Coilguns/Never Void
Wow! Ein edler, schwarzer DIN A5-Umschlag, verschlossen mit einem Siegel, liegt vor einem. Soll das Siegel gebrochen werden? Leider ja. Zum Vorschein kommt ein hochwertiges Stück schwarzes Papier, geriffelt und mit einer siebgedruckten Illustration in weiß auf der Vorderseite. Die Namen Coilguns und Never Void lassen sich entziffern. In der Mitte befindet sich eine CD in schwarzer Vinyl-Optik; auf der Rückseite, ebenfalls im Siebdruck aufgetragen, die Songs beider Bands, sowie die technischen Daten. Das nenne ich mal einen ersten Eindruck vom Feinsten. Mal sehen, was die acht Lieder her geben.
Jeweils zwei Studio-Songs und zwei Live-Tracks steuern beide Bands zu der Split-CD bei. Die Schweizer Coilguns, aus dem The Ocean-Umfeld stammend, machen den Anfang. Düster, post-metallisch und ein wenig holprig ist der Beginn. Musik und Sound ergänzen sich ausgesprochen gut, beides sehr rudimentär und stimmungsvoll. Doch dann wird es heftig. Wildes Hardcore-Geprügel mit Kreischgesang (Gesang?) setzt ein. Breaks, Tempowechsel, sieben Minuten lang. Der zweite Song ist die komplette Antithese zum ersten, kurz und bündig, dafür aber noch vertrackter und nervenaufreibender. Die beiden Live-Songs sind im ähnlichen Stil gehalten, aber kompakter als der Auftakt. Live-Atmosphäre kommt nicht auf, aber die beiden Songs führen den Stil der ersten beiden konsequent weiter: düsterer Mathcore zwischen Converge und Rorschach.
Math, Jazz, Hardcore, Post Metal – wilde Mischung in exzellenter Aufmachung
Never Void aus dem wässrigen Nachbarland hauen buchstäblich in dieselbe Kerbe, nur nicht ganz so düster, dafür umso hektischer, verbreakter und wütender. Den rudimentären Eindruck ihrer Partner im Verbrechen übernimmt die Band und sorgt somit für eine im Ganzen homogene Veröffentlichung. Auch Never Void stellen kurze Attacken auf das Nervenkostüm neben das genüssliche Ausweiden der Gehirnwindungen des Zuhörers. Die Live-Songs beinhalten zum einen viel Gitarrengefidel und zum zweiten einen Großangriff auf die Klaviatur der Psyche inklusive Jazz-Einlage.
Bei dieser Split-CD, die es auch als 10-Inch-Vinyl gibt, passt alles zusammen. So kann man auf sich aufmerksam machen, mit viel Liebe und Engagement und nicht nur mit irgendwelchen lieblos verschickten mp3-Files. Insgesamt sind die acht Songs anstrengendes Zeug, wobei Coilguns einen Tick besser ankommen, weil sie einfach nicht ganz so sperrig und strapaziös sind wie Never Void. 200 Stück gibt es von dieser handgemachten CD.
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