Watchwinders
In der Schweiz ist alles ein wenig anders, als woanders auf der Welt. So auch die Musik-Szene, die in vielen Fällen sehr eigenwillig, verschroben und avantgardistisch anmutet. Ein Beispiel ist Hummus Records, ein kleines DIY-Label, ansässig in La Chaux-de-Fonds, das die Nischen zwischen den Zeilen des Mainstreams besetzt. Coilguns ist seit Anbeginn des Labels dabei, schließlich ist Gitarrist Jonathan Nido auch der Label-Chef. Dem entsprechend ist „Watchwinders“ das dritte Album auf Hummus Records neben einer Handvoll EPs.
Wie bereits angedeutet, steht das Label nicht für Mainstream-Releases und „Watchwinders“ ist wieder mal ein wilder Crossover aus Noise, Post Metal, Hardcore und Screamo. Ungestüme Schreiorgien wechseln sich mit abrupten Breaks ab, die wiederum in sich psychotisch wiederholenden Passagen münden. Die Mischung aus anstrengenden Math- und Noise-Anleihen auf der einen Seite und den eher ruhigen, gleichmäßigen Teilstücken stimmen die Jungs so auf einander ab, dass keines der Elemente so lange ausgereizt wird, dass es die Nerven zu sehr strapaziert. Für Abwechslung ist also gesorgt, manchmal nah an der Grenze des Nachvollziehbaren.
Was alle Songs gemeinsam haben, ist eine Atmosphäre, die sowohl von metallischer Kühle als auch von übermütigen Drang geprägt ist. Bei ,Prioress‘ wird die Stimmung sogar bedrohlich, bevor wieder die gewohnte Hektik die Oberhand gewinnt. Zu einem emotionalen Highlight wird ,Manicheans‘ dank der Stimmung, die das Gefühl, kurz vor einem explosiven Wutausbruch bzw. Nervenzusammenbruch zu stehen, verbreitet. Mit ,Urban Reserves‘ folgt dann wiederum eine schnelle, Adrenalin pumpende Nummer unter zwei Minuten, gefolgt von ,Broken Records‘, bei dem Coilguns zum wiederholten Male auf das Gemüt drücken.
Dass das Fünfer-Gespann weiß was es tut, liegt auch daran, dass die Musiker noch in vielen weiteren Bands aktiv sind. Diese Verbindung aus Routine und musikalischem Verständnis spiegeln die zwölf Songs souverän wider. Trotzdem wirken die Lieder frisch und alles andere als eingefahren. Coilguns machen was sie wollen, was auch beim Sound auffällt. Dieser ist simpel, direkt und keine massive Wand, die einen erdrückt. Aus der Garage unmittelbar ins Gesicht geknallt. Die passende Überleitung von Cult Of Luna zu Nomeansno also.