DEINE COUSINE – Freaks

Drei Jahre hat sich Ina Bredehorn aka Deine Cousine Zeit gelassen, uns endlich mit einem neuem Album zu versorgen. Gut, es gab mit „Raus an dich/Girls Just Wanna Have Fun“ eine Doppel- und mit „Der Himmel ist eine Kneipe“ eine Collabo-Single mit der Sondaschule und regelmäßig Konzerte, aber eben keinen Longplayer. Nun liegt „Freaks“ vor, und – soviel schon einmal vorab – lässt einem beim ersten Hören zunächst ein wenig ratlos zurück.

Nachdem Platte Zwei „Ich bleib nicht hier“ eine konsequente Weiterentwicklung vom Debüt „Attacke“ (sowohl im Sound als auch dem Songwriting) war, ist Freaks nun nicht das erwartete Deine-Cousine-Werk im Punkrock-Sound, sondern hier haben reichlich elektronische Klänge Einzug gehalten und insgesamt lassen die 80er grüßen.

Kann man scheiße finden, und tatsächlich hatte unser Redakteur nach den ersten Nummern „Allez, Allez“ und „Go Fuck Yourself“ auch ein kleines Fragezeichen im Hirn. Aber kurz vor der Halbzeit gibt es dann mit „Disclaimer“ wieder reichlich Strom-Gitarren auf die Ohren, was aber eher die Ausnahme bleibt. Ok, zwischendrin ballern immer wieder die Klampfen und es brettert nach vorne, aber doch immer wieder gibt es Synthies. Das Verrückte: Wenn sie in „1986“ oder beim Schlussakkord „So jung und so dumm“ dann fehlen, vermisst sie schon beinahe. Auch wenn es weniger punkig zugeht, sind die meisten Lieder schnell und tanzbar, aber Ina kann auch ganz ruhig: „Keine Liebe verdient“ ist zur Halbzeit eine elegische Ballade, die kurz das Tempo rausnimmt, aber nur, um danach wieder in die Vollen zu gehen.

Was bleibt nach einem Dutzend neuer Lieder? „Freaks“ ist kein „Ich bleib hier-2.0“, sondern ein für sich alleine stehendes drittes Album einer sich weiter entwickelnden Künstlerin. Ob sie damit alle Fans der ersten Stunde einfängt, bleibt abzuwarten, aber mit Sicherheit wird sie reichlich neue Anhänger*innen in die Familie adoptieren. Und seien wir mal ehrlich: Mit beispielsweise AC/DC oder den mittlerweile verblichenen Ramones gibt es genügend Bands, die ihren ewig gleichen Sound kultiviert haben. Seien wir also froh, dass Deine Cousine sich bewegt, ohne ihren musikalischen Stammbaum komplett zu verlassen. Man darf gespannt sein, wie die Umsetzung auf der anstehenden Tour klingen wird.

Note: 2+

 

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