MADSEN – Wenn Sebastian Madsen mehr schwitzt als Aki Bosse
Als wir vor ein paar Wochen den Re-Release des Madsen-Debüts besprochen haben (hier unsere Kritik), hat unser Autor sich zur Aussage verleiten lassen, dass das Album, insbesondere wegen des Songs „Im Dunkeln“ und der Zeilen „Der Vorhang zu, das Licht geht aus, Es ist vorbei, das war der letzte Applaus“, wohl nicht in der Reihenfolge gespielt werden würde, da das ja nun einfach der passende Abschluss einer Show wäre. Wenige Stunden nach Veröffentlichung des Artikels kam eine Nachricht von Drummer Sascha, dass wir die Wette verlieren, da die Platte eben doch am Stück gespielt werden wird. Und nun stehen wir hier in der überausverkauften Botschaft in Osnabrück, dem neuen Club, der am heutigen Abend überhaupt erst zum zweiten Mal geöffnet hat und das allererste Rock-Konzert erlebt, und sind gespannt, wie diese Ankündigung beim Publikum ankommt.
Um Punkt 20.00 Uhr kommt „Wettgegner“ Sascha auf die Bühne, und kündigt Support Jule an. „Ich habe noch nie vor so vielen Leuten gespielt und bin so nervös!“, sind ihre Begrüßungsworte und mit dieser sympathischen Art hat die junge Frau sofort den Laden im Griff, und die Menge verzeiht ihr das Verhauen des gleich ersten Akkords und erfreut sich eine halbe Stunde an ihrer Darbietung.
Nach einer kurzen Umbaupause ist es dann um 21.00 Uhr so weit, und Johannes, Niko, Sascha, Sebastian, Lisa und Mücke kommen auf die Bühne und legen direkt mit „Vielleicht“ los, und um den Refrain zu zitieren: was ist das für ein Anfang! Sofort bebt der Boden und aus allen Kehlen wird nicht nur der Chorus mitgesungen. „Wir mussten tatsächlich üben!“, witzelt Sebastian, mit Blick auf die Nummern, die seit Jahren nicht im Programm waren. Wie angekündigt wird die gesamte CD en bloc präsentiert. So gibt es neben den üblichen Hits wie „Die Perfektion“ oder „Diese Kinder“ auch wirklich selten Gespieltes wie „Unsichtbar“ und „Lüg mich an“. Es ist erstaunlich, wie textsicher die Menge auch bei den Tracks aus der zweiten Reihe ist, denn auch hier sitzt jede Zeile. Nach wenigen Minuten ist es in der Bude so unerträglich heiß, dass selbst die Band es kaum aushält, und Frontmann Sebastian scherzt, dass er gerade mehr schwitzt als Aki Bosse, der für seine Transpiration bekannt ist.
An dieser Stelle müssen wir unseren Konzertbericht kurz unterbrechen, und ein paar Zeilen zur „Botschaft“ dalassen: Liebe Veranstalter, Eure Halle ist echt schön geworden, aber Ihr könnt beim allerbesten Willen nicht so viele Menschen in den Saal lassen, wie an diesem Abend. Abgesehen von der kaum zu ertragenden Hitze, war der Laden weit überfüllt und es ist ein Glück, dass sowohl die Stimmung so friedlich war und keine Panik ausgebrochen, aber auch, dass niemand umgekippt ist. Die Sanis wäre nie im Leben durch die Menge gekommen.
Aber zurück zur Show: Nach knapp einer Stunde ist die Scheibe dann durch, abgesehen von dem damals nichtveröffentlichten „Heut Nacht“. Den gibt es dann noch obendrauf, bevor die Kapelle sich für einen kurzen Augenblick ins Backstage verzieht. Nach einem kurzen Durchatmen kommen die Sechs dann zurück und es gibt noch eine weitere knappe Stunde ein Best-Of, das noch lauter abgefeiert wird als die erste Hälfte. Natürlich ist Johannes wieder „Kein Mann für eine Nacht“ und auch Osnabrück macht die „Faust hoch gegen Faschismus“. Ein wenig verwunderlich ist, dass der immer noch aktuelle (und sehr gute) Longplayer „Hollywood“ gar keine Aufmerksamkeit erhält. Zur Zugabe geht Sascha natürlich noch „Nachtbaden“ und mit „Lass die Musik an“ enden dann zwei wundervoll unterhaltsame Stunden Ritt durch zwei Jahrzehnte Madsen-Karriere. Klatschnass und durchgerockt strömen alle an die frische Luft.
SETLIST
Vielleicht
Immer mehr
Die Perfektion
Unsichtbar
Diese Kinder
Immer wieder
Panik
Im Dunkeln
Lüg mich an
Mein Therapeut & ich
Wohin
Heute Nacht
–
Sirenen
Auf deinem Balkon
Mein Herz bleibt hier
Kein Mann für eine Nacht
Faust hoch gegen Faschismus
Du schreibst Geschichte
Zugabe:
Nachtbaden
Lass die Musik an
Interview mit Sascha Madsen zum Album Hollywood
Interview mit Sebastian Madsen zu seinem Solo-Album „Ein bisschen Seele“
Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda