|

Only Ghosts

Ich muss gestehen: eigentlich kann ich mit Stoner Rock überhaupt nicht viel anfangen. Ausnahmen bestätigen freilich die Regel, und eine solche Ausnahme sind Red Fang. Dabei kommt der Band zugute, daß sie a. einen Hang zu eingängigen, launigen Hooklines haben und b. sich insgesamt nicht allzu ernst nehmen. Dieses Rezept hat ihnen bislang schon zu einigen Erfolgen verholfen – speziell die durchgeknallt-witzigen Musikvideos sind auch für Nicht-Fans durchaus sehenswert.

Das neue Album ‚Only Ghosts‘ muss sich aber erstmal ohne visuelle Orientierungshilfe bewerten lassen. Mit ‚Flies‘ geht’s denn auch gleich mit nem coolen Abgeh-Rocker los, der einmal mehr eine regelrecht punkige Schlagseite hat. ‚Cut It Short‘ erinnert sogar ein wenig an Mudhoney (!) und, nun ja, die frühen Queens Of The Stone Age, bevor mit dem spacigen Instrumental ‚Flames‘ und ‚No Air‘ dann eher doomiger Stoff für die orthodoxe Stoner-Gemeinde folgt. Generell geht es ab hier, ähnlich wie bei den Kollegen von Torche, im Vergleich zur letzten Scheibe wieder deutlich weniger poppig zur Sache. „Only Ghosts“ markiert über weite Strecken eine Hinwendung zu düstererem und rauerem, ursprünglichen Stoner- und Sludge-Sound. Leider fehlen für meinen Geschmack deshalb oft die großartigen Melodien a la ‚Hank Is Dead‘ oder ‚Wires‘, die Red Fang aus dem nicht gerade von großer Eigenständigkeit geprägten Stoner-Allerlei herausragen lassen. Immerhin tönt das zweite Schlepper-Epos der Scheibe, ‚The Smell Of Sound‘, dank clever eingesetzter Keyboards diesmal eher nach Hawkwind als nach frühen Black Sabbath und Kyuss. Highlights bleiben aber dennoch eher, neben den erwähnten ersten beiden Songs, das poppige ‚Not For You‘ und das atmosphärische ‚The Deep‘, dessen Gesangslinie gar ein wenig an The Cure erinnert. Etwas arg langatmig sind hingegen die beiden Abschlußtracks ‚I Am A Ghost‘ und ‚Living In Lye‘ geraten, hier wurden leider die beiden schwächsten Stücke ans Ende der Scheibe gestellt, was nicht unbedingt zum Nochmaleinschalten verleitet.

Alles in Allem bin ich von „Only Ghosts“ tatsächlich ein wenig enttäuscht. Den beiden großartigen Vorgängern gegenüber fällt die Scheibe nämlich schon deutlich ab. Die Produktion ist, wie immer, schwammig, undifferenziert und dröhnig – aber das muß ja den Genre-Regeln nach so sein und schiebt schon ordentlich. Eingefleischte Genre-Fans dürfen bei meiner Wertung gerne noch ein Sternchen zugeben, aber aufgrund der Tatsache, daß sich viel Durchschnittliches eingeschlichen hat und echte Hits diesmal Mangelware sind, ist trotz aller Sympathie diesmal nur eine 2- drin.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar