Die beiden Schlüsselbegriffe des diesjährigen RIP waren eindeutig: Hitze und Unwetter. Aber das veranlasste keinen Festivalbesucher die Stimmung kippen zu lassen. Ganz im Gegenteil: Das Festival erlebte sein Jubiläum mit ausverkauften RIP und RAR und bis auf die für einen Rocker eher fragwürdigen HipHop-Acts war die Auswahl der Musiker und Bands erstklassig, der Sound zum größten Teil grandios und das Festival insgesamt super organisiert.

Drei Tage hieß es wieder: Good bye du grandiose Dusche, du wohlriechendes Klo, du sau bequemes Bett. Denn drei Tage lang gab es Rock Im Park und wenn Festival, dann Zelt. Ein Glück für die whiskey-soda.de Redaktion, dass wir dieses Jahr über einen der Sponsoren ein flauschiges Plätzchen in einem abgetrennten VIP Bereich hatten. Dadurch hatten man ungewohnten Platz bis zum nächsten Nachbarzelt. Auch mal eine schöne Erfahrung.
Nun denn, das Festival war ausverkauft, kein Wunder, feierte es ein Jubiläum: nämlich sein 20-jähriges Bestehen. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Entsprechend vielfältig waren die Acts. Erster Künstler, den die Redaktion nach langer Zeit wieder live sehen wollte: Papa Roach. Das Problem: Auf den anderen Bühnen lief eher Schrott, so dass ein Großteil der Festivalbesucher die Parkstage stürmten und diese wegen Überfüllung dann geschlossen wurde. Wer einen seitlichen Blick durch den Absperrzaun erhaschen konnte war glücklich, wir hörten zumindest die Jungs und aufgrund der Stimmung vor der Bühne gehen wir mal davon aus, dass hier richtig gut Party gefeiert wurde. Für uns hieß es damit auf zur Zeppelin Stage wo einer der Hauptacts, die Foo Fighters, die Bühne betraten. Und Foo Fighters live ist und bleibt ein Erlebnis. Von Anfang bis Ende wurde mit exzellenten Sound (aha es geht eben doch mit den richten Leuten hinterm Mischpult) gerockt was das Zeug hielt. Danke Foo Fighters für diesen grandiosen Auftritt. Zweineinhalb Stunden begeisterte Dave Grohl sein Publikum mit Hits wie „Everlong“, „The Pretender“ oder „Learn To Fly“. Alle großen Hits wurden aufgetischt.
Weitere Highlights oder zumindest erwähnenswerte Auftritte waren die von Body Count, Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators, Interpol und Three Days Grace. Body Count, die in den 80ern, Anfang der 90ern ihren Höhepunkt hatten gelten als Mitbegründer des Crossover, sprich HipHop Sprechgesang mit harten Gitarrenriffs, Frontman war und ist Ice-T. Wunderlich, dass sich der mittlerweile aus einer Krimi-Serie bekannte Schauspieler wieder auf einer kleinen Bühne (die spielten nämlich auf der Alternarena) blicken lässt. Vermutlich war das eher just for fun, aber die Halle war komplett voll, der Sound eher breiig und viel zu laut, zudem geht einem Ice-T nach einer Weile monotonen Geschreie eh auf den Sack, aber die Menge tobte, alle hatten Spaß und immerhin Party machen kann der alte Rapper immer noch.
Dann wurde es am Himmel etwas grummelig. In der Nacht zum Sonntag kam das angekündigte und gefürchtete Gewitter nach Nürnberg. Die Veranstalter und Helfer waren im Ausnahmezustand. Zum Schutz vor Hagel und Blitzen ordneten sie die Evakuierung des gesamten Geländes an. Dazu sollten nunmehr alle Festivalbesucher gemäß einem Evakuierungsplan in einer Messehalle, einem Parkhaus und den Säulengängen der früheren Nazi-Kongresshalle Schutz suchen. Selbst einige nahegelegene Campingplätze wurden evakuiert. Wir zogen uns lieber ins Auto zurück, faradaysche Käfig und so. Nach einem kurzen Intermezzo war alles vorbei. Glück gehabt. Das hatte das Parallelfestival Rock Am Ring nicht. Dort verlief das Wochenende weniger harmlos – bei einem schweren Gewitter schlugen am Samstag drei Blitze in das Festivalgelände ein und verletzten 33 Menschen.
Der nächste Tag war dann wieder heiß und entsprechend der Feuchtigkeit aufgrund des Regens in der Nacht davor schwül. Dazu kommt eine total langweilige Performance von Interpol, die dem Publikum so gar keinen Spaß machte. Nachdem sich die Menge vor der Bühne nach und nach zurückzog, brachen Interpol ihren Gig einfach mal ab. Gemäß Festivalplanung ca. 15 Minuten vor Ende. Dafür rockten Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators um so mehr. Der ehemalige Guns’n-Roses-Gitarrist hat ja bereits zwei Alben mit dem Alter-Bridge-Sänger Myles Kennedy aufgenommen. Myles Kennedy rockte das Gelände, machte mächtig Stimmung und auch hier überzeugte wieder einmal der Sound. Nicht zu laut und nicht zu leise, fetter Beat und klare Gitarren. Stimmlich war Myles an diesem Tage so überzeugend, dass bei den altbekannten Guns’n-Roses-Klassikern wie „Nighttrain“, „You Could Be Mine“, „Sweet Child O‘ Mine“ und „Paradise City“ man hätte meinen können der gute alte Axel Rose stünde da auf der Bühne. Stimmlich! Rein visuell macht Myles eine besser Figur als Axel heutzutage. Man sieht in der Festivalmenge Jung und Alt abrocken, headbangen und mitsingen was das Zeug hält. Ein grandios gelungener Auftritt.
Fazit: Rock im Park war mal wieder eine bunte Mischung aus teilweise sehr guten Acts und deren Live-Performance. Würde man sich endlich entschließen, die HipHop Acts zu Hause zu lassen, würde auch endlich mal das Festival seinem Namen gerecht werden: ROCK im Park (bzw. ROCK am Ring). Dennoch überzeugt die professionelle Organisation, das Festivalkonzept in Gänze und die vielen einmaligen Acts auf diesem Festival. Wünschenswert wäre eine bessere Koordinierung der Auftritte. Es ist eben schon traurig für den einen oder anderen Festivalbesucher, wenn er seinen Lieblingsact nicht sehen kann, weil das Gelände wegen Überfüllung geschlossen ist. Gleiches Problem hatte aber auch das Rockanova in München. Weiterhin sollte man sich besser überlegen, welche Band auf welcher Bühne spielt. Leere vor der Mainstage (Zeppelin Stage) bei Interpol versus Three Days Grace in der kleinen Halle.