ANGER MGMT -Alle Mann an Bord!
Die Kanalisierung von Zorn und Wut ist ein Motto des heutigen Abends, Umwandlung schlechter Emotionen in Musik. So sollte man damit umgehen, ein gutes Anger Management. Auf der heutigen Therapieliste stehen in Musik gewandelter Zorn und laut in die Welt gebrüllte Wut. Anger Mgmt. haben im Frühling ihr erstes Album „Anger Is Energy“ veröffentlicht, die drei Musiker um Frontmann und Sänger Nik Petronijevic sind allerdings keine Unbekannten in der Schweizer Szene und haben schon viel Erfahrung in anderen Bands sammeln können. Daher klingt „Anger Is Energy“ als Album auch ausgereift, ehrlich und vielschichtig. Und es stellt sich zu keiner Sekunde die Frage, ob die Schweizer es schaffen, diese Vielschichtigkeit auch live umzusetzen, denn natürlich kommt ihnen auch hier die Erfahrung zu Gute und sie bringen die MS Loretta schnell zum schwanken. Punk und Post-Punk mit einer Prise Garagenrock treffen auf Grunge und Alternative Rock, eine Mischung, die nicht unbedingt neu ist, aber heute Abend extrem elektrisierend von der kleinen, gemütlichen Bordbühne ins Publikum schallt. Apropos Publikum: das aktuelle Problem, dass kaum jemand zu Gigs eher unbekannter Bands geht, setzt sich leider fort, denn es hätte voller sein können. Aber – und da muss man den naturgemäß eher reservierten Bremern mal ein Lob aussprechen – die Anwesenden haben nicht nur sichtlich viel Spaß, sondern entwickeln auch eine gesunde Lautstärke. Der Vorteil: Man hat Platz zum Tanzen. Und Anger Mgmt. schaffen es schon mit dem (Album) Opener „Pit Of My Stomach“, die Gäste zu bewegen. Laute Rockmusik auf Tuchfühlung, das Trio füllt die Bühne ganz gut aus, und davor wird die zornige Energie gefühlt und gelebt.
Nik Petronijevic leidet seit seiner Kindheit an einer Angsterkrankung und hat sich dieser Erkrankung gestellt, ist ein Aktivist im Radio, Fernsehen und Internet. Er weiß also, worüber er mit seiner prägnanten, rauen Stimme singt. Die Songs sind laut, ruppig, direkt, preschen nach vorne, treiben nicht nur der Band den Schweiß auf die Stirn. Schnell ist es heiß an Bord. Die Setlist ist naturgemäß relativ kurz, da die Jungs erst ein Album am Start haben. Zwischendurch gibt es ein paar Ansagen und Zwiegespräche mit dem Publikum, dabei kommt die Band sehr sympathisch rüber und lobt auch die tolle Location oder gibt mal Nachhilfe im Schweizerdeutsch. Oder stellt fest, dass das norddeutsche „Moin!“ als Gruß viel cooler als „Grüezi“. Einen neuen Song gibt es auch, der bisher noch nicht veröffentlicht wurde. „I Keep Trying“ fügt sich nahtlos in das Repertoire der drei Jungs ein, coole Nummer!
Gespräche im Publikum nach dem Gig zeigen: Die meisten kannten Anger Mgmt. bisher überhaupt nicht, sondern sind einfach aus Neugierde oder Spaß an Livemusik gekommen. Niemand hat es bereut, die Band darf Merch verkaufen und Autogramme geben, überall nur zufriedene Gesichter. Solch ein Abend zeigt mal wieder: gebt den kleinen Clubs eine Chance! Geht raus und schaut euch unbekanntere Bands live an, nicht nur „Anger“ ist Energie, sondern auch Livemusik, die unmittelbare Nähe zum Publikum, dieser ganz besondere Funke, der auf einem kleinen Clubgig überspringt. Die MS Loretta ist dafür jedenfalls eine tolle Location, und Anger Mgmt. haben gezeigt, was für eine starke Liveband sie sind.
Die letzten Chancen, Anger Mgmt. in Deutschland zu erleben, sind am 08.09. in Hannover und am 09.09. in Kamen auf dem Love Yourself Festival, danach sind von Oktober bis Dezember noch eine Handvoll Termine in der heimischen Schweiz geplant.
Setlist Anger MGMT., MS Loretta Bremen, 07.09.2023
Pit Of My Stomach
Fake Manhood
Don’t Blame It On Me
Sabotage
I Don’t Get It
No Future
Rocking Rocksong
The Other Side
I Keep Trying
This Is It
Anger Is Energy
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Fotos: Michael Buch für Whiskey-Soda