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Lady In Gold

Der knöcherne Schnitter kommt nicht immer als schwarz verhüllter Sensenmann daher. Die „Lady In Gold“ repräsentiert nämlich in diesem Fall ebenfalls symbolisch den Tod, und von Traurigkeit oder Düsternis fehlt dabei jede Spur. Diese Dame sorgt vielmehr für relaxte Wohlfühl-Stimmung mittels bluesiger Vintage-Sounds und einer ganz großen Stimme.

Festivalauftritte, Clubtour, Videos, Teaser – die Blues Pills haben in den letzten Monaten viel von sich hören lassen. Grund dafür ist natürlich auch die anstehende Veröffentlichung des zweiten Longplayers, benannt nach der oben schon erwähnten „Lady In Gold“. Wir waren ja wirklich sehr gespannt auf das neue Album der Band. Der Erstling war äußerst erfolgreich, und zudem waren die junge Schwedin Elin Larsson und ihre Kollegen in den letzten zwei Jahren viel auf Tour und haben sich zu regelrechten Shooting-Stars der Bluesrock-Szene gemacht, die auch viele Rock- und sogar Metalfans begeistern konnten. Da waren die Erwartungen natürlich entsprechend hoch, und es stand zu befürchten, dass die junge Band einfach versuchen würde, den Vorgänger zu kopieren. Aber das ist zum Glück nicht der Fall, die Weiterentwicklung ist sofort hörbar, und das ist gut so. Das Songwriter-Duo Elin Larsson und Bassist Zack Anderson haben noch einmal eine Schippe oben draufgelegt und überzeugen mit her Kreativität und perfekter Performance.

Es geht natürlich wieder bluesig zur Sache in einer grandiosen Hommage an den psychedelischen Soul-Rock längst vergangener Zeiten, den die Blues Pills in ein griffiges und modernes Gewand hüllen. Dies passt wunderbar zum psychedelischen Cover des Albums, das wie schon beim Vorgänger wieder von der Künstlerin Marijke Koger-Dunham entworfen wurde, die schon für Cream und die Beatles gearbeitet hat. Genau wie dieses kleine Kunstwerk versprüht auch die Band bunte Hippie-Vibes. Fuzzige Gitarrensounds (großartig wie immer: Dorian Sorriaux am Sechssaiter) vermischen sich mit vielfach eingesetzten Orgeln und bilden die Grundlage für Elin Larssons beeindruckenden Gesang. Soulig, rockig, bluesgeladen, eine wilde und ganz wundervolle Mischung aus Janis Joplin und Aretha Franklin. Sie sorgt nicht nur in ihrer minimalistisch orchestrierten Soul- Ballade ‚I Felt A Change‘ für Gänsehaut beim Hören. Der Titelsong mit seinem tollen Refrain geht sofort ins Ohr und bleibt da erst einmal.

„Lady In Gold“ macht 40 Minuten gute Laune, sehr viel mehr noch als der teilweise eher düstere Vorgänger. Das Tempo ist eher zurückhaltend, von der schmissigen Gute-Laune-Nummer „Bad Talkers“ und der zweiten Singleauskopplung ‚Little Boy Preacher‘ einmal abgesehen. Zum Schluss gibt’s noch ein grooviges Cover der 1969er Nummer „Elements And Things“ des Swamp-Rockers Tony Joe White, die den Longplayer gekonnt zu einem runden Ende bringt. Das war es dann also, das oft so gefürchtete zweite Album. Die Blues Pills haben es genutzt, ihren Weg konsequent weiter zu gehen und haben ein grandioses Stück Musik geschaffen, dem mindestens ein ähnlicher Erfolg wie beim Vorgänger sicher ist. Diese „Lady In Gold“ glitzert und glänzt und ist in der Tat Gold wert.

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