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Bringer of Pain

Preisfrage: Was kommt heraus, wenn man als Basis für den Sound einer Metalband die Attitüde und den Sound der verehrten Klassiker von Iron Maiden, Manowar und Judas Priest nimmt, drei Esslöffel 80er-Synthie-Pop hinzufügt und das Ganze mit einer Prise Nightwish-Lorbeeren abschmeckt? Richtig, das wären dann Battle Beast. Die Finnen, die nach dem Gewinn des Wacken Nachwuchs-Wettbewerbs 2010 einen Plattenvertrag bei Nuclear Blast an Land ziehen konnten, legen mit dem knallbunten „Bringer of Pain“ bereits das vierte Album in sechs Jahren vor. Ein Album, das Laune macht, so viel sei bereits jetzt verraten. Denn wirklich jeder Song ist ein Ohrwurm, der sich im Innenohr festsaugt wie ein langhaariges Blutegel in Metalkutte. Eingängigkeit schreiben die fünf Finnen wirklich groß, daran gibt es keinen Zweifel.

Das Problem auf der anderen Seite ist, daß Battle Beast es für den Geschmack des einen oder anderen mit dem Pop-Appeal vor allem in der zweiten Hälfte des Albums etwas übertreiben. Ob das selbstironisch-augenzwinkernd gemeint ist, wie bei Steel Panter oder The Darkness, ist nicht eindeutig erkennbar. Was das betrifft, erinnern Battle Beast eher an den zuckersüßen Plastik-Metal von Amaranthe. Leider. Dabei beginnt „Bringer of Pain“ so genial. Da ist zunächst die Stimme von Frontfrau Noora Louhimo, die bei wirklich jedem Song eine gute Figur macht und einem bereits beim Opener ‚Straight to the Heart‘ ein lautes „Wow!“ entlockt. Super catchy Refrain, ein bißchen Keyboard und jede Menge Noora-Echtmetall-Stimmbänder. Der Titelsong eröffnet mit einem Gitarrensolo und zeigt, daß die Herren der Schöpfung in der Band nicht nur Wasserträger für die blonde Sängerin sind. Bei ‚King for a Day‘ fallen erstmals die generischen Drums auf, die auch noch im Synthie-Stil abgemischt sind und die leider auch später auf dem Album immer wieder für unangenehme Schauer sorgen; beispielsweise bei ‚Bastard Son of Odin‘ oder der unterirdisch pathetischen Ballade ‚We Will Fight‘.

‚Familiar Hell‘ hat zwar ein verzerrtes Gitarrenriff und Nooras ohrenschmeichelnde Power-Stimme, der Refrain dagegen kommt direkt aus der Schlager-Hölle-Hölle-Hölle. ‚Lost in Wars‘ kombiniert industriell-düstere Keyboard-und-Gitarren-Rhythmen à la Rammstein, während der Gesang sanfter daher kommt als in den meisten Songs. ‚Dancing with the Beast‘ steigert den Zuckerguß von stupiden Synthie-Drum-Beats und Keyboards ins Unerträgliche. Das hier ist bestenfalls ein peppiger Pop-Song und geht nicht mal mit sehr viel Toleranz als Hardrock-Track durch. Der Rauswerfer ‚Far from Heaven‘ hat nicht mal mehr Pep oder Pop sondern ertrinkt im Balladen-Schmalz, Gitarren hin oder her.

Wie kann man so ein schizophrenes Mischmasch produzieren? Das Album geht los wie ein echtes Brett und macht so viel Bock auf mehr davon, daß man als Rockmusik-Freund bei den letzten beiden Liedern irgendwo zwischen ungläubig, mitleidig und wütend wie bei einem Akt ohne Höhepunkt zurückbleibt. Mit einem unangenehmen Ziehen im Unterleib und dem Wunsch nach mehr Biss. Da hilft alles nichts und man muss vorzeitig zum Anfang zurückspringen. Was sooo schade ist. Fazit: Die passende Sängerin/Frontfrau und Attitüde der Band mit ihrer charmanten Verbeugung vor den Classic-Metal-Heroen sowie der Sinn für tolle Hooklines sind bei Battle Beast vorhanden und große Klasse.

Konsistenz hat das Songwriting trotz zweifelsohne echtem Talent leider aber nicht und den Drum-Sound sollten die Herrschaften ebenfalls dringend überdenken. Es schmerzt mich in tiefster Seele, aber das Gesamtergebnis ist leider nicht mehr als durchschnittlich. Sprich: Zutaten und Rezept überdenken, dann kann das richtig metallisch werden. Aber vielleicht sind die Finnen ja auch mit ihrem Mischmasch zufrieden oder ich habe die Selbstironie nicht verstanden.

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