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Arrival

Man kann The Vintage Caravan eigentlich nicht wirklich einem bestimmten Genre zuordnen. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „Prog-Blues-Psych“, und irgendwie stimmt das alles. Die jungen Isländer, die bereits im Kindesalter mit dem Musikmachen begonnen haben, legen ein Jahr nach ihrer ausgedehnten Europatour ihr nunmehr bereits drittes Studioalbum vor, den Nachfolger zu „Voyage“, der Passenderweise auf den Namen „Arrival“ hört.

Die Reise der drei jungen Musiker ist aber keineswegs am Ende angekommen, es wurde vielmehr eine neue Stufe erreicht, und The Vintage Caravan kommen an in den Gefilden des Progs, des Blues- und Classic-Rocks, der psychedelischen Musik und des Hardrocks. Einflüsse von Bands wie Cream oder auch Led Zeppelin sind auf dem neuen Album unüberhörbar, aber die verschiedenen Stile werden so gekonnt zu einem inspirierten neuem Ganzen verschmolzen, dass das Zuhören eine wahre Wonne ist. Retro-Rock? Ja, irgendwie schon, aber keineswegs altmodisch. Es ist eine moderne Mischung, psychedelisch, treibend, hymnenhaft, voller Abwechslung und auf hohem Niveau eingespielt. Das Songwriting überrascht mit interessanten Ideen und kann den Vorgänger „Voyage“ damit noch einmal locker toppen. Dabei verschmelzen Progressive Rock, Blues, Vintage und Hardrock mit ein paar Metalriffs zu einem treibenden Gesamtpaket auf musikalisch hohem Niveau.

„Arrival“ macht Spaß – und das nicht nur für 70er-Jahre-Fans. Schon der Opener ‚Last Day Of Light‘ legt die Messlatte sehr hoch und begeistert mit psychedelischen Groovegitarren und treibenden Drums. Das Album wurde in einem alten Ballsaal inmitten der isländischen Landschaft aufgenommen, was für ein ganz spezielle sehr direkte Akustik sorgt. Brachiale Riffs auf Gitarre und Bass bringen den Song zu einem krachenden Höhepunkt, der aber noch einmal locker vom folgenden ‚Monolith‘ übertroffen wird. Was da an geballter leicht düster angehauchter Bluesrock-Energie entfesselt wird, sucht wahrlich seinesgleichen. Ohne viel Schnickschnack geht es straight und tight nach vorne, wird das Tempo bei ‚Babylon‘ noch einmal gesteigert, um im stimmungsvollen schleppenden ‚Eclipsed‘ eine wohlverdiente Pause zu finden, die aber schnell dem treibenden Sechssaiter Platz macht. Da werden wohlige Erinnerungen an die frühen Black Sabbath oder Led Zeppelin wach, und es wundert wieder einmal, welch hohe Qualität die jungen Isländer, kaum älter als zwanzig, auf ihrem dritten Album durchgehend entfachen. Gitarrist und Sänger Óskar Logi Ágústsson hat mit acht Jahren angefangen, Musik zu machen, und mit elf gründete er schließlich The Vintage Caravan. Früh übt sich, wer ein Rockstar werden will.

Ausreißer gibt es auf „Arrival“ keine, jeder Song steht für sich als kleines strahlendes Juwel. Mit ‚Winter Queen‘ findet der Longplayer einen würdigen Abschluss, der in einem atmosphärisch dichten Chorfinale gipfelt. Schon mit dem Vorgänger „Voyage“ erlangten The Vintage Caravan viel Aufmerksamkeit. Das dürfte sich mit „Arrival“ nicht ändern – ganz im Gegenteil. Für alle, die auch nur ansatzweise auf Retrorock und düstere Bluesriffs stehen, ist das Album quasi ein Pflichtkauf. Die jungen Isländer sind in der Tat angekommen. Wir wünschen uns, dass sie nicht wieder verschwinden.

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