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Spice

Die passionierten Hobbyköche unter uns wissen es: Erst die richtige Würze macht ein Gericht rund. Ähnlich haben es Spice geschafft, auf ihrem selbstbetitelten Debüt (DAIS Records) mit akkurat dosierten Zugaben ein stimmiges und gut verdauliches Stück Musik zu zaubern. Durch stundenlanges Probieren, Verfeinern und Abschmecken im Studio ist ein organisches Werk entstanden, dem die Band selbst das Label „the power of groupthink“ verleiht. Dem Hörer kredenzt sie unangepassten, aber trotzdem eingängigen Post-Punk, der viel Herz beweist, ohne sich in die Emo-Ecke zu stellen.

Damit bewahrt sich das Sextett aus Los Angeles den Spirit ihrer Roots, die einzelne Mitglieder in Bands wie Ceremony und Sabretooth Zombie haben. Ganz so rabiat und ungehalten wie in alten Zeiten geht es bei Spice zwar nicht mehr zu. Dennoch spricht aus jeder Note ein klares Bekenntnis zum Underground und die Ablehnung jeglichen Mainstreams. Das Album beherrschen Elemente von solidem Alternative-Rock der 90er Jahre; dank der Geige wird außerdem die Erinnerung an den New Wave der 80er wachgehalten. Und trotzdem hat es eine frische Energie, die es direkt ins Heute platziert.

Spice frönen einem angenehm unrein belassenen Garage-Sound mit Shoegaze-Attitüde und schaffen so eine äußerst dichte Atmosphäre. Garage meint in diesem Falle aber nicht spontanes Jammen oder gar low quality. Womöglich ist es der langjährigen Erfahrung der sechs Musiker geschuldet, dass alles unter genauer Kontrolle gehalten wird. Nichts wird dem Zufall überlassen. In der Verzerrung liegt hervorragende Handarbeit, jeder Effekt sitzt. Mit dem Ergebnis, dass die Rhythmen in ihrer Geradlinigkeit fast konventionell daherkommen und das Gesamtkonstrukt zwar noisy, aber doch straight ist.

Trotzdem, oder gerade deshalb: Die Rechnung geht auf. Spice’s Debüt ist unglaublich einnehmend und, ja, einfach sympathisch. Es ist eine Platte von und für Fourty-somethings, die gern ein wenig melancholisch zurückschauen, aber ganz im Heute leben und immer noch energisch vorwärts treiben. Für 90er-Jahre Kids eben, die erwachsen geworden sind. Und trotzdem hungrig bleiben.

 

Spice bei Bandcamp

Cargo Records

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