VAINSTREAM ROCKFEST – Das größte Festival in NRW

Wer an große Festivals denkt, nennt automatisch die Namen Rock am Ring oder Hurricane. Klar, die beiden Doppel-Veranstaltungen mit ihren jeweiligen Ablegern im Süden sind das Maß aller Dinge, wenn es um die ganz großen Namen und Zuschauerzahlen geht. Aber es gibt auch die etwas kleineren, deswegen aber nicht schlechteren Veranstaltungen. Dazu zählt ohne Zweifel seit vielen Jahren das VAINSTREAM ROCKFEST in Münster. Eigentlich als Beiwerk des Skateboard-Event „Münster Monster Masterships“ entstanden, entwickelte sich die Veranstaltung in den letzten 19 Jahren zum größten zweitägigen Konzertereignis in Nordrheinwestfalen. (Im nächsten Jahr kommen beide übrigens wieder zusammen!)
Auch in diesem Jahr zogen an beiden Tagen jeweils 18.000 Menschen auf die Flächen der Halle Münsterland und des Hawerkamps, um sich auf vier Bühnen von mehr als 50 Bands vorwiegend aus den Genres Metal und Punkrock beschallen zu lassen. Das Besondere: Die beiden Hauptbühnen stehen unmittelbar nebeneinander und werden ohne Wartezeit immer direkt nacheinander bespielt. Weiteres Merkmal ist, dass kaum eine Combo mehr 60 Minuten Zeit hat, und die Fans so immer ein Best-Of geboten bekommen, und sich selbst bei Nicht-Gefallen Dank der kurzen Wege zu einer der kleineren Stages aufmachen können.
Unser Redakteur steht am Freitag vor einem echten Dilemma: Parallel zum Rockfest spielt Bruce Springsteen wenige Kilometer entfernt in der Schalke-Arena. Was tun? Warum nicht beides?

So geht es um Punkt 14.00 Uhr mit den Klängen von Montreal auf der Murder-Redrum-Stage los. Das Punk-Trio hat seine aktuelle Platte „Am Achteck nichts Neues“ im Gepäck und rockt 45 Minuten das bereits erstaunlich gut gefüllte Areal. Die Deathcore-Schweizer von Paleface Swiss und die etwas weirden The Baboon Show schließen sich an. An diesen drei Kapellen lässt sich das Spektrum der Veranstaltung (und der Gäste) ganz gut darstellen: Auf den ersten Blick nicht zusammenpassende Stile werden im direkten Wechsel abgefeuert, und knapp 20.000 Menschen gefällt das. Trotz ordentlicher Wärme, reichlich Kaltgetränken und einer wirklich kruden und bunten Mischung an Zuschauer*innen ist es ein extrem entspanntes Event, zu dem auch die Mitarbeitenden in allen Bereichen, aber insbesondere im Bühnengraben beitragen. Mitsingende und -tanzende Securities, die dabei entspannt die Crowdsurfer aus der Menge picken und mit breitem Grinsen wieder auf die Beine stellen, sieht man auch nicht auf jeder Show.

Nach ein paar Takten John Coffey auf der kleineren More-Core-Bühne geht es dann aber zum Boss ins Ruhrgebiet, was -soviel sei an dieser Stelle verraten- eine sehr gute Entscheidung war – ohne den unter anderen verpassten Bullet For My Valentine, Millencollin oder Refused zu nahe zu treten.
Der Samstag ist deutlich wärmer und auch hier ist bereits ab mittags der Platz gefüllt. Mr. Springsteen hat seine Deathcore-Metall-Nachbarn aus New Jersey vorbeigeschickt, und mit Fit For An Autopsy geht es laut los. Das Programm auf den beiden kleinen Bühnen läuft gleichzeitig, und so muss immer wieder die klassische Festival-Entscheidung gefällt werden, wen man mitnimmt und wer leider nicht gesehen werden kann.
Heute fällt die Entscheidung mehrfach für den Nebenschauplatz, auf dem sich 100 Kilo Herz, Creeper, Drei Meter Feldweg, Booze&Glory und Dritte Wahl die Mikros in die Hand drücken. Ein wenig unterschätzt haben die Veranstalter offensichtlich die Zugkraft von Zebrahead, die bereits um 15.00 Uhr für einen komplett gefüllten Hallenparkplatz und einen Einlassstopp sorgen, und Hunderte vorm Einlass nur ein paar Soundbrocken abbekommen lassen. Aber auch hier zeigt sich wieder die Entspanntheit bei Gästen und Secus: Alle bleiben locker. Die Jungs haben wie immer ihre eigene Theke auf der Bühne dabei und lassen sich zu ihren Punk-Rap-Klängen stets wieder frische Drinks servieren. Basser Ben bedankt sich zwischen den Songs immer mit einem „Dankescheeen“, und man ist sich nicht sicher, ob er die Fans oder die Bar-Leute meint.

Auf den Mainstages geht mit es mit dem frisch rasierten Chuck Ragan und seinen Mannen von Hot Water Music und unserem Lieblings-Engländer Frank Turner und seinen Sleeping Souls dann Richtung Zielgerade. Natürlich spielt Mr. Turner auch „Do One“ von der aktuellen Scheibe „Undefeated“, die ihm Ingo Donot ins Deutsche übersetzt hat. (Wie es dazu kam, hat uns Frank in einem Interview erzählt, das Ihr noch einmal hier nachlesen könnt.) Sowohl bei dieser Performance als auch bei Heaven Shall Burn und ihrem gemeinsamen Song „Keinen Schritt zurück“ hätte man den Donots-Shouter als Special Guest erwartet, aber die Herren sind an diesem Wochenende selber unterwegs, und so gibt es keinen Gastauftritt, was auch nicht nötig ist. HSB-Sänger Marcus Bischoff musste zuletzt mehrere Gigs absagen, und sich von Britta Görtz vertreten lassen. Nun ist er aber fit – zumindest einigermaßen, wie er selbst einschränkt und Britta kommt für ein paar Nummer als Unterstützung dazu.
Dann gibt es die einzige kurze Unterbrechung. Auf den Leinwänden wird der Termin für das kommende Jahr und der erste Headliner verkündet. Der Name Rise Against lässt tobenden Applaus aufbranden, und an vielen Ecken hört man: „Ich kauf Montag direkt ein Ticket!“

Wir können das nur empfehlen und zu einem Frühkauf raten, denn die ersten Karten gibt es immer zum deutlich reduzierten Preis. Am 30.06. ab 10.00 Uhr geht es hier los.
Nach der kurzen Werbepause ist es dann Zeit für den Abriss von Feine Sahne Fischfilet. Dass das Vainstream eins seiner Lieblings-Festivals ist, hat uns Monchi vor ein paar Wochen verraten (hier nachzulesen), und die Freude merkt man ihm und seinen Kollegen an. Ab dem ersten Takt brennt nicht nur die Luft, sondern auch die Bengalos, und die Sicherheitskräfte müssen noch einmal die allerletzten Kraftreserven mobilisieren, um die unzähligen Crowdsurfer in Empfang zu nehmen.

Monchi heizt mit reichlich Freibier und einem Bad in der Menge die Stimmung weiter an und macht so klar, dass sie 2025 zu Recht die Pole Position innehaben. Glücklicherweise hält in diesem Jahr das Wetter und das Konzert kann wie geplant zu Ende gehen. „Komplett im Arsch“ ist nicht nur die letzte Nummer, sondern auch eine gute Zusammenfassung aller Beteiligten, die sich nach zwei fantastischen Tagen nun entweder auf den Weg nach Hause oder in den wohlverdienten Feierabend begeben.











































Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda