BCCIV
Es ist schon einigermaßen verwunderlich, daß Black Country Communion sich noch einmal zusammengerauft haben. Schließlich hatte man sich ja, wie in der Klatschpresse zu lesen, nicht unbedingt in aller Freundschaft getrennt, und speziell dank Joe Bonamassas Durchbruch in den Mainstream schien eine Fortsetzung des Projekts sehr unwahrscheinlich.
Aber, Zeit heilt alle Wunden, und nun gibt es also zum vierten Mal Songs aus der Gemeinde. „BCCIV“ bringt dabei die selbe Mischung wie die ersten drei Scheiben, als ca. 70% Led Zeppelin, 20% Solo-Bonamassa und 10% Deep Purple Mark IV. Beeindruckend ist die Frische, die das Material ausstrahlt – so gekracht hat das seit dem Debütalbum nicht mehr. Bonamassa zeigt hier tatsächlich, daß er sich immer noch nicht ganz im steifen Mainstream verlaufen hat, sondern daß immer noch eine ziemlich hörenswerte Rock’n’Roll-Seele irgendwo in ihm steckt. Gerade wenn er sich mit Derek „wanna form a supergroup? call me!“ Sherinian im treibenden ‚The Crow‘ duelliert, möchte man es laut herausschreien: Menno, warum nicht immer so? Die Stars der Scheibe sind aber wie zuvor die Herren von der unwiderstehlich groovenden Rhythmusgruppe, Glenn Hughes und Jason Bonham. Denn der patentierte Arschwackelgroove, den die beiden hier von sich geben, läßt auch über so manche weniger zwingende Komposition wegsehen. Und, ja, überhaupt, Hughes. Der singt dieses Mal neun der elf Songs, inklusive der eigentlich typisch nach Solo-Bonamassa klingenden ‚The Cove‘ (langsamer Blues) und ‚Wanderlust‘ (Popsong mit ausgedehntem Jam-Coda). Dabei klingt Hughes einfach immer noch besser als sowohl sämtliche Altersgenossen – den ähnlich unkaputtbaren Graham Bonnet vielleicht ausgenommen – als auch 95% des Classic Rock-Nachwuchses. Bonamassa singt hingegen mit ‚The Last Song For My Resting Place‘ das ‚Ramble On‘ oder ‚Battle Of Evermore‘ von „IV“, sorry, „BCCIV“. Mit Violine und starkem Folkeinfluss ist das denn auch tatsächlich einer der Höhepunkte des Albums, eben, weil es nicht nach „hier ein Song für die Leute, die nur meine Soloalben mögen“ klingt, sondern nach einem Song, der hundertprozentig für die Band geschrieben ist.
Für alle, die Black Country Communion (oder Led Zeppelin) schon immer mochten, ist hier natürlich bedenkenloser Pflichtkauf angesagt. Doch auch die, denen „II“ und „Afterglow“ ein wenig zu blass erschienen waren, sollten den vier Herrschaften mit „BCCIV“ noch einmal eine Chance geben. Auch wenn die Klasse des ersten Albums immer noch nicht ganz erreicht wird, ist dieses Comeback doch das Beste, was die Band seitdem veröffentlicht hat.