Annette

Bussi

Mit ‚Amore‘ schufen sich fünf Österreicher eine Plattform im deutschsprachigen Musik-Universum, die sie nun mit dem Nachfolger ‚Bussi‘ krampfhaft festigen wollen. Abgesehen davon, dass normalerweise ein Bussi vor der Amore steht, wirkt die Aktion dieser aufstrebenden Band, die wahrscheinlich den Rock’n’Roll derzeit mehr lebt als manch andere Band, fragwürdig.

Eine zweite Platte zum einjährigen Jubiläum des Debüts? Da scheint jemand vor Ideen nur so überzusprudeln. Falsch gedacht. ‚Bussi‘ mutet wie eine 40-minütige B-Seite von ‚Amore‘ an. Die kratzige Stimme krächzt ins Mikro, die Refrains sind gewohnt einprägsam, die Texte wenig anspruchsvoll. Immerhin kann man Wanda nicht die Konsequenz absprechen.

Während sich ein Song wie ‚1, 2, 3, 4‘ live schnellstens erlernen und mitschunkeln lässt – natürlich versehen mit einer inbrünstigen Performance des Frontmanns Michael Marco Wanda – fällt die simplere Songstruktur und der noch belanglosere Text im heimischen Wohnzimmer negativ auf. Denn wer nicht mit Bier versorgt in Schunkel-Laune ist, wird mit diesem Album nicht warm werden.

‚Meine beiden Schwestern‘ und ‚Bussi Baby‘ brennen sich unverschämt ins Gehirn und hindern gerne mal die CD am Fortlaufen. Wobei es nach den ersten drei ‚Gassenhauern‘ kaum mehr zu entdecken gibt auf diesem zweiten Album. Wie schon beim Debüt geht Wanda im Laufe der Platte die Luft aus – und so plänkelt sich ‚Bussi‘ langsam ins Nichts.

Womöglich erwartet uns bereits kommendes Jahr der dritte Tonträger der Österreicher. Denn Wanda scheinen trotz ‚Sex, Drugs & Rock’n’Roll‘-Mentalität einen durchgetakteten Masterplan in der Schublade liegen zu haben. Die Fans können sich bis zum nächsten Coup mit fröhlichem Rätselraten beschäftigen – oder wie war das noch mal mit dieser seltsamen Reflexion auf dem Cover, die kein entsprechendes reales Pendant zu haben scheint?

WANDA – Neues Video zu ‚Bussi Baby‘

Vergangenes Jahr haben Wanda ihre Fans mit ‚Amore‘ überhäuft und schafften mit ihrem Debütalbum den internationalen Durchbruch. Nur ein Jahr und eine ausgedehnte und nervenaufreibende Tournee später kündigt die Band um Sänger Marco Michael bereits ihr zweites Album ‚Bussi‘ an. Erscheinen wird die neue Platte am 02.10.2015. Bis dahin gibt es als Vorgeschmack den Track…

FFS

Bis es zur Umsetzung dieser kühnen Kooperation zwischen Franz Ferdinand und Sparks kommen konnte, verging nahezu ein ganzes Jahrzehnt. Denn Franz Ferdinand und Sparks hatten sich bereits vor langen Jahren geschworen „mal was gemeinsam zu machen“. Doch der steile Aufstieg der britischen Band und ein damit einhergehender sehr eng gestrickter Zeitplan verhinderten die Ausführung dieser Idee. So musste der Frontmann von Franz Ferdinand, Alex Kapranos, zunächst Zahnschmerzen erleiden bevor es zu dieser Kooperation kommen konnte. Denn auf der Suche nach einem Zahnarzt in Los Angeles lief Kapranos in die Arme der Mael-Brüder und das Projekt geriet ins Rollen.

‚Piss Off‘, ein mehr als würdiger Rausschmeißer, war bereits in den 00er-Jahren entstanden und gehörte zu den ersten Stücken, die Sparks ihren neuen Bandkollegen nach Schottland schickten. Franz Ferdinand verstanden das Spiel, bewiesen Humor und feuerten zurück mit ‚Collaborations Don’t Work‘, das man als Kernstück der Platte bezeichnen könnte. In nahezu sieben Minuten wird besungen, wie unerfreulich doch Kooperationen seien und der Arbeitsprozess alleine wesentlich effektiver zu bewältigen sei. Diese Ironie! Denn die Mischung aus den Band-typischen Sound-Szenarien beider Beteiligten stellt eine gelungene Symbiose dar.

Die Sparks kitzeln aus Franz Ferdinand lange vergessene, gute Momente, die sie damals noch auf ihren beiden ersten Alben bewiesen. Als die Indie-Kids noch zu ‚Take Me Out‘ tanzten und sich zu ‚You could have it so much better‘ in den Armen lagen. Während der Opener ‚Johnny Delusional‘ ein waschechter FFS-Songs ist mit klaren von Sparks vorgegebenen Untermalungen und dem eingängigen Refrain – Alex Kapranos wehrt sich vehement gegen das Auseinanderpfriemeln der Songs, um die Merkmale beider Bands herauszufiltern -, könnte der darauf folgende Song ‚Call Girl‘ komplett aus der Feder der Schotten stammen. Doch die Sparks verleihen dem Track die nötige Würze, sodass er 2015 wunderbar funktioniert. Und das obwohl oder eben weil Ron und Russel Mael seit 40 Jahren im Musikgeschäft mitmischen und Kapranos bereits als Kind, weit entfernt von der erfolgreichen Musiker-Karriere, ‚Kimono My House‘ liebte.

Doch die leise Vermutung, dass Sparks die doch jüngeren Franz-Ferdinand-Mitglieder im Studio an der Hand nahmen, bestätigt sich nicht – die Supergroup erzählt in Interviews von größtmöglicher Harmonie, gegenseitiger Bewunderung und Verständnis. Fast schon zu schön, um wahr zu sein.

The Desired Effect

Brandon Flowers will seine Liebe nicht verleugnen. Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen und der Musik seines zweiten Solo-Werkes ein wenig Beachtung schenken, anstatt diese Pop-Songs mit dem ungeliebten Schlager-Stempel abzustrafen.

Der Killers-Frontmann äußerte letztens in einem Interview den Wunsch, im Radio gespielt zu werden. Er sieht sich und seine Musik als Mainstream, und solche Musik gehört nun mal ins Radio. Mit Rockstar-Attitüden und Skandalen kann der Mann aus Las Vegas nicht dienen. Flowers ist verheiratet, hat drei Kinder und scheint auch optisch eher an einen amerikanischen Vorzeige-Bürger zu erinnern als an das Mitglied einer Rockband. Denn mit Rock haben auch die Killers schon lange nichts mehr zu tun und Brandon Flowers sowieso nicht. Auf ‚The Desired Effect‘ lebt Flowers sich aus, tut alles, wonach ihm ist. Es klingt jedoch wie die Killers, nur eben ohne den Großteil der Band. Angeblich soll es für die Killers weitergehen, aber braucht Brandon Flowers seine Kollegen überhaupt noch?

Mit einem kleinen lyrischen Verbrechen –

‚Dreams come true / Yes, they do‘

– startet Flowers in dieses Album und die Vergleiche zu Schlager-Titeln sind nicht von der Hand zu weisen. Doch genau damit spielt der Killers-Sänger auf dieser Platte. Es zieht sich wie ein roter Faden durch alle Songs. Ja, ‚Still Want You‘ lädt förmlich zum Mitklatschen ein und ‚Digging Up The Heart‘ ruft Assoziationen mit dem ZDF-Fernsehgarten hervor. An einen weißen Anzug, in dem Flowers schunkelnd die Bühne erobert, die älteren Damen in den vorderen Reihen begeistert, der Tag sonnig und wolkenlos, stolziert er durch das Publikum und nimmt Blumen von Kindern entgegen. Ein Song, der solch detaillierte Szenarien im Kopf entstehen lässt, verdient allein deswegen Respekt.

Die Pop-Melodien auf ‚The Desired Effect‘ sind unverschämt eingängig. Sie schleichen sich langsam an, setzen sich fest und plötzlich erwischt man sich selbst beim Mitschunkeln. Verdammt. Gar nicht so einfach, diesen von Synthesizern geprägten 80er-Jahre-Arrangements zu entkommen. Kaum glaubt man nämlich, sich gerettet zu haben, kommt ein leichtfüßiger Keyboard-Einsatz um die Ecke gebogen und zieht den Hörer erneut in den Bann dieser durch und durch amerikanischen Pop-Musik.

Zum Schluss finden sich sogar Beatles-Referenzen (‚The Way It’s Always Been‘). Brandon Flowers weiß genau, was er will und wie er wahrgenommen werden möchte. Dieser nahezu magnetischen Wirkung kann man sich kaum entziehen, wenn man Flowers denn eine Chance gibt.