JAN PLEWKA – Zuhause, da war ich schon… (Re-Release)
Wir schreiben das Jahr 2002. Die Band Selig, in den 90ern die Rockmacht in bzw. aus Deutschland, ist vor ein paar Jahren implodiert, Christian müht sich mit Kungfu durch sehr kleine und meist nur halbvolle Clubs, von den anderen hört man nichts mehr. Doch dann auf einmal eine Werbung bei AOL (!): Jan Plewka veröffentlicht sein erstes Soloalbum.
(Tatstächlich ist es das zweite oder gar dritte – je nach Zählweise. Das erste wurde erst Jahre später via myspace und nun bei Spotify veröffentlicht, dann gab es noch einen Soundtrack zum Film Schule, den Plewka selbst später als „Auftragsarbeit“ bezeichnet hat).
Mit Marco Schmedtje wurde ein neuer Gitarrist, Komponist und Freund gefunden, und in wenigen Tagen (und unter Zuhilfenahme von reichlich Alkohol, wie sie später auf Konzerten erzählten) dieses Werk geschrieben.
„Der König von New York“ eröffnet den Reigen mit leisen Didgeridoo-Klängen zu Beginn. Ein wenig sperrig und mit fast sechs Minuten auch sehr lang, mäandert die Nummer vor sich hin, dabei weit entfernt von Radio- (und damals noch) MTV-Tauglichkeit. An zweiter Position folgt „Still, weit und weg“ und hat (bzw. hatte) das Zeug zu einem wirklichen Hit: Klare und melodiöse Strophe, und ein eingängig mitzusingender Chorus (tatsächlich lief der Song sogar ein paar Mal im Musikfernsehen). Das Thema Liebe (ob aktuell oder beendet) zieht sich wie ein roter Faden durch die meisten der insgesamt 13 Tracks, mal melancholisch wie „Das Lied der Liebe“, „In Nächten wie diesen“, „War da alles“ oder in der Funk-Nummer „Das schönste Mädchen Europas“ (zugleich das Highlight!). Eine Überraschung bietet dann das Mitteregger bzw. Spliff-Cover „Déjà Vu“ kurz vor Schluss. So leise wie das Werk begonnen hat, so entspannt endet es mit „Leise kehrt die Welt zurück“ (und einem nach hinten raus versteckten Vogelgezwitscher).
Fazit: „Zuhause, da war ich schon…“ war vermutlich damals zu weit entfernt von dem, was die Fans von Selig kannten, eher eine Mischung aus Liedermacher und Pop als Hippie Metal, und ist deshalb ein wenig untergegangen. Umso schöner, dass es nun noch einmal einen zweiten Frühling (erstmals auf Vinyl!) erlebt. Klar, das hier hat nichts mit der Stammkapelle zu tun – in weiten Teilen eher etwas für ruhige Tage, aber gerade diese Tatsache macht diese Scheibe so spannend. Immer noch kein Material, das dazu geeignet bei den aktuellen Hörgewohnheiten die Charts zu stürmen, aber genau deshalb so interessant.
Note: 1-
„Zu Hause da ich schon“ bestellen
WS-Interview mit Jan und Christian (Selig)