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Painted Doll

„Gehen ein Comedian und ein Death-Metal-Schlagzeuger in ein Musikstudio…“ Nein, das ist nicht der Anfang von einem skurrilen Witz, sondern der Beginn von etwas Magischem. Painted Doll. Das Duo, das sein wunderbares Debüt-Album veröffentlicht, besteht aus dem Comedian und Musiker Dave Hill sowie dem legendären Death-Metal-Drummer Chris Reifert (Death, Autopsy). Eine ungewöhnliche Kombination? Nicht so ungewöhnlich, wenn man die gemeinsame Liebe der beiden Musiker für „obskure Psych-Pop-Bands der 60er und 70er Jahre aus Holland und England“ betrachtet. Wer nun die Augen im Hinblick auf das schier nervtötende Heer von Retro-Rock der letzten Jahre verdrehen mag, sei eines besseren belehrt: Diese beiden Jungs gehören zu den Guten. Dabei ist die Musik so vielfarbig wie das psychedelische, von Hill selbst gezeichnete Plattencover und beinhaltet eine gute Handvoll waschechter Hit-Songs!

Den Auftakt macht das an Blue Öyster Cult’s ‚Don’t Fear The Reaper‘ erinnernde ‚Together Alone‘. Düster-Melodiös, mit simpel und gleichzeitig treibendem Beat, psychedlisch-schrulligem Gitarrensound und gechilltem Vibe ein stimmiger Auftakt des Albums, vom ähnlichen ‚Carousel‘ gefolgt. Auch hier klingt die Liebe für die Musik der späten 60er an, Hills klagender Gesang steht der psychedlischen Ballade im Stil von ‚The Long and Winding Road‘ wunderbar zu Gesicht. Was die Klasse des Albums als Ganzes jedoch ausmacht, ist die Tatsache, daß das Duo es blendend versteht, ihre Musik abwechslungsreich und geradlinig, eingängig und mitreißend zu gestalten. Dafür steht beispielsweise der Knaller ‚Hidden Hand‘ mit seinem tanzbaren Beat, liebevoll gesponnen aus Bass, Mellotron und Hi-Hat und mit einer zuckersüßen, traumhaften Melodielinie übergossen. In eine ähnlich zauberhafte Richtung geht der Titeltrack ‚Painted Doll‚, der die Gesangs-Harmonien der Beach Boys auf einzigartige Weise mit der obskur-kaleidoskopartigen Attitüde der Doors kombiniert. ‚Eclipse‘ kommt hingegen wieder weniger harmonisch daher und ergeht sich vor allem gegen Ende in einem noisigen Klangteppich, was aber nicht weniger Laune macht als der Rest. ‚She Talks To Mirrors‘ ist der lebendige Beweis, das The Kinks die Großväter von Oasis sind. ‚Find Your Mind‘ huldigt dem Garage-Rock und Punk und den Schlußpunkt dieses farbenfrohen Albums setzt ein gänsehautiges LSD-triefendes Cover von ‚I Put A Spell on You‘, für das Blues-Legende Screamin‘ Jay Hawkins in die Rock-n-Roll-Hall-of-Fame aufgenommen wurde.

Painted Dolls Debütalbum ist eine einzige, wundervoll-schrullige Liebeserklärung an die Musik der späten 60er und frühen 70er Jahre. Trotz modernem Sound kann man mit dieser Platte auf eine launige Zeitreise durch die Musikgeschichte gehen. Da sind natürlich als offensichtlich prägendster Einfluß The Kinks, die Hill nach Selbstaussage „anbetet“ und die dem Kenner als eine der zentralen Wegbereiter des Britpop und Punk (und damit der modernen Rockmusik) bekannt sind. Den jüngeren Hörer mag das daher zu Recht an Oasis, Suede oder andere erfolgreiche Britpop-Acts der 90er erinnern. Im Hintergrund stehen aber neben den Davies-Brüdern auch Jim Morrison, Mick Jones, und die Wilsons. So viele Legenden, daß man glückselig seufzen muß. Früher war nicht alles besser, aber Painted Doll sind ein überlebensgroßes Beispiel dafür, daß „Retro“ keinesfalls ein Schimpfwort sein muß.

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