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Runaljod – Ragnarok

Wardruna dürften mittlerweile einem jede Grenzen sprengenden Publikum bekannt sein: Egal ob Metaller, Folker, Weltmusiker, Mittelalterfreak oder Fernsehserienjunkie; Einar und Wardruna, die ja mittlerweile fest zu einer live performenden Band angewachsen sind, sind in verschiedensten Kreisen fester Bestandteil, und Jubelstürme kommen überallher.

Mit „Runaljod – Ragnarok“ beenden Wardruna ihre Runaljod-Trilogie, und wie schon die beiden ersten Teile ist auch „Ragnarok“ ein Werk voller Magie. Kopfhörermusik zum Abheben ist das, ein Geistestrip von einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Von Baumstämmen über Feuer und Wasser bis hin zu originalen oder original nachgebauten Instrumenten reicht das Sammelsurium, das Einar, Graahl und Lindy eingesetzt haben, um eine mystische, alte Welt wiederzuerwecken – [i]A Demon from the Ancient World[/i].

Im Dunklen dem Beginn von „Urur“ über den Kopfhörer zu lauschen ist wohl das Gruseligste, was seit langem in Klang gefasst wurde. So ist der Trip durch die letzten acht Runen des älteren Futhark eine Reise, die von massiver, spiritueller, ritueller, hypnotischer Macht ist. Ziegenhautschlagwerk, Hörner, tranceähnlicher Gesang – „Ragnarok“ ist wie die beiden anderen Werke von Wardruna eine spiritistische Meisterleistung.

Anders als das vor kurzem erschienene, so brillante Album von Skuggsja, das sich tatsächlich noch Songstrukturen beugt ist die Musik von Wardruna ein Ganzes, ein Etwas, das lebt, knurrt, sich windet und schlängelt und durch die Nacht geistert wie der Rauch eines Feuers in der kalten Morgenbrise auf dem Fjord – mal filigran wie ein Irrlicht, mal so brutal wie ein riesiger Bär. Viele der langgezogenen Passagen sind instrumental, werden von Schlagwerk dominiert, aber nicht zerstört und der ausschließlich in altnorwegisch gehaltene Gesang ist ebenfalls „nur“ ein Instrument. Das sehr anklagend wirkende ‚Pertho‘ ist das einzige Stück, das wirklich von der Stimme getragen wird.

In keiner Weise ist dieses Album dafür da, zerrissen zu werden, in Teilstücken auf Iphones zerhackt. Das ist ein grandioses Gesamtwerk für die Dunkelheit, geschlossene Augen, für die Nacht und die mentale Reise in eine Anderswelt. Das ist mitnichten Weltmusik, hat mit weinerlichem Folk nichts zu tun und Metal ist es schon einmal gar nicht. Am ehesten passt, falls eine Kategorisierung nötig ist, diese Musik wohl am besten unter das Urfolk-Label, Drone/Dark Ambient mit rein natürlichen Instrumenten, ein düsteres, maximal atmosphärisches, extrem archaisches Etwas. Wardruna sind wohl der originellste, herausragendste Nischenfüller seit langer Zeit und für dunkle Herbsttage die mit Abstand beste Muik die man sich vorstellen kann.

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