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ITCHY/ZEBRAHEAD/TIM VANTOL – Dreifaltigkeit in Osnabrück

Da sind wir wieder einmal im Rosenhof in Osnabrück – in den letzten Wochen beinahe so etwas wie unser zweites Zuhause. Nach den Shows von Extrabreit, Selig und den Monsters Of Liedermaching, ist heute eine Art Mini-Festival auf dem Billing, bestehend aus Tim Vantol (solo), Zebrahead und Itchy. Was kann es für den geneigten Punk-Fan schöneres geben, als eine solch bunte Mischung an einem langweiligen Mittwoch, um dem ewigen „Last Christmas“-Gedudel auf dem Weihnachtsmarkt zu entfliehen?

Bereits um kurz nach 19.00 Uhr macht unser Lieblings-Holländer Tim Vantol den Anfang, der sich mit seinem halbstündigen Set in die Herzen des schon früh sehr gut gefüllten Clubs spielt. Wann erlebt man es schon, dass ein Support – ausgerechnet nur mit Lagerfeuer-Klampfe – ein Rock-Publikum zum Mitsingen bekommt? Wahnsinn – und einfach ein sympathischer Typ.

Nur wenige Minuten Umbaupause sind notwendig, und Zebrahead entern die Stage. Zwei Fans in Skelett-Kostümen sorgen an der eigenen Theke für stetigen Getränkenachschub bei Musikern und Publikum, und der Rosenhof ist sofort am Start. Die Reihenfolge des Line-Ups gibt dabei keinen Hinweis auf die Bedeutung oder das Ranking der Kapellen, alle im Saal feiern die Lieder der Amerikaner ab, die ebenfalls sichtlich Spaß haben. Die mitunter etwas krude Mischung aus Punk und Rap wird erstaunlich textsicher abgefeiert. „Best Song!“, schallt aus dem Pulk, nachdem das Sauf-Lied „Drink Drink“ abgefeuert wurde, was mit einem „Yeah!“, von Frontmann Ali bestätigt wird. Insbesondere Bassist Ben sorgt mit seinem Hinweis und dem schelmischen Grinsen auf das gut sortierte Drogenparadies am Hauptbahnhof für Lacher. Kurz vor Schluss besucht Sibbi die Jungs, und es gibt ein Kurz-Cover des alten Beastie-Boy-Klassikers „Fight For Your Right To Party“. Leider ist nach ziemlich genau einer Stunde Spielzeit und „Anthem“ (bei dem einer der Barleute mit einem Schlauchboot über das Publikum befördert wird) schon wieder Schluss, und die Backline wird für Itchy bereitet.

Trotz wirklich kompletter Entfernung aller Bühnenutensilien (einschließlich Schlagzeug) dauert der Change Over gerade einmal 25 Minuten (!) – kein stundenlanges Mikro- und Bassdrum-Geteste, dreimal draufhauen und fertig. Da wundert sich das Fan-Herz, warum es bei anderen Gigs gefühlt Stunden braucht, bis der nächste Act die Bühne betritt.

Unter donnerndem Applaus betritt das Trio die Empore und sie brettern mit „No Ones Listening“ und dem direkt gefolgten „Faust in der Tasche“ los. Wie zwei ADHS-Männchen auf Speed zappeln sich Sibbi und Panzer durch ihr Programm und stehen keine Sekunde still, während Max sein Drumset mehr verprügelt als spielt. Da hat jemand Bock! Aber nicht nur oben, auch unten auf dem Parkett. Nach einer längeren Ansage wollen die drei eigentlich nur noch musizieren, aber so ganz können sie ihre Wortbeiträge nicht lassen und so gibt es u.a. noch Storys von Weihnachtsmarktbesuchen und Beobachtungen im Circle Pit. Dass es unter den Bands keine Animositäten, sondern wirkliche Freundschaft gibt, wird nicht nur durch die mehrfachen Erwähnungen deutlich, auch jetzt gibt es einen Gegenbesuch von Ali und Gitarrist Dan, der von Sibbi als „einzig wirklicher Musiker“ auf der Tour angekündigt wird. „Zumindest der einzige Gitarrist!“, frotzelt Max von hinten und bekommt einen (gespielt) bösen Blick zurück. Auf Zugaben verzichten die Eislinger und auch hier ist die Spielzeit auf 60 Minuten begrenzt. Es ist aber auch so nach dem finalen „I Love It“ (inklusive Instrumentenwechsel) alles gesagt an diesem Abend, und ein restlos begeisterter Rosenhof leert sich ziemlich schnell. What a night!

Konzertbericht Itchy 2023

Konzertbericht Esel Rock (ink. Tim Vantol)

Platten-Besprechung Itchy Dive

Homepage Itchy

Homepage Zebrahead

Homepage Tim Vantol

Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda

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