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Queen Forever

In weniger als vier Wochen ist Weihnachten. Wer will es den Herren May und Taylor da verdenken, dass sie eine neue Queen-Compilation auf den Markt werfen. Zumal die letzte Zusammenstellung, die dreiteilige „Deep Cuts“, schon wieder vier Jahre alt ist. Davon abgesehen, bietet die neue Doppel-CD „Queen Forever“, eine Sammlung von Liebesliedern, tatsächlich auch etwas Neues.

Da ist zum Beispiel der zuvor nie fertiggestellte Song „Let Me In Your Heart Again“, eine wirklich schöne Nummer auf dem üblich hohen Queen-Niveau. Ursprünglich ein Überbleibsel der Aufnahmen zu „The Works“, wurde das Lied 1988 auf einem Album von Anita Dobson veröffentlicht, der Ehefrau von Brian May. Hier ist also das Original, allerdings nicht im Disco-mäßigen Klanggewand von „The Works“, sondern eher im späteren Sound à la „Made In Heaven“.

Eine weitere Neuheit ist die Freddie Mercury-Solo-Single „Love Kills“ in neuem Gewand, jetzt nicht mehr als schmissige Popnummer, sondern als Ballade. Tanzbeats und Synthesizer wurden durch eine semi-akkustische, aber Queen-typische Instrumentierung ersetzt. Erst gegen Ende ist noch ein bisschen Synthie-Sound zu hören. Das wirkt etwas unpassend.

Und dann ist da natürlich das Zugpferd der Platte, die erste offizielle Veröffentlichung eines gemeinsamen Songs mit Michael Jackson. Lange durfte man rätseln, warum die Kollaboration der beiden musikalischen Schwergewichte in den 80er Jahren in der Schublade verschwand. Vielleicht, weil „There Must Be More To Love Than This“ eine recht durchschnittliche, seichte Ballade ist, nicht schlecht, aber kein Vergleich zu anderen Duetten der beiden, wie etwa „Under Pressure“ von Queen und David Bowie oder „Say Say Say“ von Michael Jackson und Paul McCartney. Auch wenn der Song heute als kleine Sensation präsentiert wird, ist es gut möglich, dass er in den glorreichen 80ern untergegangen wäre.

Mögen diese Aussagen auch im ersten Moment ketzerisch erscheinen, so beweist gerade diese Doppel-CD genau das. Sie enthält unsterbliche Klassiker wie „You’re My Best Friend“, „Spread Your Wings“, „These Are The Days Of Our Lives“ und „Who Wants To Live Forever“. Dazu gesellen sich zahlreiche Nummern, die gelegentlichen Queen-Hörern weniger bekannt sein dürften, „’39“ zum Beispiel oder das wunderschöne inoffizielle Weihnachtslied „A Winter’s Tale“. „One Year Of Love“ (aus dem Film „Highlander“) ist sicherlich eine der schönsten der weniger bekannten Queen-Balladen.

Für Gänsehaut sorgt Freddies allerletzte Aufnahme „Mother Love“. Wie in einem Abschiedslied singt er „My heart is heavy and my hope is gone“. Weil er den Song vor seinem Tod nicht zuende singen konnte, übernimmt Brian May in der letzten Strophe den Gesang.

Mit 36 Songs ist „Queen Forever“ randvoll gepackt. Die Zusammenstellung macht tatsächlich Sinn und ist selbst für Queen-Fans nicht uninteressant. Denn die ganzen Liebeslieder selbst zu kompilieren, ist auch im digitalen Zeitalter noch aufwendig. Und die drei neuen Tracks sind tatsächlich ein nachvollziehbarer Kaufgrund. Auch wenn die von vielen heiß erwartete Jackson-Kooperation kein Meilenstein ist.

Kleiner Schönheitsfehler in der ansonsten gelungenen Aufmachung: Das Booklet enthält zwar die Texte und Fotos mit Jacko, aber keinerlei Infos zur Herkunft der Songs.

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