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The Optimist

Mit „The Optimist“ wagen sich die Briten Anathema (oder, laut Cover, neuerdings ana_thema) erneut an ein Konzeptalbum, das die Geschichte des 2001er Albums „A Fine Day To Exit“ weitererzählt. Allerdings muss man keine Angst haben: Anathema fahren keineswegs die Nostalgieschiene. Die auf den Alben seit dem „Comeback“ etablierte Mixtur aus Porcupine Tree, Pink Floyd, U2 und Radiohead ist auch auf „The Optimist“ Programm und wird diesmal mit vestärkten elektronischen Spielereien weiterentwickelt.

Der – nach einer kurzen Soundcollage als Intro – eigentliche Opener ‚Leaving It Behind‘, eine treibende Uptempo-Nummer mit Vincent an den Lead Vocals, täuscht dabei ein rockigeres Album vor, als tatsächlich folgt. Auch wenn die Entscheidung der Band, die Basic Tracks live einzuspielen, dem ganzen Album trotz erwähnter elektronischer Tupfer ein sehr organisches Feeling gibt und speziell die Drums bisweilen ganz ordentlich knallen, „The Optimist“ ist deutlich düsterer ausgefallen als die drei Vorgänger. Die Melodien sind weit weniger eingängig, und aufgrund der Verknotung der diversen musikalischen Themen, die sich durch das komplette Album zieht, gibt es nur wenige Songs, die auch außerhalb des Albumkontextes funktionieren. Die atmosphärische Lee Douglas-Ballade ‚Ghost‘ mit Lamb-Anleihen ist einer dieser wenigen „abgeschlossenen“ Songs, die den Einstieg in das Album erleichtern – auf Dauer hilft aber alles nichts, „The Optimist“ will langsam entdeckt werden. Ähnlich wie bei Marillions „Brave“ (dem „The Optimist“ auch von der Atmosphäre her ähnelt) muss man sich ein wenig in die „einkämpfen“. Das lohnt sich aber auf jeden Fall. Denn so macht auch auf den ersten Blick Unspektakuläres wie das an Spätneunziger R.E.M. erinnernde ‚Can’t Let Go‘, das als Single ausgekoppelte, Post Rock-mäßige ‚Springfield‘ und das minimalistische ‚Wildfires‘ plötzlich Sinn und entfaltet im Albumkontext seine volle Wirkung. Mit dem opulenten Rausschmeisser ‚Back To The Start‘ im Pink Floyd-Modus gibt’s dann einen zukünftigen Bandklassiker, der im Gegensatz zu großen Teilen der Scheibe wie geschaffen für Livegigs scheint und nochmal alles bündelt, wofür Anathema in den letzten sieben Jahren standen.

„The Optimist“ ist kein einfaches Album geworden. Auch wenn die Band immer wieder betont, keine Progband zu sein, haben sie hiermit doch ein klassisches Prog-Konzeptalbum aufgenommen, das entsprechend Zeit und Aufmerksamkeit fordert. Das lohnt sich aber in jedem Fall – Anathema liefern wie gewohnt hohe Qualität ab.

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