Wenn kritische Bands älter werden, kann in den Songs ein Ton der Resignation wahrgenommen werden. So passiert es, dass der politische Charakter vergessen und das Sinnbild des musikalischen 'Anti' gegen konforme Rockmusik getauscht wird. Bei Spermbirds klingt der Ton jedoch anders. Nachdem sich die Band im Jahr 2004 wieder zusammenfand und ihr erstes Album in alter Besetzung veröffentlichte, fand eine allgemeine Sezession statt, die zu dem Ergebnis kam, dass alle Mitglieder mit Familie und Beruf keine Ambitionen auf Erfolg haben. Von nun an war klar, dass es ihnen immer noch um eine Sache ging: Kritisch bleiben. Nach sechs Jahren erscheint nun das zweite Album seit der einberufenen Wiedervereinigung des ehemaligen GIs. In Hollis Texten ist eine Art Resignation vorhanden, deren Wurzeln jedoch in der Feststellung liegen, dass Lebenserwartungen mit voranschreitendem Alter nicht erfüllt werden ('A Columbus Feeling'). Gleichzeitig spielt Holli mit viel Wortwitz den Trumpf des kaputten Kompasses aus, der trotz Missmuts eine positive Seite offenbaren kann. So ist ein klarer Kopf vonnöten, der die Dekadenz bestimmter Besitztümer begreiflich und damit zum Beispiel die Schattenseiten sozialer Netzwerke deutlich macht ('Can't Live Without It'). Diese beiden Songs reichen aus, um zu bemerken, dass eine der dienstältesten Hardcorebands der Region sich nicht abgeschreckt fühlt, mit zunehmendem Alter kritisch zu bleiben. Zwar spiegeln die frühen Platten immer noch einen eigenen, unersetzbaren Charme wider, dennoch scheint es, dass der Grund der Wiedervereinigung darin lag, zu zeigen, dass das Leben weiterhin beschissen sein kann und versprochene Hoffnungen sich auch beim Lesen der Gebrauchsanleitung nicht erfüllen. Doch wie Spermbirds richtig bemerkt haben, hat auch Columbus seinen inneren Frieden gefunden, ohne zu bekommen, wonach er suchte.