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Ratworld

Nicht swinging London, sondern das erdig kernige Leeds ist momentan die musikalische Hauptstadt der britischen Indie-Bands. Horrende Mieten, übersättigte Konzertgänger und eine Prise Abenteuerlust treiben immer mehr kreative Briten in den englischen Norden. So ist eine illustre Szene entstanden, zu der sich die Eagulls, Hookworms und neuerdings auch Menace Beach zählen können.

Deren Debüt ‚Ratworld‘ zeichnet sich durch seine Anleihen an die guten alten 90er Noise-Punk-Slacker-Helden aus. Getragen von Sängerin Liza Violet und Sänger Ryan Needham entwickelt das Quartett ein feines Gespür für Melodien und rotzfrechem Gitarren-Poperz. Natürlich darf in dieser Kombination auch ein kleines bisschen Weltfrust nicht fehlen. ‚Fuck everything you ever wanted to be / Come on give up‘ empfehlen die Lyrics im Eröffnungstrack.

Bei allem Verdruss bleibt das Quartett jedoch stets dem Pop treu und umschmeichelt eingängig die Ohren des Hörers. Eine Prise Psychedelic rundet das Ganze ab. Die Songs, kaum länger als drei Minuten, rauschen schwebend und verschwurbelt umher. Kopf nach unten, Blick auf die Schuhe und treiben lassen – dies ist die Devise, die bereits vor 25 Jahren funktionierte.

Dies ist der einzige Kritikpunkt an ‚Ratworld‘. Das Album ist gut, entwickelt den Sound von damals jedoch nicht weiter. Eine flammende Hommage an die damalige Zeit, aber für die Gegenwart könnte es ein bisschen aufregender sein.

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