MADSEN – Die Weihnachtsplatte
Oh je, das Schlimmste an der Adventszeit ist (neben dem unvermeidlichen „Last Christmas“) die immer Anfang Dezember auf den Markt schwemmenden Weihnachtsplatten, gegen die George Michael fast schon Rock´n´Roll ist. James Last, Roger Whittaker oder Florian Silbereisen sind da die bestimmenden Referenzgrößen. Man kann also eigentlich nur scheitern, wenn man sich diesem Genre widmet. Unsere Freunde von Madsen sind aber keine Bangebüxen, und haben sich auf den Weg gemacht, eine X-Mas-Scheibe der anderen Art aufzunehmen. Man darf vermuten, dass sie sich eher in der Tradition der Roten Rosen (aka Die Toten Hosen) sehen, und so trauen wir uns dann doch einmal, „Die Weihnachtsplatte“ zu hören.
Und dann: Oh nein, bitte nicht! Ein zuckersüßes Intro mit Engels-Chören – doch eher Roger als Campino? Ach nee, doch nicht, „Die Menschen stellen sich mit Glühwein einen rein“ würde sich die Schlagerszene dann wohl eher nicht trauen. Auch wenn „Es geht wieder los“ mit den zu erwartenden Glocken daherkommt, ist danach Rock-Zeit und textlich geht es eher kritisch zur Sache. Genau das geht bei dem arrangierten Hintergrund beinahe unter – und macht es aus exakt diesem Grund so spannend. Zuhören ist angesagt!
Musikalisch bleiben Johannes, Niko, Sebastian und Sascha ihrem Standard-Sound treu, ergänzt durch klassiche Christmas-Klänge, ohne dabei ins Peinliche abzudriften (und damit sind wir wieder bei den Texten), sondern den Ironie- und Absurditätsfaktor noch zu verstärken. Ob es um an den Feiertagen (noch) höheren Alkoholkonsum, dem Wunsch nach Frieden oder Einsamkeit zum Ende des Jahres geht. Dass sie aber auch (gewollt) Kitsch können, beweist das Quartett dann mit „Weihnachtslichter“ oder „Einsame Herzen“, aber auch hier mit einem ganz anderen als dem üblichen Heile-Welt-Ansatz.
Braucht man diese Platte unbedingt? Nun, wenn die Tannenbaum-Zeit schon mit passender Musik untermal werden soll, dann mit dieser. Wenn wer keine ausgenudelten Klassiker im Schnulzengewand hören, und stattdessen lieber die Worte „gekotzt“ (natürlich wieder in Zusammenhang mit Hochprozentigem), „geknutscht“ und „Pogo“ zu lauten Stromgitarren vernehmen will, ist mit „Die Weihnachtsplatte“ genau richtig, denn:
Weihnachten ist das, was Du daraus machst!
Note: 2
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