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Clocks That Tick (But Never Talk)

„The Grand Tour“ hieß früher „Top Gear“, und Comedy Of Errors heißen jetzt Grand Tour. Oder so ähnlich. Denn eigentlich ist der Mastermind hinter Grand Tour (der Band) Keyboarder Hew Montgomery von Abel Ganz, der sich mit Joe Cairney (voc.), Bruce Levick (dr.) und Mark Spalding (gtr.) aber gleich drei Mitglieder von Comedy Of Errors gekrallt hat. Dass da Manches musikalisch an deren Hauptband erinnert, sollte niemand wundern – speziell die prägnante, mich immer wieder an ‚Weird‘ Al Yankovic (nicht abwertend gemeint!) erinnernde Stimme von Cairney hat eben großen Wiedererkennungswert.

Auch musikalisch gibt es konsequenterweise straighten Neoprog, ganz ohne Jazzgefrickel oder Disharmonien, dafür sympathisch locker und unangestrengt. Gelegentlich erlaubt sich Hew Montgomery einmal ein paar dezente elektronische Einflüsse (‚The Panic‘), aber generell hätte „Clocks That Tick But Never Talk“ auch 1984 in exakt dieser Form erscheinen können. Vom kauzigen Titel über das Coverdesign mit dem nicht ganz zum Motiv passenden Schrift-Font erinnert das Album an die Zeit, in der neben Pallas, Marillion und IQ auch The Enid, Solstice und eben Abel Ganz oft mit Eigenproduktionen, Demo-Tapes und 7″-Singles um die Gunst der Hörer buhlten – und hierzulande jeder Import-Plattenladen noch ein Wunderland an bislang nur gerüchteten Schätzen war. Klar, mit den Klassikern der Achtziger können die Songs auf „Clocks That Tick“ nicht mithalten, dafür fehlen dem Album dann doch die zwingenden Melodien, sowohl vom Gesang als auch von den Leadinstrumenten. Auch die Spielzeit von 68 Minuten ist etwas übertrieben ausgefallen. Obwohl keiner der Songs so richtig durchhängt, passiert insgesamt etwas zu wenig, was die Aufmerksamkeit über die komplette Laufzeit auf sich ziehen könnte. Da wäre etwas weniger wohl mehr gewesen – wie im zwölfminütigen ‚Back In The Zone‘, das als knackiger Viereinhalbminüter ziemlich dufte gewesen wäre, als Epos aber ziemlich gestreckt wirkt.

Aber, wisst Ihr was? Ich hab‘ eigentlich gar keine Lust, an Grand Tours Zweiter großartig rumzukritteln. Denn trotz der erwähnten Schwächen ist „Clocks That Tick“ ein sympathisches Album geworden, dass man ohne Stirnrunzeln durchlaufen lassen kann und das Neoprog-Sympathisanten durchaus antesten sollten. Die Produktion zieht natürlich auch nicht unbedingt die Wurst vom Brötchen, klingt aber nicht zuletzt dank dem von Rob Aubrey (Big Big Train, John Wetton, IQ) angefertigten Mix durchaus alltagstauglich. Klar, ein Muss ist das Album nicht geworden, aber eine solide Kann-Geschichte, die zwischen all dem deprimierten Artrock-Zeug eine echte Alternative bietet. Zu beziehen bei Just For Kicks.

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