Schlagwort: Deutschrock

SELIG – „Wie wäre denn das Leben ohne diese Magie?“

In den 90ern kam man als Rock-Fan in Deutschland nicht an dem Hamburger Quintett SELIG vorbei. Omnipräsent auf MTVIVA (Anmerkung für unseren jüngeren Leser*innen: MTV und VIVA waren in den 90ern DAS Musik-Medium auf dem sich -neben dem klassischen Format-Radio- wirklich alles abspielte, dort wurden damals die Stars gemacht) und gebucht auf großen Festivals waren…

LEEZE – Flügelfreier Rock aus Westfalen

Das Deutschrock-Trio Leeze aus Münster hat mit „Flügelfrei“ seine erste Single rausgehauen. 2017 gegründet, hat sich die Truppe um Frontmann Malte vor einem Jahr beinahe schon aufgelöst, um sich dann doch wieder zusammenzuraufen und ihre eigenen Songs aufzunehmen. Dabei sind nicht nur Text und Musik von der Band, auch in der Produktion haben sie selbst…

EXTRABREIT – Es fühlt sich richtig an

Vor einem Jahr hatte Münster das Glück, in den schmalen Zeit-Korridor zu fallen, in denen die Hagener Band Extrabreit eines ihrer bereits zweimal verschobenen Konzerte der normalerweise alljährlichen Weihnachts-Blitz-Tournee spielen konnte. Damals allerdings fühlte sich der Abend seltsam falsch an, mitten in der Pandemie ohne Maske in einem Club zu stehen. Nur einen Tag später…

EXTRABREIT – Endlich wieder auf Weihnachts-Blitz-Tournee!

Extrabreit, eine der dienstältesten Rockbands Deutschlands, hatte in den letzten Jahren einiges zu verdauen: Erst hat das Quintett mit „Auf EX“ nach zwölf Jahren Wartezeit -endlich- eine neue Platte veröffentlicht, die dann aber ziemlich im Corona-Strudel versandet ist, und musste dann noch zweimal die traditionelle Weihnachts-Blitz-Tournee aus bekannten Gründen absagen. Gut, im letzten Jahr gab…

DEINE COUSINE – Es macht „Bang Bang“ in Bochum

Nur wenige Tage nach Veröffentlichung ihrer zweiten Platte „Ich bleib nicht hier“ musste Ina Bredehorn aka Deine Cousine eine kleine Hiobsbotschaft verkünden: Beim letzten Support-Konzert für Die Toten Hosen, verletzte sich die Musikerin am Bein, und darf auf der unmittelbar im Anschluss beginnenden eigenen Tour keine wilden Bewegungen auf der Bühne machen. Wer Ina schon…

Kein Land in Sicht

Wenn man den Begriff Debüt-Album liest, erwartet man automatisch junge Menschen. Blickt man auf die Fotos von Junger, ist man irritiert. Gestandene Männer, satt in den Vierzigern, schauen einen von den Promo-Bildern zum Erstling „Kein Land in Sicht an“. Ein wenig irreführend ist die Aussage, dass es sich um die erste Scheibe handelt, allerdings. Die…

JUPITER JONES – Weitere Single nach Comeback

Mitten im zweiten Lockdown verkündeten Jupiter Jones nach mehrjähriger Pause ihr Comeback. Mit „Oh, Philia!“ legen sie nun ihre bereits vierte Single nach der vor ziemlich genau einem Jahr bekanntgegebenen Rückkehr vor. Die Band ist zwar vom Quartett zum Duo geschrumpft, dafür ist neben Gitarrist Sascha Eigner mit Nicholas Müller der ursprüngliche Sänger wieder mit…

DIE ÄRZTE – Am Anfang war das Wort

Die Ärzte haben mit „Kraft“ eine zweite Single aus ihrem Erfolgsalbum „Dunkel“ veröffentlicht. Es geht bei der Nummer um die positiven und verheerenden Wirkungen, die Worte haben können. Im Video zum Song kommen BelaFarinRod selbst allerdings gar nicht zu Wort. Die beste Band der Welt ist zwar mittlerweile auf allen Streaming-Portalen zu finden, bei den…

Dunkel

Zeit für etwas Neues? Zumindest besingen es Die Ärzte in der ersten Single zu „Dunkel“ so. Doch: Ist es wirklich schon wieder Zeit? Gerade einmal zwölf Monate sind seit dem Vorgänger „Hell“ vergangen. Das Album, das BelaFarinRod nach dem schwachen „auch“ wieder von ihrer besten Seite gezeigt hat. Die Gefahr, durch einen solchen Schnellschuss erneut schwach abzuliefern, ist natürlich hoch.

Wer bei „KFM“ an einen Radiosender denkt, kennt die Wortspiele von DÄ schlecht. Die lupenreine 1,2,3,4-Hau-Drauf-Nummer eröffnet den Reigen. Die uralte Frage, ob die Herren noch Punkrock sind, beantworten sie mit reichlich Selbstironie: Die Abkürzung und Genre-Einordnung steht nämlich für Karnickel-Fick-Musik.

Bei der zweiten Nummer will Farin von seiner Ex nicht „Wissen“, wie es ihr geht. Ein klassischer Rocker, wie man ihn vielleicht auch auf seinen FURT-Scheiben erwarten könnte.

Dass Die Ärzte Nazis „Doof“ finden, ist allseits bekannt. In diesem Stück erklärt Bela – unterstützt von Kuhglocke, Bläsern und einem Kinderchor – warum es sich nicht lohnt, überhaupt mit ihnen zu reden.

Highlight ist das druckvolle „Kraft“. Schlagzeug und Bass eröffnen und Farin haut seine Zeilen als Sprechgesang heraus. Um Worte, und was sie anrichten können („Worte bringen dich zum Lachen, Worte bringen dich zum Wein´n“), geht es in diesem Titel. Die Gitarre jault förmlich im Refrain und bekräftigt die Aussage.  

Ein richtiges Brett ist die Single „Noise“. Eine fette Gitarrenwand eröffnet das Lied. Das erste Mal seit „Schrei nach Liebe“ teilen sich Bela und Farin die Gesangsspuren. Ein klassischer Ärzte-Hit mit hohem Mitsing-Faktor.

In „Einschlag“ philosophiert das lyrische Ich von Bela, warum er seine Freundin erschlagen hat und wie er mit der Schuld leben kann. Der vielleicht stärkste Felsenheimer-Song seit Jahren.

„Nicht schon wieder Vampir-Musik“ denkt man dank Kirchenglocke und Wolfsgeheule unweigerlich in den ersten Sekunden von „Nachmittag“. Doch dann entwickelt sich eine country-ähnliche Nummer, in der – ausgleichende Gerechtigkeit – diesmal Bela von seiner Freundin umgebracht wird. Noch im Sterben wünscht er sich dennoch einen Kuss von ihr – „Liebe ist (halt) kompliziert“.

Gegen Ende der Platte wird es ein wenig flacher. Insbesondere „Danach“ erinnert in der Gesangslinie an das bessere „Ein Bier“ aus dem letzten Jahr.

Den Schlussakkord setzte eine Hymne an die Demokratie und dem Aufruf, „Dein Kreuz gegen Hakenkreuze“ zu machen. Wie die Band in Interviews erzählte, fand Rod diesen Text zu plump. Aber Die Ärzte wären nicht sie selbst, wenn sie das nicht direkt im Titel klarmachen würden: „Our Bass Player Hates This Song“.

Was bleibt nach über einer Stunde Spielzeit? Wenig ärzte-typischer Witz, dafür viele ernste Themen und politische Messages. Am Ende ein insgesamt gelungener Longplayer. Allerdings gilt „All Killer No Filler“ auf „Dunkel“ nicht. Ein paar Tracks weniger hätten einer durchgehenden Qualität gutgetan.

Über Die Ärzte und ihre Historie, die Alben, Konzerte und mehr wurde übrigens im Whiskey-Soda-Podcast diskutiert, den Ihr hier nachhören könnt.

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