LAMPE – „Ich habe nie eine Karriere als Backliner angestrebt, sondern als Musiker!“

Tilman Claas, auch bekannt als Lampe, hat vor knapp einem halben Jahr sein großartiges Album „Prima“ veröffentlicht (hier könnt Ihr noch einmal unsere Kritik lesen). Es verwundert ein wenig, dass er zwischen seinen Touren als Backliner für u.a. Madsen oder Olli Schulz dafür Zeit gefunden hat. In wenigen Wochen geht er mit diesem Werk auf große Tour (Daten s.u.). Wir haben Tilman zum Gespräch getroffen und uns über das Leben im Zwiespalt zwischen Musiker und Techniker unterhalten.

Guten Morgen!

Guten Morgen zurück!

Im Hauptberuf bist du Backliner und damit für die Technik von anderen Künstlerinnen zuständig. Siehst du dich eher als Techniker, der auch Musik macht, oder als Musiker, der sich (notgedrungen) mit der Technik von anderen beschäftigt?

Auf jeden Fall Zweites! Ich bin kein besonders guter Techniker. Jetzt ist es raus!

Wie bist du dann an die Jobs gekommen? Du bist ja durchaus mit namhaften Leuten unterwegs.

Ich hatte das Glück, dass die mich nett fanden. Ich glaube, auf Tour ist es immer wichtig, dass man irgendwie einen Beitrag zur Gruppe leistet, weil man dort mit netten Leuten abhängen möchte und das ist mir irgendwie gelungen.

Wie stehst du zu der Aussage: Backliner sind oft bessere Musiker als die Stars auf der Bühne?

Ich würde sagen, das stimmt nicht immer (lacht), aber es kann schon mal vorkommen. Ich habe keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich kenne auch viele Backliner*innen, die gar keine Musik machen. Es ist ein bisschen ein zweischneidiges Schwert, wenn man auch Musiker ist: Es ist leicht verdientes Geld, und man hat trotzdem das Gefühl, auf Tour zu sein und all diese Vorzüge zu haben, die man als erfolgreicher Musiker so hat.

Ich habe dich vor knapp zwei Jahren das erste Mal als Support bei Olli Schulz gesehen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er dich/LAMPE als Band angekündigt, von der heute nur du da bist und auch auf der Platte stehst du alleine. Kannst du einmal das Konstrukt LAMPE erklären?

Angefangen hat das tatsächlich als Band, deswegen auch ein Bandname, und das volle Programm, was man mit einer Band macht. Dann hat sich die aber Schritt für Schritt reduziert, weil das finanziell nicht mehr tragbar war. Am Ende war es dann eine Art Soloprojekt von mir, aber auch immer mit dem Gefühl, dass ich immer noch eine Band bin. Ich habe dann in verschiedensten Konstellationen Musik gemacht. Wir waren lange dann zu zweit unterwegs, mit Julian, meinem Mitmusiker, der alle möglichen Instrumente gespielt hat; er war quasi meine Band. Mittlerweile sind wir wieder zu dritt. Auf der kommenden Tour spielen wir in einem Trio, mit einer Schlagzeugerin, die Teresa Stark heißt.

Du hast gerade „finanziell nicht tragbar“ erwähnt: Kannst du mal erläutern, wie wichtig es ist, gerade für so eine relativ kleine Tour, Tickets im Vorverkauf, und auch die Platten und das Merch zu kaufen, damit das Ganze tragbar ist und bleibt?

Wir spielen in den kleinsten Venues, mit einer Kapazität von vielleicht 150 bis 200 Leuten. Tickets kosten 20€, meistens gehen davon 50% in den Deals mit den Veranstaltenden ab. Dann kann man sich ausrechnen, was da überhaupt an Budget möglich ist, wenn man das ausverkauft, was wir wahrscheinlich nicht schaffen werden. Deswegen sind wir als kleine Band einfach angewiesen auf Förderung. Wir haben jetzt für diese Tour bei der Initiative Musik eine kleine Förderung abgegriffen, damit das überhaupt irgendwie geht, und wir nicht draufzahlen. Es ist unheimlich schwer geworden, in diesen Größenordnungen überhaupt ein Interesse zu schaffen, damit Leute da hingehen. Wir müssen einen Tourbus mieten, dann braucht man Unterkünfte – es ist einfach mit Kosten verbunden. Wenn man dann noch versucht, die Tickets möglichst günstig zu halten, bleibt da nichts hängen. Ich habe letztens gelesen, dass es sich für eine Band erst ab 300-400 verkauften Tickets lohnt. Genau deswegen: Kauft auf jeden Fall alle Tickets! Planungssicherheit ist ein Stichwort, wenn man die ganze Zeit nicht klar hat, ob jetzt 20 Leute kommen oder vielleicht dann doch um die 100, wo es sich dann schon zumindest trägt, damit man das überhaupt durchführen kann. Sonst muss man das ab einem gewissen Punkt absagen, wenn das im Vorfeld nicht klar ist.

Auf der ersten kurzen Tour hast du namhafte Kolleg*innen als Support gehabt, die teilweise auch deine Chefs sind (u.a. Kapelle Petra, Madsen, Das Lumpenpack). Wie haben die sich in die Rolle als Support eingefügt, und wie war das jeweilige Publikum drauf?

Das war sehr schön, tatsächlich! (Augenzwinkernd) Diese großen, erfolgreichen Bands haben sich sehr anständig verhalten und auch angemessen, und haben auch nicht gemeckert, dass es nur kleines Catering gab… nee, Spaß beiseite. Es waren einfach fantastische Abende zusammen. Ich bin ja auch Fan von denen, die dabei waren, und ich habe mich einfach nur tierisch gefreut. Es war für alle ein total schönes Erlebnis, auch für die Fans von den großen Bands. Die haben sich natürlich gefreut, ihre Lieblinge mal in so einem kleinen Rahmen zu sehen. Das war Win/Win. Olli Schulz hat zum Beispiel ganz viele C- und D- Seiten gespielt, Lieder, die er sonst nie spielt. Das war auch total besonders. Ich glaube, alle hatten tierisch Spaß und darum soll es ja am Ende gehen an so einem Konzertabend.

Ähnliche Frage andersherum: Du bist eigentlich im Hauptjob als Backliner für eben Olli oder Madsen unterwegs. Wie ist es für dich nun als LAMPE in die Chefrolle zu rücken?

Ungewohnt (lacht)…ich muss sagen, mir macht Musik machen mehr Spaß, als Backliner zu sein. Chefmäßig ist das alles nie gewesen, ich habe mich nie so gefühlt. Wenn ich auf die Bühne gehe, fühle ich mich wie ein Dude, der Musik macht.

Chef heißt ja auch, dass man Verantwortung hat, Interviews machen muss und den ganzen Rummel, mit dem man als Techniker eigentlich nichts zu tun hat.

Wenn es dann ein bisschen Interesse weckt, dann mache ich auch gerne Interviews, aber ich fühle mich nicht wie ein CEO.

In meiner Review habe ich versucht, deine Musik so zu erklären: „Musikalisch hört man durchaus die Schule seines Chefs Olli Schulz durch, textlich darf man vermuten, dass Lampe außerdem die Monsters of Liedermaching regelmäßig hört.“ Wie stehst du zu solchen Vergleichen?

Also Olli habe ich früher auf jeden Fall mit dem beigen Album viel gehört, dann die ganze Hamburger Schule durchgearbeitet und auch viel Tocotronic. Monsters of Liedermaching tatsächlich gar nicht so viel. Das habe ich nie wirklich verfolgt, obwohl mich auch häufiger mal Leute darauf angesprochen haben. Und was dieses Liedermacher-Ding angeht, war ich eher bei Funny van Dannen und Rainald Grebe und solchen Sachen. Ich freue mich aber über den Vergleich!

Dein Album ist nun ein knappes halbes Jahr draußen. Um einen Titel daraus zu zitieren: Wie zufrieden bist du mit der „Resonanz“?

Die Resonanz ist prima! Ich habe noch nie so viel Aufmerksamkeit für eine Veröffentlichung bekommen. Es gab auch einen kleinen Artikel im Musikexpress und viele Rezensionen, die reingetrudelt sind. Das ist total schön, einfach mal zu erleben, wie das Leute so annehmen. Das freut mich einfach total.

Kommen wir zur Tour, ich habe mir die Daten angeschaut und war etwas überrascht, dass ihr eine richtige Tour am Stück spielt, während selbst große Bands oft nur noch Weekender spielen. Wie kam es zu dieser Entscheidung, eher mutig, oder hat das auch mit deinem Hauptjob zu tun?

Nein, ich habe gar keinen Hauptjob mehr. Ich mache im Moment nur noch Musik. Ich war gefühlt die letzten Jahre nur noch auf Tour und hatte gar keine Zeit mehr, mich um meine Musik zu kümmern. Ich wollte eigentlich das Album viel früher fertigstellen und habe deshalb entschieden, ich kann das nicht mehr machen und muss mich jetzt um meine Sachen kümmern. Wenn du dann mit deiner eigenen Band auf Tour sein möchtest und dann noch Backliner bist, bist du irgendwann nur noch unterwegs. Ich habe nie eine Karriere als Backliner angestrebt, sondern als Musiker! Nur für Olli bin ich im Sommer noch unterwegs, und zur Tour: Tatsächlich ist es günstiger, wenn man die am Stück spielt. Nur Weekender zu spielen ist da der größere Luxus.

Du hast gerade schon angekündigt, dass ihr als Trio unterwegs seid. Was können die Leute, die jetzt hoffentlich im Vorverkauf zuschlagen, erwarten, wenn in vier Wochen die Reise losgeht?

Es wird ein Abend voller Überraschungen! (lacht) Wir werden wahrscheinlich das gesamte Album spielen. Wir werden die alten Hits spielen und wir haben auch einen Support dabei, „The Late Summers“, Freunde von mir. Das werden einfach schöne Abende mit schönen Liedern und einer guten Zeit in guten Clubs.

Lieber Tilman, dann bin ich gespannt auf die Tour und danke für das Gespräch!

Ich danke und wir sehen uns in Münster!“

 

LAMPE – „Prima Tour 2025“

30.04. Leer, Zollhaus

02.05. Hannover, Café Glocksee

03.05. Bremen, Tower

04.05. Münster, Skater’s Palace

06.05. Leipzig, Neues Schauspiel

07.05. Mainz, schon schön

09.05 Mannheim, Forum

10.05. Stuttgart, ClubCANN

12.05. Nürnberg, Stereo

13.05. München, Milla

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Lampe im Vorprogramm bei Olli Schulz in Münster

 

Fotocredit: Lennart Speer (Titel), Wollo@Whiskey-Soda (live)

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