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Angels & Ghosts

Tiefste Abgründe, Drogensumpf und Nahtoderfahrungen – ein Nachmittag mit Privatfernsehen – oder das Leben von Dave Gahan, bevor er sich 1996 nach dem tiefen Blick in den ‚Barrel Of A Gun‘ berappelt hatte. Jetzt, da der Depeche Mode Frontmann seine Dämonen offenbar überwunden hat, treten sie vor allem lyrisch zu Tage, und das nicht nur mit seiner Hauptbeschäftigung, sondern auch auf den Solo-Alben oder jüngst mit den Soulsavers.

Ja, die Soulsavers, das Produzentenduo Rich Machin und Ian Glover, die erstmals auf der Depeche Mode-Tour 2009 vor größeres Publikum traten, damals noch mit dem in Drogendingen nicht weniger erfahrenen Mark Lanegan am Mikrofon. Da man sich auf Tour wohl zwangsläufig näher kommt, kam es bereits 2012 zu einer Zusammenarbeit des Duos mit Gahan, ‚The Light The Dead See‘, ein Album mit orchestralen Popsongs, wuchtigen Streichern und den vertrauten Gospel- und Rockelementen war das Ergebnis.

Nachdem die ‚Delta Machine‘ Tour abgetuckert war konnte es also wieder losgehen mit dem transatlantischen Soundfile-Ping Pong zwischen New York, dem aktuellen Wohnort Gahans und dem Londoner Stoke On Trent-Studio der Soulsavers. Die Frucht dieser Fernbeziehung trägt den Namen ‚Angels & Ghosts‘.

Gellende Keyboards mit Hammond-Furnier, Gitarren, opulente Chöre – an den Grundvoraussetzungen hat sich nicht sehr viel verändert. Das Präfix ‚Dave Gahan &‘ lässt tief blicken: Sie sind erkennbar, die Soulsavers-Momente, die pompöse Pink Floyd-Soundkulisse, etwas Blues und Gospel. Und da ist die weltberühmte Stimme von ebenjenem Dave Gahan, der den Laden nun mit übermächtiger Präsenz zu übernehmen droht, während die Soulsavers so langsam zur Begleitband verkommen.

Katharsis und hoffnungsfrohe Stimmung in Ehren – die wirtschaftliche Win-Win-Situation aller Beteiligter wird leider von musikalischer Stagnation überschattet. Irgendwie wollen selbst so druckvolle Nummern wie Opener ‚Shine‘, das bluesrockige ‚You Owe Me‘ oder die Single ‚All Of This And Nothing‘ nicht so recht zünden. Eine Ausnahme, die wohltuend an die früheren Werke erinnert, ist ‚Don’t Cry‘. So gerinnt ‚Angels & Ghosts‘ zu einem Fanal der Mittelmäßigkeit. Vielleicht wäre es an der Zeit, sich wieder nach einer neuen Stimme umzuschauen.

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