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Pharmacie

‚Words have a weakness. They break when it comes to explaining all of the reasons.‘

Mit diesen ersten Zeilen von ‚Pharmacie‘ wäre dem Rezensenten eigentlich schon jeder Wind aus den Segeln genommen.

Lassen wir uns aber nicht unterkriegen. Denn es gibt zu Apologies, I Have None und ihrem neuen Album doch so Manches zu sagen. Zum Beispiel, dass es ganz anders klingt als ihr Vorgänger- und Debütalbum ‚London‘. Dessen Veröffentlichung liegt aber auch schon vier Jahre zurück, und in dieser Zeit ist viel passiert. Zum Beispiel hat sich nicht nur Dan Bond, einer der beiden Frontmänner und Sänger, aus der Band verabschiedet; auch am Bass gab es einen personellen Wechsel. Das bringt hörbar einen getrageneren Sound mit sich, und mit Punkrock hat das, so wie noch auf ‚London‘, nichts mehr zu tun. Wenn das Album mit einigen sanften Klavieranschlägen eröffnet, werden vor allem Emo- und sicher auch Indie-Fans aufhorchen.

Viel besser noch als zu ihrem ersten Album passt nun zu ‚Pharmacie‘ das Prädikat Heartcore, das der Band von cleveren Promotern verpasst worden ist. Dramatisch sind ihre Songs, episch, aufbäumend (‚Killers‘!). So verzweifelt ausgerufene Zeilen wie

‚and there’s no coming back from here‘

werden in herzzerreißenden Melodielinien verpackt. Wären diese nicht so sensibel und schön, ließen sich die Texte wahrscheinlich nur schwer ertragen. Frontmann Josh McKenzie ist ohne Dan Bond nun auch beim Texten auf sich allein gestellt und entsprechend persönlich sind die Lyrics ausgefallen. Der Mann hat offenbar viel zu verarbeiten.

‚The black of my anger, it white washes everything else‘

, heißt es etwa in ‚Wraith‘; wütend und vorwurfsvoll ruft es mit

‚Everybody’s so fucking perfect‘!

aus ‚Crooked Teeth‘. Durch das gesamte Album ziehen sich Themen wie Unsicherheit, Müdigkeit, Schlaftabletten, Selbsthass, verkorkste Vergangenheit, Sehnsüchte, Getriebensein, fehlende Kraft für eine kalten Welt, die keinen Sinn macht. Wenn seine eigenen Worte versagen, bedient sich McKenzie zusätzlich bei einschlägigen Schriftstellern Robert Louis Stevenson oder Bret Easton Ellis.

Das soll den potentiellen Hörer nun aber keineswegs abschrecken. (Sowieso übt so viel Verzweiflung eine nicht zu unterschätzende Anziehung aus.) Wo die Lyrics richtig runterziehen, greifen die Melodien Einen am Nacken und hieven den Hörer wieder auf die Beine. Darin besteht anscheinend auch die Selbsttherapie, die Apologies, I Have None mit ihren Songs betreiben: Da wird das Schwärzeste ihrer Persönlichkeiten hervorgepult, schonungslos in düsteren Bildern gezeichnet und fast genüsslich wieder rausgebrüllt. Das ist wie einmal richtig ausheulen, wenn alles scheiße ist. Dann geht es Einem hinterher wieder gut.

Im Vergleich zu ‚London‘ klingt ‚Pharmacie‘ um ein Wesentliches gereifter. Sicher, es ist schwerer zu verdauen, aber tiefer in seiner Wirkung. Verzweiflung und Kampfeswille liegen hier ganz nah beeinander:

‚I know it’s fucked up, I know it’s a cold world. Turn our backs and leave, we could just turn our backs and leave. Is it worth it, the fight?‘

(‚Everybody Wants To Talk About Mental Health‘) Bisher befinden Apologies, I Have None, dass es den Kampf wert ist. Hoffen wir, dass diese Motivation noch ein paar Alben lang anhält.

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