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Awaken

Fleshkiller ist eine neue, amerikanisch-norwegische Progressive-Death-Metal-Band, deren Gründung auf die Auflösung von Extol zurückgeht. Bekanntestes Mitglied und Hauptsongwriter ist der ehemalige Extol-Gitarrist Ole Børud, daneben besteht die Band aus Ole Vistnes (Bass, Shining) Elisha Mullins (Gesang, The Burial) und Andreas Skorpe Sjøen (Drums, Umpfel). Für beide Bands benennt Børud als prägende Einflüsse unter anderem Death, Steely Dan sowie Yes. Der 40-jährige Sohn eines Gospel-Musikers ist ohnehin ein Tausendsassa, wenn es um stilistische Wandlungsfähigkeit geht. Er hat in der Punkband Selfmindead gespielt, in der Doom-Metal-Gruppe Schaliach und hat als Solokünstler fünf Alben veröffentlicht, die vom Spektrum von Pop über Jazz bis zu Funk reichen. All das klingt stimmig, wenn man sich die Musik von Extol ins Gedächtnis ruft und natürlich lassen sich solche Prägungen nicht ausblenden.

Gleichzeitig ist Fleshkiller härter, akzentuierter und intensiver als Extol. Natürlich im Rahmen dessen, was man in diesem Genre und bei allen bestehenden Ähnlichkeiten erwarten kann. Und die Erwartungen dürften zumindest bei den Kennern von Extol hoch sein. Und was ist das für ein Monster von einem Album geworden! Gleich der Opener ‚Parallel Kingdom‘ bietet alles auf, was dem Freund anspruchsvoll-harter Klänge wohliges Schauern beschert: Mehrstimmger Satzgesang, wie ihn zuletzt Haken sehr überzeugend eingesetzt haben. Vertracktes Drumming, fette Growls und Gitarren. Gitarren! ‚Salt of the Earth‘ beginnt bedrohlich, aber melodisch und entwickelt sich mit seinem verstörenden Gesang zu einer begeisternden Midtempo-Nummer voller Intensität. Mit einem markerschütternden Scream startet ‚Wisdom‘. Das hier klingt in etwa so, als hätten sich Animals As Leaders mit einem Black-Metal-Sänger auf Amphetamin zu einer Hardcore-Gedenk-Veranstaltung getroffen. Ruhige Passagen mit melodischen Gitarren-Soli treffen auf Stakkato-Drums, exzentrische Taktarten und Metal-Riffs.

Das Album hat besonders große Momente, wenn jazzige Rhythmen sich mit melodischen Gitarren und dem derben Organ von Mullins vermengen – und das ist bei eigentlich jedem der zehn Songs der Fall. Leicht oder eingängig ist das Debüt der Skandinavier nicht. Aber unglaublich vielseitig, überbordend kreativ und emotional sehr, sehr dicht. Wer sein Schwermetall gerne in der extremen Spielart genießt und es liebt, emotional und musikalisch besonders tief einzutauchen, wird in diesem Jahr wohl kaum etwas vergleichbares finden.

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