American Nights
Meine Güte, ist das langweilig! Da hat man diese elf Songs von ‚American Nights‘ durchgehört und stellt fest: man kann über die Hälfte des Albums gleich wieder zur Seite legen. Da ist nichts Innovatives zu finden. Ich wage zu behaupten, dass sich Plain White T’s damit sogar an der Grenze zwischen neuartiger Boyband und Sunrise Avenue, wenn nicht sogar Nickelback bewegen. Mehr einfallsloser, plakativer Kommerz-Poprock geht kaum. Garantiert wird der ein oder andere Song aus der Platte beim heute verkommenen privaten Rundfunksender dahinplätschern. Denn das einzige, was das Album bietet, ist kurzweilige gute Laune. Aber das tut eine Kugel Stracciatella-Eis auch, und da kann man genauso wenig von kreativer Kunst sprechen.
‚American Nights‘ ist nett. Sympathisch. Der absolute Overkill für jeden leidenschaftlichen Künstler, wenn er so etwas hört. Das Plus verdient sich dieses Album lediglich durch drei Aspekte. Diese heißen ‚Dance Off-Time‘, ‚Love Again‘ und ‚Heavy Rotation‘. Während der eine, wie der Titel bereits vermuten lässt, mit Trompeten und Posaunen in eine powervolle, folkige Tanznummer mit einer auf jeder Viertel durchgehauten Bass Drum einstimmt, klingt der zweite schön verspielt und vermittelt einem sofort herrliches Urlaubsfeeling, wie es sonst Jack Johnson gerne tut. ‚Heavy Rotation‘ bietet nach absichtlich leidvollem Schmacht-Balladenopening einen fetzigen Beat mit viel Toms und lässigem Gitarrenmotiv. Nichtsdestotrotz fragt man sich, wieso auf der Rückseite der Albumhülle die komplette Band in Motorradmasken gehüllt in einer billigen Raststätte sitzen und Kaffee trinken – fast wie bei einer letzten Besprechung vor dem Einbruch in eine Bank, wo im Kontext zur Musik so manch Lehrer an den Rand des Covers kritzeln würde: [i]am Thema vorbei[/i]. Denn ein bisschen Spannung und Action hätten dem Album definitiv gut getan.
Vielleicht liegt es daran, dass ich mich in letzter Zeit primär mit neuen Sounds insbesondere im Indie-Bereich beschäftigt habe, denn ich kann ‚American Nights‘ kaum eine interessante Note abnehmen. Nach dem Hören pickt man sich die drei guten Tracks raus und der Rest wandert zum Stauben in den CD-Schrank. Damit können sich Plain White T’s nicht vom Phänomen One-Hit-Wonder losreißen.