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Carried To Dust

Calexico, die Band mit DEM Klang, auf dem die beiden ehemaligen Giant Sand-Mitstreiter Joey Burn und John Convertino geradezu ein eigenes Trademark zu besitzen scheinen, bringt in diesen Tagen ihr fünftes Album an den Start. Mit den letzten Platten, insbesondere mit ihrem Vorgänger „Garden Ruin“ von vor zwei Jahren, begann bei so manchen bisher gutwilligen Zuhörer dann doch das große Gähnen ob der arg gleich bleibenden Klangästhetik, der sich nur wenig kompositorische Innovation hinzuzugesellen schien. So versank die Band trotz vereinzelter großer Momente auf allen ihren bisherigen Veröffentlichungen langsam ein bissel in der öffentlichen Wahrnehmung, und konnte nicht mehr an die große Begeisterung anknüpfen, welche sie sich mit „The Black Light“ vor nunmehr auch schon wieder zehn Jahren erspielt hatte.

Obwohl man zum neuen Werk sagen muss, dass es mehr denn je nach Calexico klingt, hält sich dieses Mal die Langeweile in Grenzen. Eher das genaue Gegenteil ist der Fall! Liegt es daran, dass sich die Band hier an ein Konzeptalbum wagt, das von so was wie einer Rahmenhandlung getragen wird? Calexiko werden ja sehr oft wegen der kinematografischen Prägung ihrer Songs hervorgehoben, aber „Carried To Dust“ mit seiner Geschichte eines Drehbuchautors aus Los Angeles, der sich während des letztjährigen Streiks in eine Karre setzt, um einfach in ein Irgendwohin zu fahren, erhört sich wirklich wie ein durchgehender Film(soundtrack), ohne dass man jetzt die Texte im einzelnen en detail verstehen müsste. Es sind die wirklich sehr oft fesselnden, Verlust und Sehnsucht transportiernden Melodien, die einem den notwendigen emotionalen Schub verpassen, um das Album nicht nur als Klangtapete abzutun. Insbesondere eine dem Reisen innewohnende Wehmut nach Ferne, nach Straße und Fortschreiten kommt immer wieder deutlich zum Ausdruck. Was ebenso auffällt, sind die langen instrumentalen Passagen bis hinzu Stücken, in denen der Gesang völlig ausbleibt. Dennoch weisen auch und gerade ihre Texte die beiden wieder jeweils die Hälfte der Gesangparts übernehmenden Sänger als große Erzähler aus, weil sie ihre Stories nicht einem bereits totgesungenen Klischeefeld entnehmen. Wer sich mit einem Song den Händen Victor Jaras widmet, einem heute kaum noch bekannten chilenischen Sänger, der dem Militärputsch von Augusto Pinochet 1973 zum Opfer fiel, dem kann attestiert werden, dass er sich auf seinen Wegen durch diese Welt vielen Dingen gegenüber offen hält und sich von ihnen inspirieren lässt.

Gerade diese Melancholie, die in dieser einen hier erwähnten Geschichte aufscheint, ist auch das tragende Moment des gesamten Albums. „Carried To Dust“ bietet somit weniger die Calexico der schmetternden Tex Mex-Art, wie sie ihre früheren Erfolge ausgezeichnet hatte, sondern fügt sich zu einem besinnlich gehaltenem Werk, dass sich den weniger grellen Seiten des Lebens in den nicht so hofierten Gegenden dieser Welt zu widmen versucht. Und das tut es auf eine ganz außerordentliche und schöne Weise!

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