gitarren. Das wird schon in der kraftstrotzenden Eröffnung ‚Brick By Brick‘ deutlich. Immer wieder sorgen filigrane Gitarrensoli und ohrwurmlastige Melodien für zufriedenes Grinsen beim Zuhören, man schließt die Augen und wird hineingezogen in eine düstere Zukunftsvision. Die Longtracks ‚Dreamworld Collapse Part I und II‘ sowie ‚Brilliant White Lies‘ stellen die zentralen Hauptstücke der Geschichte dar, und man darf sich immer wieder wundern, dass dies tatsächlich erst das zweite Album SpiteFuels ist, denn viele andere Bands benötigen eine Menge mehr Alben, um zu solch einem herausragenden Qualitätslevel zu gelangen.
„Dreamworld Collapse“ ist breit angelegtes Kopfkino mit einem herausragenden Heavy-Metal-Soundtrack, ein packendes Album, das nicht nur eine faszinierende Geschichte erzählt, sondern eben auch – und das ist ja die Hauptsache – musikalisch voll und ganz überzeugen kann. Damit liefern SpiteFuel eines der besten Metal-Alben des bisherigen Jahres ab und legen die Messlatte für ihre nächste Scheibe verdammt hoch.