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Quatscherei

Da ist sie also…die letzte Veröffentlichung über das bandeigene Label Delikatess Tonträger. Findus bringen fünf Lieder auf Vinyl und als Download, die den Abschied feiern. Auch, wenn man die EP natürlich käuflich erwerben muss und nicht etwa hinterher geworfen bekommt, verschenken die Hamburger gleich im Opener der Platte, ‚Hafenklang‘, etwas: Wörter. Nicht nur das: Findus verschenken auch Zeit. Gut, es sind nur etwa zwölf Minuten. Danach kann man sich, dank Repeat-Button, jedoch noch einmal zwölf Minuten des deutschen Indie-Rocks schenken lassen und das beliebig wiederholen, was die EP dann doch zu einem recht großen gekauften Geschenk macht. Im Titeltrack erzählt uns Sänger Lüam, dass er von so ziemlich allem gelangweilt sei. Mir als Hörer geht das glücklicherweise ganz anders. Instrumental experimentiert die Band nicht wirklich, dafür klebe ich an den verschenkten Wörtern. Findus erzählen Geschichten aus dem Leben, die vor Metaphern nur so strotzen: ‚Wir legen unsere Taschen ab und halten Ausschau nach dem Grab/Und wir hoffen, wenn wir schwimmen/Doch wir jagen, weil wir so sind/Nach dem Schatz im See/Nach dem Gold in Athen‘

Zugegeben, wer diese Zeilen liest könnte denken, dass Findus die Texte für Helene Fischer und alle anderen Schlagersternchen hätten schreiben können. Wo sonst kommt noch ‚Gold in Athen‘ in Texten vor? Die Band schafft es jedoch, selbst solch klebrig-romantische Verse in ein charmantes Indie-Gewand zu hüllen. Charme, das ist überhaupt das Stichwort, das Findus ganz gut beschreibt. Von echtem Gesangstalent kann bei Lüam nämlich nicht die Rede sein. Trotzdem verkauft, oder besser verschenkt, er diese Zeilen so, dass ein ganz eigener Charme entsteht. Er schafft es, dass man ihm zuhört. Er lädt mit einfachen, aber wirkungsvollen Gesangsmelodien zum Mitsingen ein. Die Songs sind einfach, puristisch. Kein Instrument tanzt aus der Reihe, alles ist aufeinander abgestimmt, dennoch bin ich im Gegensatz zu Frontmann Lüam in den zwölf Minuten nicht gelangweilt. Ich gönne mir noch mal zwölf Minuten ‚Quatscherei‘. Auch, wenn der Anlass dieser Veröffentlichung schon eher traurig ist, habe ich nach dem Hören ein gutes Gefühl. Wem zwölf Minuten nicht genug sind, der kann sich ganze 18 Minuten Findus gönnen, denn die Jungs beenden die Labelarbeit nicht nur mit der EP, sondern mit einem kleinen Film, der alle Tracks beinhaltet … zu gütig.

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