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Near To The Wild Heart Of Life

Wenn eine Band bereits nach ihrem zweiten, allseits begeistert aufgenommenen Album eine vierjährige Pause einlegt, dann muss da ganz schön was passiert sein. Die Japandroids scheinen Titel und Mission ihrer Platte ‚Celebration Rock‘ anno 2012 mehr als ernst genommen zu haben, waren über ein Jahr lang in 40 Ländern auf Tour und nach 200 Konzerten – wen wundert’s? – schlicht ausgepowert. Der Rock’n’Roll frisst seine Kinder, und Schande, auf ‚Near To The Wild Heart Of Life‘ wird man leider den Eindruck nicht los, dass das Duo auch nach mehreren Jahren Bühnenabstinenz nicht zu seiner alten Form zurückgefunden hat.

Brian King und David Prowse haben die Arbeit an ihrem Drittling langsam angehen lassen. Wieder sind es acht Songs geworden, geschrieben im Verlauf zweier Jahre in Vancouver, Toronto, New Orleans und Mexico City, eingespielt in Vancouver und Montreal, gemischt in Bridgeport / Connecticut und gemastert in New York. Diese Patchwork-Produktion scheint ihren Tribut zu zollen – wer will, kann in der Songzeile

‚So many miles, so much to lose‘

(‚Midnight To Morning‘) die Bestätigung dafür finden. Auf der Strecke geblieben ist eindeutig der Biss, mit dem die Japandroids auf ihren bisherigen Alben glänzten.

Dabei sind die Grundlagen immer noch da. Die beiden im Vorfeld sorgfältig ausgewählten Singles (der Titeltrack ‚Near To The Wild Heart Of Life‘ und ‚No Known Drink Or Drug‘) haben angedeutet, dass das Duo immer noch seine unglaublich energische Schiene zu fahren in der Lage ist. Nur dass die Produktion diesmal gnadenlos mit dem Bügeleisen drübergegangen ist und der Rotz à la ‚Celebration Rock‘ fehlt. Riffspeiende Explosionen sind genauso rar wie der Einsatz von Verzerrern (‚I’m Sorry (For Not Finding You Sooner)‘ allein kann’s nicht reißen), dafür wurde nicht an Hall und Chören gespart. Zudem hat sich in den Sound eine Spur 80er-Jahre-Tanzfilm-Frohsinn eingeschlichen. Da wirkt jene Zeile aus dem Titeltrack, ‚I used to be good but now I’m bad‘, unfreiwillig komisch.

Die Herren King und Prowse haben die Garage verlassen und bevorzugen jetzt die Stadien. Immerhin ist das Album so klug choreografiert – es hört so stark auf, wie es angefangen hat -, dass es in uns einen Anflug der Euphorie hinterlässt, die wir von bisherigen Japandroids-Werken gewohnt waren.

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