|

The Desired Effect

Brandon Flowers will seine Liebe nicht verleugnen. Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen und der Musik seines zweiten Solo-Werkes ein wenig Beachtung schenken, anstatt diese Pop-Songs mit dem ungeliebten Schlager-Stempel abzustrafen.

Der Killers-Frontmann äußerte letztens in einem Interview den Wunsch, im Radio gespielt zu werden. Er sieht sich und seine Musik als Mainstream, und solche Musik gehört nun mal ins Radio. Mit Rockstar-Attitüden und Skandalen kann der Mann aus Las Vegas nicht dienen. Flowers ist verheiratet, hat drei Kinder und scheint auch optisch eher an einen amerikanischen Vorzeige-Bürger zu erinnern als an das Mitglied einer Rockband. Denn mit Rock haben auch die Killers schon lange nichts mehr zu tun und Brandon Flowers sowieso nicht. Auf ‚The Desired Effect‘ lebt Flowers sich aus, tut alles, wonach ihm ist. Es klingt jedoch wie die Killers, nur eben ohne den Großteil der Band. Angeblich soll es für die Killers weitergehen, aber braucht Brandon Flowers seine Kollegen überhaupt noch?

Mit einem kleinen lyrischen Verbrechen –

‚Dreams come true / Yes, they do‘

– startet Flowers in dieses Album und die Vergleiche zu Schlager-Titeln sind nicht von der Hand zu weisen. Doch genau damit spielt der Killers-Sänger auf dieser Platte. Es zieht sich wie ein roter Faden durch alle Songs. Ja, ‚Still Want You‘ lädt förmlich zum Mitklatschen ein und ‚Digging Up The Heart‘ ruft Assoziationen mit dem ZDF-Fernsehgarten hervor. An einen weißen Anzug, in dem Flowers schunkelnd die Bühne erobert, die älteren Damen in den vorderen Reihen begeistert, der Tag sonnig und wolkenlos, stolziert er durch das Publikum und nimmt Blumen von Kindern entgegen. Ein Song, der solch detaillierte Szenarien im Kopf entstehen lässt, verdient allein deswegen Respekt.

Die Pop-Melodien auf ‚The Desired Effect‘ sind unverschämt eingängig. Sie schleichen sich langsam an, setzen sich fest und plötzlich erwischt man sich selbst beim Mitschunkeln. Verdammt. Gar nicht so einfach, diesen von Synthesizern geprägten 80er-Jahre-Arrangements zu entkommen. Kaum glaubt man nämlich, sich gerettet zu haben, kommt ein leichtfüßiger Keyboard-Einsatz um die Ecke gebogen und zieht den Hörer erneut in den Bann dieser durch und durch amerikanischen Pop-Musik.

Zum Schluss finden sich sogar Beatles-Referenzen (‚The Way It’s Always Been‘). Brandon Flowers weiß genau, was er will und wie er wahrgenommen werden möchte. Dieser nahezu magnetischen Wirkung kann man sich kaum entziehen, wenn man Flowers denn eine Chance gibt.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar