SELIG – Sind nur kleine Fische
Die Hamburger Rocker von Selig haben vor einem Jahr ihren 30. Geburtstag mit einer großen Jubiläums-Tour gefeiert. Die war so erfolgreich, dass sie in diesem Jahr einfach noch eine Rutsche drangehängt haben, und heute erneut im Rosenhof in Osnabrück aufschlagen, der angeblich nicht ausverkauft ist. Tatsächlich können aber wohl nur eine Handvoll Tickets keine Abnehmer gefunden haben, so sehr gut gefüllt ist der Club.
Kurz nach 20.00 Uhr betreten Christian, Stoppel, Jan und Leo die Bühne, eröffnen mit „Unsterblich“ und sofort brennt die Luft. Es ist kein wildes Getanze und Geschubse wie in den 90ern, aber der ganze Saal singt jede Zeile mit, auch die jüngeren Titel wie „Hey Ho“, „Alles ist nix“ oder „Myriaden“ vom letzten, leider ein wenig versandeten Album. Mit „Neuanfang“ haben die Männer im letzten Jahr eine ganz frische Single rausgebracht, die es natürlich auch zu hören gibt. Jan erzählt dazu, dass sie sich fast (wieder einmal) getrennt hätten, und diese Nummer statt eines Abschiedliedes nun „ein Manifest“ geworden sei. Und auch hier wird jedes Wort mitgefeiert. Überhaupt ist Plewka in Erzähllaune, und berichtet von Fahrten an Seen ins Hamburger Umland, die sie zu Beginn der Karriere regelmäßig unternommen haben, und bei einer Drogenkontrolle auf dem Rückweg nur mit Glück der Fahndung durch die Lappen gegangen sind: „Ich suche größere Fische als Euch!“, waren die Worte des Kommissars bei der Razzia, wie Jan mit einem Schmunzeln berichtet.
Beim letzten Besuch hier in Osnabrück gab es das selten gespielte „Garten“, das nun durch „Hey, Hey, Hey“ ersetzt wird, ansonsten ist das Set identisch wie im Vorjahr. Natürlich werden die alten MTV-Hits aus der ersten Bandphase wie „Lass mich rein“, „Sie hat geschrien“ und „Arsch einer Göttin“ am lautesten abgefeiert, und machen mehr als die Hälfte des Abends aus, wobei auffällt, dass dem (damaligen) Trennungsalbum „Blender“ kein Platz im Programm eingeräumt wird. (Warum das wenig überraschend ist und viele anderen Dinge aus 30 Jahren Bandhistorie haben Jan und Christian uns vor einem Jahr übrigens in einem langen Interview erzählt, das Ihr hier noch einmal nachlesen könnt). Nicht nur im Publikum ist die Stimmung grandios, auch auf der Bühne sieht man ständig ein Lächeln und man merkt dem Quartett an, dass das nicht gespielt ist. Auf fünf Leinwänden werden immer wieder Videos und Bilder aus der Anfangszeit eingespielt, auch Ex-Keyboarder Malte taucht in ein paar Momenten auf, und die Kapelle wird durch eine relativ schlichte, aber wirkungsvolle und beeindruckende Licht-Show immer wieder in Szene gesetzt.
Mit „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ endet dann der offizielle Teil, und (wie eigentlich immer) werden die Herren mit nicht enden wollendem Gesang der Menge zurückbeordert. Wie ebenfalls zu erwarten, gibt es mit „Wenn ich wollte“ und seinem „räudigem Riff“ die erste Zugabe. Klar, darf das betrunkene Liebeslied „Ohne Dich“ nicht fehlen und mit dem Versprechen „Wir werden uns wiedersehen“ endet nach 135 Minuten der Ritt in die Vergangenheit. Im letzten Jahr wurde „Regenbogenleicht“ noch als Schlaflied und allerletzter Bonus gespielt, aber das braucht es heute nicht mehr, auch wenn vereinzelt noch darauf gehofft wird. Es bleibt abzuwarten, was die Jungs uns in Zukunft zu bieten haben, schließlich ist die letzte Scheibe nun beinahe vier Jahre alt. Dieser Abend macht auf jeden Fall deutlich, dass sie immer noch was zu sagen haben, und auch die nächsten 30 Jahre mit Selig zu rechnen ist.
Setlist
Unsterblich
Kleine Schwester
Arsch einer Göttin
Alles auf einmal
Alles ist nix
Hey Ho
Neuanfang
Lass mich rein
High
Mädchen auf dem Dach
Hey, Hey, Hey
Bruderlos
Ist es wichtig?
Myriaden
Schau Schau
Sie hat geschrien
Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Wenn ich wollte
Die BestenOhne Dich
Wir werden uns wiedersehen
Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda