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Crystals

Wieder einmal treffen wir auf eine polarisierende Band. Die Jungs aus Castrop-Rauxel kommen mit ihrem mittlerweile dritten Studioalbum daher, und eins kann man vorweg sagen: Wer mit Eskimo Callboy bisher nicht warm geworden ist, wird es auch mit “Crystals“ nicht unbedingt einfacher haben. Allerdings gilt dies auch für unzählige andere Bands, weshalb man daraus eigentlich kein großes Thema machen sollte.

Viel wichtiger ist es, zu sehen, dass der Sixer auch hier wieder sein Talent für Partymucke unter Beweis stellt. Der Mix aus harten Riffs, dem abwechselnd roughen und cleanen Gesang von Sebastian und Kevin und die elektronischen Beats ist halt Geschmackssache. Trotzdem haben sie mit ihren ersten beiden Alben ihre Fans gefunden und wissen auch live mächtig zu überzeugen. So wird es auch mit “Crystals“ wieder der Fall sein. Neben den Metalsounds haben sie auch wieder Elemente aus Techno und Dubstep parat und so richtig poptrashig wird es dann auch noch mit der Einlage aus “Tearing Up My Heart“ von *NSYNC (“Baby (T.U.M.H.)“. Doch da sie dem Grundgerüst, dem Metalcore, treu bleiben, wirkt alles immer schön kräftig und lässt die Boxen mächtig die uns umgebenden vier Wände erschüttern.

Auf “Crystals“ stechen dabei vor allem “My Own Summer“, der Opener “Pitch Please“, der jede Strandparty unterstützen sollte, und der Titelsong hervor, die allesamt die Mischung aus Härte und mitsingbaren Passagen gut miteinander verbinden. Es ist zwar schon wesentlich massenkompatibler als die Titel der Vorgängeralben, aber sie machen einfach Spaß. Absolute Metalpuristen werden bei diesen Titeln wohl die wenigsten Toleranzschwierigkeiten haben, was beim Rest des Albums, vor allem bei “Best Day“, schon etwas anders aussehen wird. Mitsingkompatibel sind fast durchgehend alle Lieder, aber gerade der genannte Titel, der zusammen mit Sido und all den klischeebehafteten Themen dargeboten wird, die man so mit ihm in Verbindung bringt, sind ein sofortiges K.O. für viele. Da der Song aber eher in Richtung alte Linkin Park ausfällt – inklusive der Rap-Passagen -, werden zumindest New-Metal-Fans auf ihre Kosten kommen. Als Wiedergutmachung gibt es ja schließlich noch “F.D.M.D.H.“. Das überrascht nach einem kurzen Intro mit einer für den Rest des Albums untypischen Härte und Geschwindigkeit, sodass man nicht nur glaubt, von einem Brett mitten im Gesicht getroffen worden zu sein, sondern gleich den ganzen Wald in Gesicht und Magengegend vermutet. Mehr davon!

Eskimo Callboy haben mit “Crystals“ erneut einen dicken Keil in die Hörerschaft gerammt. Dadurch sind aber nicht etwa zwei Parteien entstanden, sondern gleich eine dritte, die sich direkt am Keil selbst befindet. Dort ist der wachsende Bereich, in dem knallharte Metalsounds mit Dubstep und Partygegröle ideal verschmelzen und neue quietschbunte Kristalle entstehen, bei denen man entweder zugreift oder sich abwendet. Und mal ehrlich: Ein bisschen Bling Bling hat doch noch keinem geschadet.

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