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From The Vault

Metal Church From The Vault

Seitdem Rückkehrer Mike Howe wieder seine Stimmbänder für die Metal-Institution Metal Church einsetzt, sind bereits zwei Alben – mit „XI“ ein sehr gutes und mit „Damned If You Do“ ein ordentliches – entstanden. Inzwischen hat sich die Position am Schlagzeug gewechselt, sodass es notwendig erschien, neues Song-Material zu präsentieren. Ein drittes, vollwertiges Album ist „From The Vaut“ (Reaper Entertainment) nicht geworden, sondern eine Mischung aus neuen Songs, Cover-Songs, Outtakes, Bonus-Tracks und Neuaufnahmen. Was sich wie eine Notlösung ausgibt, ist auch genauso unausgegoren. Hits und Rohrkrepierer stehen sich Auge in Auge.

Die neuen Stücke bzw. Outtakes reihen sich nahtlos in die durchweg mitreißenden Songs der letzten beiden Alben an. Sie haben den typischen Metal-Church-Groove, Stet Howland macht einen guten Job an den Kesseln und Mike Howe stellt unter Beweis, dass er ein verdammt guter Metal-Sänger ist. Doch bereits die neu abgemischte Version von ,Conductor‘ knallt so fett und überproduziert rein, dass einem Hören und Sehen vergeht. Was hat sich Produzent und Band dabei gedacht haben, die Vocals zu doppeln, viele unnötige Gitarrenspuren und massiven Bombast hinzuzufügen, der den Gesang nahezu erdrückt. Völlig überflüssig diese Spielerei! Auf die groovige Midtempo-Nummer ,False Flag‘ und das nichtssagende Instrumental ,Insta Mental‘ trifft nur ein Wort zu – langweilig! Das akustische Geplänkel ,432hz‘ ist reine Platzverschwendung, ebenso wie die drei nachfolgenden Cover-Songs. Metal Church ist nunmal keine Rockband und Mike Howe hat nicht das Verve, um cool zu rocken. Die Version von ,Black Betty‘ ist einfach nur schrecklich. Der Tiefpunkt auf „From The Vaut“ ist erreicht, was wiederum bedeutet, es kommt noch etwas Lohnendes.

Die neue Version von ,Fake Healer‘ ist ja bekannt, auch die Idee, Todd La Torre von Queensryche ins Boot zu holen, kann als positiv bewertet werden. Aber wieder schmälert der fette, überproduzierte Sound das Hörvergnügen. Bei der Neuauflage von ,Badlands‘ geht das wehmütige und verzweifelte Moment des Originals komplett verloren. Beide Songs sind aber ertragbar, da sie von Grund auf überragende Kompositionen sind. Die beiden US-Bonus-Tracks von „XI“ retten „From The Vaut“ davor, ein Totalausfall zu sein. Die handvoll guten Songs hätten eine starke EP hergegeben, trotz übermäßig aufgemotzten Sounds. Die investierte Studiozeit hätte Metal Church in fünf oder sechs neue Songs stecken sollen, sodass ein reguläres Album dem Ruf der Band gerecht geworden wäre.

Wer bei seinen Zwischenmahlzeiten nicht so sehr auf die Qualität achtet, kann sich gerne „From The Vaut“ zu Gemüte führen. Fans der metallenden Kirche selbstverständlich auch. Um Metal Church in ihren wahren Können kennenzulernen oder noch besser in den Gehörgängen zergehen lassen, greift zu den beiden Vorgängeralben oder zu den Klassikern aus den 80er. Das dritte Werk mit Mike Howe hinterlässt gemischte Gefühle, Euphorie ist auf keinen Fall eines davon. Mastermind Kurdt Vanderhoof manövriert seine Band seit vier Dekaden durch schweres Wasser, findet meistens den richtigen Weg, doch mit diesem Album ist ihm die gewohnte Souveränität abhanden gekommen.

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