The Symbol Remains
Irgendwann hat man als Jugendlicher die Rockweisheit mit Löffeln gefressen. Immerhin stehen im Plattenschrank alle Alben von Metallica, sowie einige Scheiben von Iron Maiden, Black Sabbath und natürlich SLAAAYYYEEERRR sowie die „Kings Of Metal“ von Manowar für Trinkspiele. Schließlich kommt irgendwer aus der Clique mit „Rock Science“ an, einem Quiz für Rockfans. Schnell wird festgestellt, dass die Rock- und Metal-Welt viel größer ist als gedacht und aus irgendeinem Grund gefühlt jede zweite Antwort in diesem Spiel „Blue Öyster Cult“ lautet. Eine Band, von der niemand bisher etwas gehört hat. Plötzlich kommt die Erlösung: „Ach die, von denen ist doch Metallicas „Astronomy“.“ Ungefähr so erging es dem Rezensenten zu einer Zeit als Blue Öyster Cult ihr bisher letztes Album herausgebracht haben. Dies ist nun 19 Jahre her und endlich steht mit „The Symbol Remains“ (Frontiers) ein neuer Longplayer der Amerikaner in den Läden und die Jugendsünde des Nicht-Wissens dürfte verjährt sein.
In den 1970er Jahren waren Blue Öyster Cult wegweisend für viele spätere Hard-Rock- und Metal-Bands. Dieses Erbe fortzuführen ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Immerhin sind mit Eric Bloom und Buck Dharma aber noch zwei Gründungsmitglieder an Bord, sodass die neue Scheibe durchaus neugierig macht.
Der Einstieg gelingt ausgesprochen gut mit einem mitreißenden Hard-Rock-Riff, das in der Bridge in einen überraschenden Reggae-Beat mündet. „That Was Me“ ist also sofort ein echter Kracher, der Spaß macht. Danach wird es mit „Box In my Head“ und „Tainted Blood“ sehr AOR-lastig. Vor allem zweiterer ist als pathetische Ballade stark in den 1980ern hängen geblieben.
Nach diesem Anfang können Blue Öyster Cult aber auch anders. Auf „The Symbol Remains“ zeigen sie all ihre Facetten. „Nightmare Epiphany“ kommt mit groovigem Keyboard daher und in „Edge Of The World“ sowie „Secret Road“ wird es etwas bluesiger. Es sind zwischen all den Rock-Tracks willkommene Abwechslungen.
Die absoluten Highlights befinden sich allerdings in der zweiten Hälfte. Hier ist „The Return Of St. Cecilia“ als typische Up-Tempo-Klassik-Rock-Nummer zu nennen. Es geht jedoch noch besser. „Stand And Fight“ beginnt mit einem kurzen Bass-Solo bevor ein wunderbar düsteres Hard-Rock-Riff reinhaut. Die Atmosphäre driftet ins Dunkle ab. Getoppt wird dies nur noch durch „The Alchemist“. Dieser setzt ebenso auf eine düstere Stimmung, die vor allem durch das Keyboard intoniert wird. Doch dann nimmt der Track Fahrt auf. Die Geschwindigkeit wird hochgeschraubt und das doppelstimmige Gitarrensolo dürfte jedes Rockerherz höherschlagen lassen! Beide Lieder sind wie aus dem Lehrbuch für Hard-Rock der 1970er Jahre.
Der Albumname „The Symbol Remains“ soll laut der Band bedeuten, dass sie nach den vielen Jahrzehnten im Musikgeschäft immer noch rocken können. Dies kann Blue Öyster Cult nur bestätigt werden. Sie haben eine hervorragende Rockplatte geschaffen, die angesichts der musikhistorischen Bedeutung der Band absolut würdig ist, in ihrer Diskografie aufzutauchen!