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TONY VISCONTI produziert neues THE DAMNED-Album

Lange mußte man warten auf Neues der Punk-Miterfinder The Damned – nun aber gibt es endlich handfeste News zum lange angekündigten kommenden Album, und die hat es in sich. Denn das insgesamt elfte Studiowerk der Band wird von niemand Geringerem als Produzenten-Legende Tony Visconti betreut! Der ist den Meisten wohl bekannt durch seine Arbeiten mit David Bowie, für den er dreizehn Alben produziert hat, darunter die Klassiker „Low“, „Heroes“, „Scary Monsters“ und die Spätwerke „Heathen“, „Reality“, „The Next Day“ und „Blackstar“. Dazu kommen noch die ersten neun Alben von T.Rex und diverse Scheiben von Iggy Pop, Gentle Giant, Kaiser Chiefs, Morrissey, Anti-Flag, Manic Street Preachers, Sparks… kurz, hier findet eine Legende zu Legenden! Oder, wie die Band selbst meint:

„We want to do the unexpected. We’ve never been predictable and well, neither has Tony. There will be a measure of experimentation and we know he’ll do his best to artistically challenge us. He’s been at the top of our producer list since we first started thinking about recording the album, dream come true he’s on board!“

The Damned waren im UK-Punk bei allem die Ersten. Sie brachten im Originallineup mit Dave Vanian (voc), Brian James (gtr), Captain Sensible (bs) und Drumtier Rat Scabies als erste britische Punkband eine Single, das legendäre ‚New Rose‘, heraus und veröffentlichten im Anschluß auch das erste „offizielle“ Punkalbum „Damned Damned Damned“, dessen Hochgeschwindigkeits-Geprügel im Gegensatz zu den behäbigeren The Clash– und Sex Pistols – Alben bis heute noch frisch und roh klingt – und auch musikalisch deutlich anspruchsvoller ausgefallen war. Sie betourten als Erste die USA und wurden mit ihrem Highspeed-Getrümmer zum wichtigen Impulsgeber für den US-Hardcore. Ihr zweites Album produzierte Pink Floyd-Drummer Nick Mason, nachdem sie aufgrund dessen Gesundheitszustands Syd Barrett nicht bekommen konnten. Ja, und nicht zu vergessen, sie waren auch die Ersten, die sich auflösten – und nur Monate später wiedervereinigten. Mit Lemmy am Bass. Der blieb zwar nicht lange, aber The Damned blieben unaufhaltsam. Nach den der reinen Punk-Lehre folgenden ersten beiden Alben übernahm der bisherige Bassist Captain Sensible die Gitarre und die musikalische Führung. Das Resultat war das Album „Machine Gun Etiquette“, welches für Viele (inklusive dem Schreiber dieser Zeilen) als eines der besten Alben der Punkbewegung gilt. Vom The Damned-typischen Uptempo-Geschrote wie ‚Love Song‘ oder dem Titeltrack über schräge Vaudeville-Gothic-Nummern wie ‚These Hands‘ bis zu poppigeren Songs wie ‚I Just Can’t Be Happy Today‘, ‚Plan 9, Channel 7‘ und dem Singlehit ‚Smash It Up‘ war das Album ein wichtiger Impulsgeber für das gerade erwachende New Wave-Genre. Mit dem 1980 folgenden „Black Album“ trieben es The Damned noch witer, indem sie, beeinflusst durch „Hobbyvampir“ und Sänger Dave Vanian einen starken Gothic-Einfluss verarbeiteten und in ‚Curtain Call‘ sich gar an einem siebzehnminütigen Bastard aus Punk, US-Garagen-Rock, Psychedelia und handfestem Prog versuchten.

Nach einem umjubelten Auftritt in der wegweisenden Anarcho-Comedy-Serie „The Young Ones“ mit dem Song ‚Nasty‘, der sich, wie die gleichnamige Episode mit der Welle an im UK zensierten Horror-Videofilmen (die ‚video nasties‘) satirisch bis grenzdebil auseinandersetzte, mußten The Damned den Abgang von Captain Sensible verkraften, der 1982 mit dem schrägen Synthiepopstück ‚Happy Talk'(aus einem Rodgers/Hammerstein-Musical) und dem allgemein als erste von einem Weißen veröffentlichte HipHop-Single geltende ‚Wot?‘ eine Solokarriere startete. Zur Überraschung Vieler schlossen The Damned aber ihren ersten (!) Major-Label-Plattenvvertrag mit MCA ab und ließen mit „Phantasmagoria“ ein großartiges, auch kommerziell höchst erfolgreiches Gothic-Pop-Album folgen. Auch das Album-Cover mit dem katzenäugigen Achtziger-Topmodel Susie Bick (heute Mrs. Nick Cave) im Samtumhang auf dem verschneiten Friedhof, fotografiert von Fetisch-Ikone Bob Carlos Clarke, wurde in der Folge tausende Male kopiert. Mit einem pompösen Cover der Sechziger Jahre-Schnulze ‚Eloise‘ von Barry Ryan schaffte die Band es sogar, ihre bis dato erfolgreichste Single zu veröffentlichen. Allerdings waren The Damned schon immer am Besten darin, sich selbst im Weg zu stehen, und so trennte sich die Band 1988 nach einer großangelegten Reunion-Tour mit allen aktuellen und ehemaligen Bandmitgliedern für immer. Oder zumindest bis zur nächsten Reunion, von denen es in den Folgejahren so Einige gab…

Seit dem 2001 veröffentlichten Album „Grave Disorder“ hat sich aber überraschenderweise so etwas wie Ruhe im The Damned-Lager breitgemacht. Unter der Führung von Dave Vanian, dem einzigen in allen Versionen der Band präsenten Mitglied und dem 1996 zurückgekehrten Captain Sensible hat sich mit Ex-English Dogs-Drummer Pinch, Keyboarder Monty Oxymoron (eine Art hyperaktiver Zwilling von The Tangent-Boss Andy Tillison) und Basser Stu West ein regelmäßig tourendes Line-Up eingefunden, welches erst ganz aktuell durch den Abgang von Stu West wieder verändert hat. An dessen Stelle tritt übrigens zukünftig mit Paul Gray ein alter Bekannter, der bereits zu „Black Album“-Zeiten Teil der Band gewesen war. Für ihr elftes Studioalbum hat die Band einen Vertrag mit dem Search & Destroy-Label unterzeichnet, einem Partnerunternehmen von Spinefarm, das auch unter Anderem Bullet For My Valentine und Atreyu betreut.

Mittlerweile bekommt die Band sogar Respekt von der Musikkritik gezollt, die The Damned früher gerne als reine Spaßkapelle abgetan hatte. Der New York Observer schrieb beispielsweise kürzlich:

The Damned are a band of infinite depth and a wide variety of pleasures… high-quality blurs of melodic punk, Beach Boys-ish flowery psych-pop, chiming, bittersweet post-punk, Moody Blues-ish bombastmopherics, spiraling goth and soaring faux soul, all brilliantly executed.“

Ja, wenn der Schuh passt…

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