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Live – Here Comes The Night

Graham Bonnet ist so aktiv wie selten zuvor. Das EZoo-Album ist noch keine zwei Monate alt, Ende 2016 gab’s ein reguläres Soloalbum, beim Michael Schenker-Fest ist er involviert, eine karriereumspannende Best Of-Doppel-CD gab’s vor ein paar Monaten auch. Nun auch noch ein Livealbum? Aber ja, gerne her damit, besonders, wenn es so launig ausgefallen ist wie „Live… Here Comes The Night“. Klar, man darf durchaus kritisieren, daß es hier nur „den alten Scheiß“ aus den Jahren 1979-1988 gibt – aber, welcher traditionelle Hardrocker kann einem solchen Backkatalog widerstehen, wenn er mit soviel Schmackes und Spielfreude zelebriert wird? Viel Rainbow, viel Alcatrazz, ein bißchen Schenker und Impellitteri obenauf und natürlich die Solohits von „Line Up“. Hardrockklassiker am laufenden Band: ‚All Night Long‘, ‚Assault Attack‘, ‚Stand In Line‘, ‚Night Games‘, ‚Since You’ve Been Gone‘, ‚God Blessed Video‘ – noch Fragen?

Natürlich, die Frage ist, wie klingt’s. So mancher alte Held hat sich in den letzten Jahren nämlich mit erbärmlichen Performances selbst demontiert. Der 69jährige Bonnet hat gegenüber den meisten Altersgenossen aber einen großen Vorteil: er hat, ähnlich wie Glenn Hughes, von seiner stimmlichen Kraft über die Jahre nur wenig eingebüßt. Natürlich muss er sich mittlerweile ein wenig mehr für die ganz hohen Töne wie in beispielsweise ‚Jet To Jet‘ anstrengen, aber sie kommen immer – und auch immer noch auf den Punkt. Die Band – darunter Ex-Fates Warning-Drummer Mark Zonder – kann mit Legenden wie Ritchie Blackmore, Michael Schenker, Yngwie Malmsteen, Steve Vai, Cozy Powell und Roger Glover natürlich nicht gleichziehen, legt aber genügend technisches Know-How und Spielfreude an den Tag, um nicht als lahme Covertruppe durchzugehen.

Schade nur, daß die olle Marbles-Schnulze ‚Only One Woman‘ (ja, auch das war Bonnet!) nicht vertreten ist, das hätte diese erstklassige Werkschau perfekt abgerundet. Naja, das und und ein weniger lahmarschiges Publikum. Das spendiert nämlich nur zwischen den Songs ein wenig zaghaften Applaus und trägt ansonsten rein gar nichts zur Atmosphäre bei. Wenn Ihr also dabei wart: schämt Euch! Aber auch ohne feierwütige Massen ist „Live… Here Comes The Night“ ein richtig cooles Album, das geradezu geschaffen für gute Laune ist. Passt!

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