Deads
Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille: Auf der einen stehen die schwer Tätowierten mit Macho-Attitüde, die immer wieder denselben Hardcore-Metal-Mosh aufwärmen und nicht merken, dass dieser mit jedem Mal fader schmeckt. Auf der anderen stehen die Bands, die sich mehr Gedanken über ihre Musik und deren Ausdruck machen als um ihr Image. Sie gehen verschlungene Wege und kreuzen wiederum viele weitere, woraus sie einen anspruchsvollen Mix erschaffen. LLNN aus Kopenhagen gehören zu diesen Bands, die nicht auf die Konserven aus dem Regal schwören, sondern aus tiefer Überzeugung selber kochen.
„Deads“ ist die inzwischen dritte Mahlzeit, die LLNN voller Inbrunst servieren. Sie besteht aus blitzblanken, spitzen Nägeln und scharfkantigen Schrauben à la Meshuggah in einer tiefschwarzen Sauce mit einer gehörigen Note Cult Of Luna, die bis auf das letzte i-Tüpfelchen auf ihre Zutaten abgestimmt ist. So munden die wohldurchdachten, kantigen und schwerverdaulichen Zutaten. Aber einen experimentellen Geschmack und starken Magen sollte man schon mitbringen, wenn man sich die gesamten 38 Minuten von „Deads“ gönnt. Einen kräftigen Kiefer verlangen die mannigfaltigen und sperrigen Strukturen ebenfalls. Dafür wird man mit einem erlesenen Ohrenschmaus belohnt, der so lange nachhallt, dass die Ohren bluten.
LLNN kochen nicht für Zartbesaitete, obwohl auch sensible Gemüter ihre Freude an dem düsteren Menü finden werden. Die acht Gänge werden bei LLNN aber nicht unnötig in die Länge gezogen, sie stehen eher für ein ganzheitliches Spektakel, das zwischendrin mehrere Male um nachdenkliche Schaffenspausen und stimmungsvolle Zwischentöne erweitert wird, um dann wieder in die Vollen zu gehen.
„Deads“ wird in einem abstrakten, schwarz-weißem Artwork serviert, dass so spröde und unwirtlich und doch genussvoll seine dunkle Absicht verbreitet, wie auch der Inhalt. LLNN ist ein rundum stimmiges Album gelungen, wobei das stimmige Moment in der verzweifelten und finsteren Atmosphäre des Albums der Dänen liegt.