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Nevermen

Es hat ja schon irgendwie etwas Berechnendes, wenn sich drei erwiesenermaßen coole Socken zu einer Art Supergroup zusammentun. All Star Bands wollen den Duft des glamourösen Mysteriums verbreiten, müffeln mitunter aber gewaltig nach Altersabsicherung. Doch die Idee Nevermen besteht schon seit Anfang 2008, einer Zeit, in der Mike Pattons Band Faith No More daniederlag und der umtriebige Sänger in allen nur möglichen Projekten und Kooperationen zu hören war. TV On The Radio, die Band von Tunde Adebimpe, veröffentlichte zu diesem Zeitpunkt gerade ihr viertes Album ‚Dear Science‘ und stand unmittelbar vor dem Hype. Den dritten im Bunde, Künstler, Rapper und Spoken-Word-Artist Adam ‚Doseone‘ Drucker, kennt man hierzulande vielleicht auch aufgrund des Projekts 13&God mit The Notwist.

Adebimpe und Doseone tobten sich also kreativ in einem abbruchreifen Kaufhaus aus, nutzten in diesem zugegeben exzentrisch-coolen Ambiente zurückgelassene Gegenstände zur Klangerzeugung, zusammen mit Drummachines und Keyboards. Mike Patton verarbeitete diese fragmentarisch vorhandenen Songs weiter mit allerlei Instrumenten wie Glockenspiel, Gong, Percussion sowie Samples und diverser Studiotechnik.

Schon aufgrund der Konstellation und entsprechender Stimmgewalt war eine vocale Ausrichtung des Albums zu erwarten. Druckvoll gleich zu Beginn aber auch die Instrumentierung, ‚Dark Ear‘ mit übersteuerten Beats und einem zerrissenen, eklektischen Soundmix, mit kraftvollen Raps und Gesang. Wunderbar ist dabei jeder Musiker einzeln herauszuhören. Das morbide Umfeld, das Hallen der leeren Räume, der Staub und die greifbare Verlassenheit des Aufnahmeorts – kurz: der Horror – manifestiert sich eindrucksvoll etwa durch knarrende, ins Schloss fallenden Türen im Stück ‚Tough Towns‘.

Es wird viel allein mit den Stimmen gemacht, was an Acapella-Produktionen erinnert, auch werden viele Beats durch eine Human Beatbox generiert. ‚Wrong Animal Right Trap‘ mit seinen Rap-Vocals, Chören und Gitarrenattacken ist ein ausgebuffter Stilmix aus Alternative Rock, Gospel und Rap. Jede eingeschlagene Richtung währt dabei ungefähr 20 Sekunden, ein atemloses Spektakel. Der Song ‚Treat ‚em Right‘ ist dagegen straighter, mit Rap Vocals und catchy Refrain.

Einfallsreich und wandlungsfähig, von Shouts und Raps bis zu ebenmäßig vollendetem Gesang: Patton, Drucker und Adebimpe harmonieren stimmlich wie die Beach Boys (‚Mr. Mistake‘, ‚Hate On‘). ‚Nevermen‚ bringt atmosphärisch stimmig Filmsoundtrack, Gospel, Off Beat, Soul, Rap und Rock zusammen. Trotz der langen Entstehungszeit wurden die elf Songs nicht zwischen den Egos der Beteiligten zerrieben, klingen in ihrer liebenswerten Verschrobenheit frisch und einzigartig. Ein wahrhaft großartiges Album!

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