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Coffin Train

Warum wohl die meisten englischen Metal-Bands der 70er und 80er Jahre, der sogenannten New Wave of British Heavy Metal, heute kaum noch bekannt sind? Und das, obwohl sie die wohl wichtigste Verbindung zwischen Deep Purple und Black Sabbath und den späteren Generationen von Heavy-Metal-Bands darstellten. Unbestritten ist jedenfalls ihre Bedeutung für die Weiterentwicklung des Metal. Für Diamond Head, 1976, im Geburtsjahr des Rezensenten gegründet, stellt ihr Debütalbum „Lightning to the Nations“ von 1980 ihren wichtigsten Beitrag zur neuen Welle britscher Metalbands dar. Später wurde die Band vor allen Dingen durch Metallica bekannt, die die Band als einer ihrer frühestens und prägendsten Einflüsse angaben.

Bereits 1985 löste sich die Band das erste Mal auf, profitierte jedoch indirekt durch die wachsende Popularität von Metallica, die ihren Namen durch ihre Cover-Versionen („Am I Evil?“) aktuell hielten. Das Ergebnis waren das 1993er Album „Death and Progress“ und Auftritte im Vorprogramm von Metallica, das auf und ab setzte sich jedoch fort. 2016 erschien das bisher vorletzte, selbstbetitelte Album mit dem neuen Sänger Rasmus Bom Andersen, das rückblickend als „echtes Comeback“ bezeichnet werden muss. 2019 ist nur noch Original-Gitarrist Brian Tatler an Bord, mit „Coffin Train“ erscheint jedoch das zweite Album in drei Jahren. Aktivität ist immer ein vielversprechendes Zeichen für leidenschaftliche, gute Musik.

Die liefern die Veteranen mit ihrem jungen Frontmann mit „Coffin Train“ auch auf jeden Fall ab. Vorausgesetzt, man kann etwas mit klassischem Metal anfangen. Der wurde im Underground zwar immer gespielt, hat aber erst in den letzten Jahren wieder etwas mehr Popularität erfahren können. Schön, wenn eher gebeutelte, alte Hasen es schaffen, eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen. Beispielsweise mit dem energiegeladenen Opener ‚Belly of the Beast‘. Charmant irritierend, wenn man beim grandiosen Sechsminüter ‚Serrated Love‘ zu Beginn ein Riff entdeckt, das wie eines von Metallica klingt. Wunderbar, wie der erst 34-jährige Andersen mit seiner Power-Röhre den Sound von „Coffin Trains“ mitprägt. Auch hier trifft Jugend auf Erfahrung. Fazit: Dieses Album wird nicht nur NWOBHM-Freunden gefallen, sondern ganz generell junge und alte Metalheads begeistern.

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