Apocalyptic Raids
Die Beatles, die Stones, Zeppelin, Sabbath, Hellhammer – zur Zeiten ihrer ersten Gehversuche hat niemand an sie geglaubt, sie wurden niedergemacht. Und jetzt? „Apocalyptic Raids“ (Noise Records) gehört zu DEN Klassikern im Heavy Metal, die ekelhafte Ursuppe des Black Metals, die erste wirklich dunkle Veröffentlichung in diesen noch jungen, aber doch so gehassten Genre. Die drei Schweizer Quälgeister wollten die Welt erobern, konnten aber nicht so richtig, weil ihnen das Equipment und das Können fehlte, aber jetzt – 36 Jahre später – sind die vier Songs von 1984 nicht von der Landkarte des Metals hinfort zu wischen.
Hellhammer haben nicht nur zwei Demos und sechs ordentlich produzierte Songs der Welt geschenkt, sondern standen jeglichen dunklen Tönen ab den 80ern Pate. Karl Walterbach hatte den richtigen Riecher, nicht nur mit Kreator, Tankard und Helloween, sondern auch mit dem Schweizer Trio, das später mit Celtic Frost unsterblich wird. Aber genug der Verneigung. Thomas Gabriel Fischer und Martin Eric Ain (R.I.P.) haben lange an ihren Songs gefeilt, teilweise bis heute, und wer sich nicht von dem erdig muffigen Sound blenden lässt, wird dies erkennen und anerkennen.
Der Opener ,The Third Of The Storm (Evoked Damnation)‘ ist ein räudiger Bastard aus der Energie des Punks, die kaum in Bahnen des Metals gelenkt werden kann. Das knapp zehn minütige ,Triumph Of Death‘ gilt als dunkelster aller Doom Metal-Kompositionen mit seiner vielschichtigen Erzählweise. Hier ist bereits zu erkennen, was uns „Into The Pandemonium“ Jahre später bescheren wird. ,Horus/Aggressor‘ und ,Massacra‘ sind schnelle Black Metal-Songs, an denen sich bis heute Generationen an Bands die Zähne ausbeißen. Die einfältige Kraft dieser Songs bleibt unerreicht. Die beiden Sampler-Beiträge ,Revelations Of Doom‘ und ,Messiah‘ sind Midtempo-Stampfer, die dreckiger kaum sein können. Durch alle Phasen von Celtic Frost lassen sich die Ideen von 1984 wiedererkennen. Diese Songs sind das Fundament, das uns bis heute als Triptykon so zuverlässig und tiefschwarz begleitet.
Mit „Apocalyptic Raids 1990 A.D.“ gab es bisher nur eine einzige Veröffentlichung von Hellhammers Vermächtnis. Wie schon 1990 fehlt leider ,Crucifixion‘, den polternden Dreiminüter, der 1984 auf dem „Metal Massacre V“-Sampler verewigt wurde. Es gibt zwar eine offizielle Version der ersten beiden Demos, aber erst jetzt das lang ersehnte Rerelease von „Apocalyptic Raids“. Es ist vorsichtig poliert worden. Der raue Charme ist dabei nicht verloren gegangen. Zwar sind die Gitarren ein wenig geglättet worden, den Drums mehr Hall gegeben worden, dem Drang tiefer einzugreifen ist widerstanden worden. Die sechs Klassiker sind nicht runderneuert und modernisiert worden, sondern stehen wie ein Monolith in der Historie des Heavy Metals.