TORANAGA UK – A New Order

Das Vereinigte Königreich – ist das noch so? – war wegweisend in Sachen Heavy Metal, Punk, Oi! und Crust, aber in Sachen Thrash Metal irgendwie immer nur ein Geheimtipp trotz Kapellen wie Acid Reign, Xentrix, Lawnmower Deth, Slammer, Onslaught und den noch geheimeren Toranaga, heute Toranaga UK. Piraten, Wikinger und Ritter sind im Thrash Metal halt näher als Samurai und Shogune. „Bastard Ballads“ und „God’s Gift“ waren schon gute Alben, aber kein nuklearer Holocaust oder böser Teufel weit und breit. Überraschend daher die Wiederauferstehung 2013 bis 2015 mit einer EP und einem Album – beides zeitgemäß und lohnenswert, gehört zu werden. Genau an diese moderne Variante ihres Samurai Thrash Metal schließt die neue, selbst produzierte EP „A New Order“ an – frisch und unbedarft, voller Tatendrang.
Statt sich auf Nostalgie und die Retro-Schiene zu verlassen, liefern sie vier bissige Tracks, die zwar tief im klassischen Thrash Metal verwurzelt sind, aber mit einer angenehm zeitlosen Energie daherkommen. Der Opener ,Desecration‘ hämmert sich mit Nachdruck in die Gehörgange: gekonnte Stakkato-Riffs, ein knalliger Bass, ein treibendes Schlagzeug, gut dosierte Crew-Shouts und ein charismatischer Gesang, der Ecken und Kanten zeigt, lässt den Song nie ins Karikaturhafte oder Romantisierende abzudriften.
Der stilsichere Shogun hört Thrash Metal.
Was besonders auffällt, ist das Gespür der Band für Dynamik und Struktur. Toranaga UK setzen nicht nur auf Geschwindigkeit, sondern bauen Spannungsbögen auf, lassen Raum für Groove-Passagen und zeigen, dass sie das althergebrachte und aktuell angesagte Songwriting-Handwerk verstehen. Die Produktion ist modern, trotzdem aber rau und druckvoll, unprätentiösen mit Herz und Biss – genau das richtige Maß zwischen Authentizität und Zeitgeist.
Inmitten der aktiven europäischen Thrash-Metal-Welle, in der Bands wie Suicidal Angels, Warbringer, Angelus Apatrida oder der Brit-Nachwuchs Solitary derzeit den Ton angeben, ist den Briten ihr Veteranen-Status nicht anzumerken. Toranaga UK wirken nie bemüht oder angestaubt – vielmehr sind Spielfreude und Überzeugung über die gesamten 23 Minuten zu spüren. Gelernt ist halt gelernt. Und für Thrash Metal ist niemand zu alt.
Wer die 2014er-Version von ,No Place For Disgrace‘ kennt, kann sich vorstellen, wie „A New Order“ klingt. Absolut sympathisch und mitreißend kommen Toranaga UK anno 2025 rüber, was zeigt wie zeitlos Thrash Metal ist und dass Old School nicht gleich alt bedeutet. Thrash‘s not dead!
Und: The Shoguns of UK Metal spielen am Donnerstag 24. Juli auf dem Headbangers Open Air nord-westlich von Hamburg. Wenn das nicht einen Ausflug wert ist.
Bewertung: 2+