SMASH INTO PIECES – Alles im Flow in der Fabrik
Smash Into Pieces ist bei Genrekennern natürlich kein Unbekannter mehr. Mit sieben Alben und explosiven Konzerten als Opener für Evanescence oder Within Temptation hat das Quartett aus dem schwedischen Örebro auf sich aufmerksam gemacht. In ihrer Heimat hat die Band außerdem mit ihrem Auftritt beim schwedischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2023 von sich reden machen können, wo die Truppe einen respektablen dritten Platz belegt hat. Smash Into Pieces verbinden gekonnt Alternative Rock mit Metal und Elektronikelementen, für die sich das Mastermind an Schlagzeug und Keyboards auszeichnet, „The Apocalypse DJ“, der seit 2017 Teil der Band ist. Eigentlicher Tourneeauftakt war im Grunde der 28. Oktober im heimischen Örebro in Schweden, aber jetzt geht es los mit den Terminen in Deutschland. Begleitet wird Smash Into Pieces dabei vom Finnischen Quartett Cyan Kicks.
Ein gutes Zeichen ist es besonders in Zeiten, wo es der Veranstaltungsbranche allgemein nicht so gut geht, wenn ein Konzert in eine größere Location verlegt wird. So geschehen auch hier, denn statt wie geplant im Grünspan findet die Show nun in der größeren Fabrik statt, und auch die ist mit über 1000 Besucher:innen sehr gut gefüllt. Die Fabrik ist eine ziemlich coole Location in Hamburg Altona mit einem hohen zweistöckigen Zuschauerraum mit umlaufender Galerie und einem alten Lastkran als Industriedenkmal vor dem Eingang. Passender Hintergrund also für industrielle Sounds und elektronisch aufgepeppte Rockmusik. Das haben sich auch die Besucher gedacht und pilgern an diesem Mittwochabend in Scharen in die rustikale Halle mit ihrem kirchenähnlichen Aufbau und interessanter Holzträgerkonstruktion. Zunächst dürfen Cyan Kicks den Abend gebührend eröffnen. Das 2016 in Finnland gegründete Quartett verbindet – ähnlich wie der Hauptact des Abends – harte Rockriffs, eingängige Melodien und elektronische Elemente zu einem hochenergetischen Mix. Und das machen die drei Jungs und Sängerin Susanna Alexandra richtig gut. Vom ersten Ton an merkt die tobende Halle, dass man/frau auf der Bühne viel Spaß hat und sich wirklich freut, heute Abend hier zu sein. Insbesondere die Frontfrau kommt sehr sympathisch rüber, und das halbstündige Set wird frenetisch abgefeiert, als sei bereits die Hauptattraktion auf der Bühne. Susanna Alexandra geht dann auch öfters mal zum Kuscheln auf Tuchfühlung mit der ersten Reihe und schafft es spielend mit ihrem starken Auftritt, viele neue Fans für sich zu gewinnen. So soll es sein.
Die Messlatte liegt damit schon einmal sehr hoch für Smash Into Pieces, aber die Schweden sind natürlich Profis und brauchen nur ihren unglaublich starken Opener ‚Flow‘, um die Meute zum Tanzen und Moshen zu bewegen. Die beiden Gitarristen Per Bergquist und Benjamin „Banjo“ Jennebo wechseln sich mit ihren Posen ab und sorgen für einige Bewegung auf der Bühne, während Sänger Chris Adam Hedman Sörbye mit seiner prägnanten, leicht rauen Stimme mehr als nur eine Gelegenheit zum Glänzen hat. Tracks wie ‚Let Me Be Your Superhero‘ oder ‚Boomerang‘ werden dann auch lautstark mitgesungen. Ein wahrer Blickfang ist natürlich „The Apocalypse DJ“ am Schlagzeug, der nicht nur für den groovigen Beat sorgt, sondern auch mit seiner Gesichtsmaske voller Leuchtdioden starke visuelle Akzente setzt. Zwischendurch verlässt er dann auch mal sein Drumkit und spielt Keyboard oder kommt nach vorne, um T-Shirts ins Publikum zu werfen. Überhaupt ist heute Geschenkstunde für die Fans, denn es fliegen immer wieder Shirts als Präsent in den Zuschauerraum – einmal sogar nach oben auf besagte Galerie.
Kurz vor Schluss gibt es noch eine Coverversion: Chris Adam Hedman Sörbye intoniert – nach eigener Aussage zum ersten Mal vor Publikum – den Tears For Fears Klassiker ‚Mad World‘, wobei er sich stark an der bekannten Coverversion von Gary Jules erinnert. Dabei wird er nur vom „Apocalypse DJ“ am Keyboard und dem lautstark mitsingenden Publikum begleitet und sorgt in Verbindung mit einer stimmigen Lightshow für wohlige Gänsehaut. Man merkt der Band den Spaß am Auftritt an, und dieser überträgt sich natürlich auch auf die Crowd. Der große ‚Hit Six Feet Under‘ darf nicht fehlen, bevor sich die Band bereits nach einer guten Stunde verabschiedet. Ja, das ist der einzige Kritikpunkt an diesem ansonsten perfekten Abend: es gibt keine Zugabe, und mit 65 Minuten ist das Set relativ kurz. Aber diese Stunde hat es in sich gehabt, und so überwiegend am Ende die glücklichen Gesichter auf und vor der Bühne. Die sehr sympathisch rüberkommende Band findet sich nach dem Gig nach im Foyer für Fotos und Autogramme ein und ist sichtlich bewegt von der tollen Publikumsreaktion.
Trotz der erwähnten kleinen Abstriche bleibt ein rundum gelungener Konzertabend mit viel Schweiß, Bewegung und Action in allen Teilen der Fabrik. Gelegenheit, die Bands aktuell live zu sehen, gibt es auf den folgenden noch ausstehenden Gigs der Tour:
03.11.2023 D Leipzig, Hellraiser
04.11.2023 D Magdeburg, Factory
05.11.2023 D Berlin, Hole44
10.11.2023 AU Wien, Flex
12.11.2023 D Nürnberg, Hirsch
13.11.2023 CH Zürich, Dynamo
15.11.2023 D München, Backstage
16.11.2023 D Stuttgart, Im Wizemann
04.12.2023 D Köln, Essigfabrik
05.12.2023 D Aschaffenburg, Colos-Saal
Fotocredit: Michael Buch für Whiskey Soda
Weitere Fotos vom Event findet Ihr auch auf der Whiskey-Soda Facebookseite
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