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Apologies, I Have None – Düster, schön und heilsam


Textlich schlägt ‚Pharmacie‘ mehrmals den Bogen zum Debütalbum. Es sind aber nicht nur die vergangenen paar Jahre, die er in seinen sehr persönlich gehaltenen Lyrics reflektiert, erlkärt Josh. Themen wie Depression, Verzweiflung und eine angeschlagenen mentale Gesundheit seien seit Langem präsent, weswegen er eben auch ein gewisses Verhältnis zu Apotheken und pharmazeutischen Mitteln entwickelt hat:

‚Der Titel ‚Pharmacie‘ bezieht sich schon auf das Hier und Jetzt, hat seine Relevanz aber auch für die ganze letzte Dekade meines Lebens. Auf dem Album geht es gar nicht konkret um Arznei, aber es ist eine Art Rahmen, in dem ich verschiedene Dinge unterbringen kann.‘

ApologiesIHaveNone_1.jpg “ Eines dieser Dinge ist die Veränderung, die ihr Debüterfolg für Apologies. I Have None mit sich gebracht hat. Im Song ‚Killers‘ ist die Rede davon, dass das eigene Ich nur noch in Schatten vorhanden und das Gesicht, das zur Schau getragen wird, gar nicht das eigene ist.

‚Schwer zu sagen, wie genau dich so ein Erfolg verändert‘

, grübelt Josh.

‚Wenn man in einer Blase lebt, kann man sich schwer vorstellen, wie man selbst und die Dinge um einen herum außerhalb dieser Blase existieren könnten. In der Band zu sein verschafft mir aber auf jeden Fall eine Art Ziel. Auch wenn es manchmal auf und ab geht, ist das Leben doch um einiges schwieriger, wenn man nicht irgendeinen Antrieb hat.‘

Betrachtet er denn sein Songwriting auch als eine Art Therapie?

‚Als solche habe ich das nie wirklich gesehen. Die Songtexte beinhalten sicherlich Dinge, die ich über mich oder in einer bestimmten Situation nie sagen würde. Wenn man das als eine Form von Therapie versteht, dann ist es vielleicht so, aber ich habe darüber nie viel nachgedacht.‘

ApologiesIHaveNone_Pharmacie_Cover.jpg “ Immerhin, bestätigt er, sind die Texte zum größten Teil autobiografisch. Sie handeln von Selbsthass, einem Gefühl des Verlorenseins, düsteren Gedanken und Fragen der geistigen Gesundheit, und der Song ‚Love & Medication‘ mag andeuten, wie damit umgegangen werden kann.

‚Ich denke, dass Medikation durchaus eine wirksame Hilfe für MANCHE Menschen mit mentalen Problemen sein kann‘

, sagt Josh.

‚Ob es eine Lösung ist, hängt von der Person ab, aber in den meisten Fällen scheint mir das nicht so zu sein. Eine echte Lösung ist eher eine Kombination verschiedener Dinge, bei denen Medikamente eine Rolle spielen können. Oder es gibt womöglich keine wirkliche Lösung auf Dauer. Ich bin nicht sicher.‘

Aussagen wie diese machen die Zweifel deutlich, mit denen Josh auch in seinen Songtexten zu kämpfen hat. Die Sache wurde für ihn nicht leichter, als vor zwei Jahren Gründungsmitglied, Co-Texter und -Sänger Dan Bond die Band verließ:

‚Den größten Einfluss hatte das auf das Songwriting. Von zwei Textern auf nur einen überzugehen, war ein großer Schritt, aber so konnten wir ein thematisch geschlossenes Album machen. Der Schreibstil hat sich nicht sehr verändert, aber es ist einfach viel dichter.‘

Musikalisch ging man bereits mit dem Gründungs-Line-up in eine düsterere Richtung, als es noch auf ‚London‘ der Fall war. Die 2014-er EP ‚Black Everything‘ hat die Weichen für den aktuellen Sound gestellt, in dem Punkrock nur noch eine marginale Rolle spielt. Inzwischen gab es auch einen Bassisten-Wechsel, sodass sich Apologies, I Have None mit neuen Kräften dem Prädikat Heartcore widmen. So depressiv die Themen, so schön und besinnlich die Musik – eine Art Ying und Yang, das die Band im Gleichgewicht hält.

‚Ich mag es, epische, leichte Melodien mit düsteren Texten zu verbinden‘

, bestätigt Josh,

‚darauf bauen wir unsere Musik auf.


Wir sind alle Fans von einer Menge Pop-Musik und manches davon schleicht sich in unsere Songs ein. Aber es ist nicht immer so. Denk an ‚Raging Through The Thick And Heavy Darkness Of A Bloodlust‘ von unserer letzten EP, da gibt es keine aufmunternden Melodien.‘

So romantisch manche Tunes auf ‚Pharmacie‘ wirken mögen, einen echten Feelgood-Song mit Happy End-Geschichte wird man von Josh nicht erwarten können:

‚Ich habe noch nie ein glückliches Liebeslied geschrieben. Ich weiß nicht wirklich, warum, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube, es würde mich nicht zufriedenstellen.‘

Ihre Fans haben sich Apologies, I Have None schließlich dank ihrer tiefgründigen Emo-Texten erspielt.

‚Ich dachte immer, unsere Fans reagieren auf unsere Musik im Allgemeinen‘

, überlegt Josh.

‚Zumindest anfangs; das ist schließlich das erste, was dich erreicht, wenn du dir irgendeine Band anhörst. Ein Song, den du hasst, bleibt auch mit einem tollen Text ein Song, den du hasst. Aber wir bekommen eine Menge Kommentare zu unseren Texten, also werden sie wahrgenommen. Als Songwriter interessieren sie mich natürlich noch mehr und ich hoffe, die Hörer nehmen sich die Zeit, sich in die Texte von ‚Pharmacie‘ zu vertiefen, als sie es womöglich normalerweise tun.‘

ApologiesIHaveNone_2.jpg “ Wenn das der Fall ist, zieht es sie sicher zu den Konzerten der anstehenden Tour. Die Band selbst jedenfalls freut sich auf die Gigs und den direkten Kontakt zu den Fans:

‚Wir sind nicht sehr gut in Sachen Social Media. Wahrscheinlich sollte man das heutzutage als Band clever zu nutzen wissen, weil es ja so viele Menschen nutzen. Aber es ist wichtig, sich als Band an das zu halten, was ihre Ziele sind, und wir bauen einfach bessere Verbindungen zu Leuten bei unseren Konzerten auf.‘

Whiskey-soda.de jedenfalls empfiehlt wärmstens einen der folgenden Termine:

23.09. Münster, Sputnikhalle + Moose Blood + PUP
24.09. Bremen, Tower*
25.09. Hamburg, Hafenklang*
26.09. Berlin, Musik & Frieden*
28.09. Leipzig, Conne Island*
29.09. Wien (AT), Arena*
30.09. Luzern (CH), Treibhaus
03.10. Genf (CH), Kalvingrad/Usine*
04.10. Bern (CH), Rössli*
05.10. Rorschach (CH), Treppenhaus*
06.10. München, Sunny Red*
07.10. Lindau, Club Vaudeville*
08.10. Karlsruhe, Alte Hackerei 
09.10. Wiesbaden, Schlachthof*
11.10. Trier, Exhaus*
12.10. Koblenz, Circus Maximus*
13.10. Hannover, Lux*
14.10. Köln, MTC*

Support: Blackout Problems*

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