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Eight

Es kann kein Zufall sein, daß im Jahr 1990 sowohl das Debütalbum von Little Caesar als auch dank der lokalen Werbekampagne eines amerikanischen Brauseherstellers das Adjektiv „unkaputtbar“ ihre Geburt feierten. Denn wenn diese Beschreibung auf eine Band passt, dann am Besten wohl auf Ron Young und seine Biker-Bande.

Auch wenn der kultige Rotzlöffel des Debütcovers heuer zum Totenschädel abmagert die Front des Albumartworks ziert, die Band hat trotz Pause von 1992 bis 2001 keinerlei musikalischen Schaden genommen. Die Mixtur aus Rolling Stones– und AC/DC-Riffs, dem klar im Soul und Rhythm’n’Blues verwurzelten Straßenköter-Organ von Ron Young und die immer wieder durchscheinenden Southern-Rock-Elemente klingen heute so frisch und mitreißend wie vor 28 Jahren, als die Band Songs wie ‚Down-n-Dirty‘ zum ersten Mal auf ihre Fans losließ. Und ohne Frage werden auch 2018 viel zu wenige Rock’n’Roll-Fans mitkriegen, was für ein exzellentes Album Little Caesar hier abgeliefert haben. Und das ist eine wahre Schande. Denn Ron Young hat immer noch eine der coolsten und unverwechselbarsten Stimmen der ganzen Rock’n’Roll-Welt, ihm und seinen Bandkollegen – neben Ron selbst sind auch noch Drummer Tim Morris und Gitarrist Loren Molinare vom Original-Lineup aktiv – fallen auch nach wie vor jede Menge Hits ein. Ja, Songs wie ’21 Again‘, ‚Another Fine Mess‘ oder das knackig losrockende ‚Mama Tried‘ können es tatsächlich problemlos mit Frühwerken wie ‚You’re Mine‘, ‚Hard Times‘ oder ‚Rum And Coke‘ aufnehmen. Und wer bei der klassischen Underdog-Ballade ‚Time Enough For That‘ nicht zumindest einen kleinen Kloß im Hals verspürt, hat kein Herz. Mit knapp 41 Minuten Spielzeit ist das Album auch keine Sekunde zu lang, Füllmaterial oder Durchhänger gibt’s bei Little Caesar nicht. Und nach dem Rausschmeisser ‚That’s Alright‘ drückt man automatisch die Play-Taste noch einmal – der gemeine Rock’n’Roller wird vermutlich zumindest für ein paar Tage nicht viel Anderes als „Eight“ hören wollen.

Anfang der 1990er, in einer Zeit, in der die nach Abgang von Izzy Stradlin musikalisch maximal mittelmäßig begabten Guns N’Roses von der Klatschpresse zur „most dangerous band in the world“ ernannt wurden, weigerten sich massenweise Radiostationen in den USA, nach Sichtung der Promofotos die Musik der schwer tätowierten Bande zu spielen. Heuer haben der Schlusenmeier und sein Kind mindestens ein Tattoo, und keiner regt sich mehr darüber auf – trotzdem klingen Little Caesar immer noch wie eine Band, die den Rock’n’Roll-Lifestyle nicht nur post, sondern lebt. Authentisch ist das Wort, und genau deshalb ist „Eight“ in einer Welt voller Pseudo-Classic-Rock-Hipster-Kaspertruppen ein wichtiges, ja, essenzielles Album. Ob’s nun jemand kapiert oder nicht.

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