Political positive! Das ist die Einstellung des niederländischen Punkrock-Trios Antillectual. „Isolating the periphery. Disconnected life.“ heißt es im ersten Song ,From City to City’ vom für Anfang Mai geplanten Album „Together“. Wie leben in einer globalen Welt, aber alles was uns stört schließen wir aus. Von Gemeinaschaft, gemeinsamen Handeln ist keine Spur zu erkennen. Trotzdem…
Der Weg und das Ziel sind für die Melodic-Punkrocker von Cold Years klar: Es soll nach oben und letztlich in die großen Arenen gehen. Das wurde bereits bei ihrem Debütalbum „Paradise“ im Jahr 2020 deutlich. Auch wenn der zweite Longplayer traditionell als die schwierigste Platte für Bands gilt, soll „Goodbye to Misery“ (Inside Job) für…
Es ist wohl die schwerste Aufgabe, die eine Band haben kann: Den Sänger ersetzen. Zwar nahmen Ignite ihr erstes Album „Scarred for Life“ im Jahr 1994 noch mit Joe D. Foster am Mirko auf, doch danach wurde Zoltán „Zoli“ Téglás prägend für den Sound der Melodic-Hardcore-Truppe. 2019 erklärte dieser zur Erschütterung vieler, dass er sich…
Die schottischen Punkrocker Cold Years wollen versuchen auf Tour zu kommen. Bereits im kommenden Mai wollen sie durch Europa reisen und dabei unter anderem auch fünf Shows in Deutschland und eine in der Schweiz spielen. Passend dazu hat das Trio nach dem im vergangenen Herbst herausgebrachten Lied „Headstone“ an neuer Musik gearbeitet und den Song…
Wer sehnt sich nicht nach einem wilden Pit vor der Bühne seiner Lieblingsband? Wer möchte sich nicht mal wieder anbrüllen oder anschreinen lassen? Wer möchte nicht seine Lieblingssongs voll Inbrunst mit vielen anderen Fans intonieren? Geht nicht! Vorerst müssen wir uns mit Streaming-Konzerten, DVDs oder den Geschichten von großartigen Konzertabenden begnügen. Die südkalifornische Melodic-Punk-Band Freewill…
Seit dem 1996er-Album „Everything Sucks“ liegen Descendents und seit dem 2000er-Album „Problematic“ liegt All studiotechnisch auf Eis. Was liegt näher, als sich mit den alten Kumpels aus Descendents-Anfangstagen im Proberaum zu treffen und alte, ganz alte, die allersten Songs zu jammen? Bassist Tony Lombardo, Schlagzeuger Bill Stevenson, Gitarrist Frank Navetta (R.I.P.) und Milo Ackermann haben dies 2002 getan. Dabei sind die allersten Songs von Ende der 70er, die nicht auf die beiden ersten Veröffentlichungen gekommen sind gespielt – und auch aufgenommen worden. Diese 18 Lieder, verewigt auf „9th & Walnut“ (Epitaph Records), lassen die Sonne in Punkrock-Farben scheinen.
Den Songs ist anzuhören, dass die Band stark von den frühen Heroen, von den Ramones und den Beach Boys beeinflusst sind. Aber auch einen eigenen Kick besitzen die Stücke schon. Im Schnitt sind die Stücke nur eine gute Minute lang und alles andere als so sauber produziert wie die Alben, die folgen sollten und die Band zur Legende gemacht hat.
Allein schon Aukermans Vocals, die sich von wehmütig melodischen Hymen über wütende Punkrocker bis zu überdrehten Kompositionen erstreckt, drücken den 20 Minuten ihren Stempel auf. Nicht zu vergessen ist das typische Drumming von Bill Stevenson, welches die Songs zu Descendents-Songs macht. Der obskure Albumtitel steht dabei für den ersten Proberaum das Quartett, einer Garage in LA.
Nachdem die Freude über die alten Sachen eingefangen ist, wird einem gewahr, dass einem hier die Originale um die Ohren fliegen. Lagwagon, No Use For An Name, Pennywise – alle haben ihre Lektionen bei den Punkrockern aus Los Angelos gelernt. „9th & Walnut“ kann getrost als Vermächtnis deklariert werden, denn dies sind die Anfänge, die Wurzeln des kalifornischen Melodic Punks. Nicht mehr und nicht weniger.
Vor genau 20 Jahren erschien mit „The Unraveling“ das Debüt von Rise Against. Seitdem ist viel passiert: Aus kleinen, wilden Club-Shows wurden Konzerte in Arenen und Co-Headliner-Slots auf den größten Festivals, von Fat Wreck ging es zum Majorlabel und spätestens ab dem 2008er Album „Appeal to Reason“ erhielten auch poppigere Einflüsse eine immer stärkere Gewichtung. Angesicht des Jubiläums kommt die Frage auf, wieviel wohl von der damaligen Band heute noch in Rise Against und ihrer neuen Scheibe „Nowhere Generation“ (Loma Vista) stecken.
Eine Antwort geben die Chicagoer direkt beim Opener „The Numbers“:
Heavy are the chains // We fasten to ourselves // Gathering the thorns // to shape into a crown // Is this saddle comfortable? // Do these reigns feel tight enough? // Will you gallop when you’re kicked // or throw the rider off? // But they have the power // We have the numbers now // It’s all just a constant illusion of control // They break us like horses // How long will we drag their plow?
Es sind Zeilen, die nicht an Demonstrationen von Verschwörungstheoretikern gerichtet sind, sondern an alle, die sich gegen Rassismus, Unterdrückung und autoritäre Staaten einsetzen. Musikalisch gibt das Quartett Vollgas und Tim McIlrath singt mit solchem Nachdruck, dass ihm jedes Wort geglaubt wird.
Rise Against sind wütend. Das wird auf „Nowhere Generationen“ mehr als deutlich. So viele Ecken und Kanten hat es seit ihrer 2006er Scheibe „The Sufferer & the Witness“ nicht mehr gegeben. Denn auch „Talking to Ourselves“, „Broken Dreams“, „Monarch“ oder „Middle of a Dream“ sind krachende Nummern, die am Vibe früherer Tage ansetzen.
Rise Against wären aber nicht so groß geworden, wenn es nicht die eingängigeren Lieder geben würde. Doch diesmal dominieren Tracks wie „Sudden Urge“, „Sooner or Later“ oder „Nowhere Generation“ im Gegensatz zu den Vorgängeralben nicht die Platte. Trotz ihres Pop-Appeals bleiben jedoch auch diese politisch. Ein Schlüsselmoment ist der Titeltrack. Er handelt von all den Abgehängten, für die der amerikanische Traum immer ein fernes Ziel bleiben wird und die nicht die gleichen Möglichkeiten gesellschaftlicher Partizipation wie die Bessergestellten besitzen.
Trotz ihres Erfolgs sind Rise Against inhaltlich absolut auf der Höhe der Zeit und wollen die Welt zum Besseren verändern. Besonders erfreulich ist, dass sie dies auf „Nowhere Generation“ wieder mit musikalischer Härte verbinden. Während andere große „Punk“-Bands in Richtung Massenunterhaltung abdriften, zeigen Rise Against Zähne. Sie wollen unbedingt lautstark wachrütteln, denn sie zweifeln, ob sie sonst überhaupt noch gehört werden:
I never wanted to disturb the peace // but it feels like no one is listening // are we talking to ourselves?
So sind sie trotz oder gerade wegen ihrer Reichweite sowie musikalischen und inhaltlichen Ausrichtung einer der wichtigsten Vertreter ihrer Zunft. In diesem Sinne bleibt nur zu sagen:
Es war der erste Vorbote zum am 4. Juni 2021 erscheinenden gleichnamigen neuen Album: „Nowhere Generation“. Der Song befasst sich mit der verlorenen Generationen von Abgehängten und Armutsflüchtlingen, für die der amerikanische Traum nie in Erfüllung gehen wird, wodurch er global viel Aufmerksamkeit erweckte. Nun hat die Band um Sänger Tim McIlrath das Lied als…
Herzlichen Glückwunsch an Dexter Holland! Der Frontmann von The Offspring ist nun promovierter Biologe. Somit ist das neue Album der Kalifornier „Let the Bad Times Roll“ (Concord) die erste Platte, auf der er sich „Doktor“ nennen darf. Damit gesellt er sich zu anderen Punkrockgrößen wie Greg Graffin von Bad Religion oder Milo Aukerman von den Descendents, die ebenfalls promoviert haben. Erst genannter ist übrigens wie Holland Biologe. Allerdings unterscheiden sich ihre Themengebiete. Während sich Graffin der Evolutionsbiologie widmet, ist Holland Molekularbiologe. Somit dürfte auch klar sein, dass die beiden wohl nicht voneinander abgeschrieben haben.
Das gilt jedoch nur für ihre wissenschaftliche Karriere. Denn der Opener von „Let the Bad Times Roll“ „This is not Utopia“ klingt tatsächlich wie ein Bad-Religion-Song aus deren umstrittener „No Substance“-Phase. Der folgende Titeltrack geht eher in die Richtung Party-Kracher. Auf das erste Hören etwas nervig, setzt er sich letztendlich als Ohrwurm fest. So schaffen es The Offspring mit den ersten beiden Liedern tatsächlich das zu erfüllen, was von ihnen erwartet werden kann: Nicht zwingend straighter Punkrock, dafür Sommerfeeling und gute Laune.
Leider schlägt das Album danach eine andere Richtung ein. Viele Songs wirken etwas zahnlos und schwach auf der Brust. Ein gutes Beispiel ist hierfür „Army of One“. Das besitzt zwar ein starkes Riff, das an die Dead Kennedys auf der legendären „Fresh Fruit for Rotting Vegetables“ erinnert, aber leider geht es in der Schwammigkeit des Refrains und der fehlenden Aggressivität unter und mutiert zu einem lauen Lüftchen. Dazu frönt das Quartett in „Behind Your Walls“ wieder verstärkt den Alternativ-Einflüssen, die bereits auf dem Vorgänger „Days Go By“ vorkamen.
Ziemlich witzig geraten ist dagegen „We Never Have Sex Anymore“. Hierbei handelt es sich überraschenderweise um eine Swing- und Jazznummer mit vollem Bläsereinsatz, die vor Witz und Überraschungen nur so sprüht. Etwas vorhersehbarer ist der groovige Mid-Tempo-Track „Coming For You“, der nach mehreren Anläufen allerdings zu überzeugen weiß.
Weshalb The Offspring Edvard Griegs „The Hall of The Mountain King“ covern mussten, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Bands wie Apocalyptica haben das schon deutlich spannender intoniert. Noch tragischer ist die Neuaufnahme des Band-Klassikers „Gone Away“, der ursprünglich auf der 1997er Scheibe „Ixnay on the Hombre“ enthalten war. Live mag die hier dargebotene Klavier-Version als Überraschung gut zünden. Als Studioaufnahme wirkt sie leider belanglos. Während das Original vor Emotionen strotzt und die im Text thematisierte Sehnsucht sehr greifbar wird, fehlt es hier an allem.
Neun Jahre sind seit der überraschend guten „Days Go By“ vergangenen. Dies war genug Zeit, um einen Doktortitel zu machen, jedoch leider zu wenig, damit The Offspring ein rundum gelungenes Album schreiben. „Let The Bad Times Roll“ ist eine durchwachsene Platte mir wenigen Höhen, viel Durchschnitt und ein paar Tiefen geworden.
Die kalifornische Melodic Punk-Legende Descendents ist bekannt für ihre süffisanten textlichen Aussagen, aber nicht gerade für politische Statements. Im Alter von über 40 Jahren wird man dazu noch ruhiger, nicht so Bill Stevenson und Co., die allen ein „You asshole Twitter troll“ in Form eines kurz und bündigen Lyric-Video zu „That’s the Breaks“ entgegen schmettern.…